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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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besser sehen und beobachten können, wie sich ihr Gesicht verändert.«
    Silberwasser schrie: »Dreh dich um, Mama! Dreh dich um!«
    »Du bist unmöglich!« Sternmuschel schämte sich. Sie nahm das Paddel auf und tauchte es trotz ihrer großen Angst rhythmisch ins Wasser.
    »Das ist gut«, lobte Bleiche Schlange.
    »Wie weit ist es noch bis zum Brüllenden Wasser?«
    »Ich würde sagen, daß wir bis zur Sonnenwende dort sind.«
    »So lange? Du hast gesagt, es wäre am Ostende des Sees.«
    »Das stimmt.«
    »Wie groß ist denn der See?«
    »Wie du gesagt hast, das ganze Wasser der Welt.«
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Aber das hier ist der Obere See. Ist der Windsee auch so groß?«
    »Ja. Ich wohne auf seiner Nordseite. Ich habe dir gesagt, daß es eine lange Reise dorthin ist.«
    »Erzähle mir davon.« Mir ist alles recht, was mich davon ablenkt, wo ich bin - und daß ich bald ertrinke! »Von dem Ort, in dem du lebst, meine ich. Wie ist er?«
    »Wir haben viele Seen. Enten und Seetaucher und Wild gibt es dort. Die Rituale und der Glaube der Menschen dort sind ganz anders als in Sternhimmelstadt. Unsere Sprache ist ihrer sehr ähnlich. Wir verehren die Himmelsmutter statt des Geheimnisvollen, und bei meinem Volk ist die Familie wichtiger als der Clan.«
    »Habt ihr Gesellschaften?«
    »Ja, aber die Gesellschaften sind nicht so stark oder so fest gefügt, wie du sie kennst.«
    »Wenn der Zusammenhalt nicht so stark ist, wie bringt ihr dann etwas zustande?«
    »Wir haben auf jeden Fall viel mehr Spaß dabei als die Leute bei euch. Ich habe sogar eine Schlange gebaut - einen Hügel wie den, von dem du gehört hast.« Er machte eine Pause. »Ich habe es wohl aus Trotz gegen meinen Vater getan. Er würde fluchen, wenn er wüßte, daß nicht geweihte Helfer so einen Hügel errichtet haben.«
    »Er kann nicht mehr fluchen, Bleiche Schlange«, sagte Sternmuschel, »Wanderdrossel hat ihm die Därme herausgerissen.«
    »Du bist schon zu lange in meiner Nähe. Mein Humor nutzt sich ab.«
    Sternmuschel schaute ihn an. »Beleidige mich nicht… Also bestimmen bei euch Familien, nicht die Clans ? Und ihr habt keine richtigen Gesellschaften. Was ist sonst noch anders? Wer bestellt die Felder? Wer entscheidet, was gepflanzt wird?«
    »Sternmuschel, mein Volk ist nicht sehr groß. Mein Land ist nicht wie das Mondmuschel- oder das Sternhimmelland. Bei uns gehört der Boden nicht einer Familie. Wenn du Gänsefuß säen willst, rodest du einfach ein Stück Land und bestellst es. Bei uns werden Regeln nicht so ernst genommen. So halten wir es auch beim Handel. Der größte Teil des Silbers kommt durch unsere Dörfer, ebenso die edlen Pelze aus dem Norden, Bärenzähne und Karibufelle.«
    »Und heiliger Feuerstein?«
    »Bei uns hat er nicht einen solchen Ruf wie bei euch. Wir verwenden ihn nicht zum Aderlaß oder für heilige Schnitzereien. Den Feuerstein, den wir brauchen, bekommen wir von den Clans zu beiden Seiten des Brüllenden Wassers, vom Bärenclan zum Beispiel. Wenn ich dort bin, werde ich welchen eintauschen.«
    Er hörte kurz auf zu paddeln, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen. »Ich muß sagen, daß mein Clan nicht von der Rangfolge bestimmt wird wie bei den Leuten im Süden. Wir bauen wenig an, um uns davon zu ernähren. Wir fangen dagegen Fische, tauchen nach Muscheln, ernten Wildreis aus dem See und sammeln im Wald Beeren und Nüsse. Im Herbst und Winter, wenn die Hirsche sich in großen Herden auf den Weideplätzen sammeln, verbringen wir viel Zeit auf der Jagd. Diese Lebensweise führt dazu… du würdest vermutlich sagen, zu weniger Interesse an Politik. Ich meine, daß wir etwas beweglicher sind.«
    Sie hatte sich nun an den Rhythmus des offenen Wassers gewöhnt und hoffte, daß ihr nichts mehr passieren würde. »Warum kehrst du, wenn du hier oben so glücklich bist, zu den Schlangenclans zurück? Warum bleibst du nicht bei deinen undisziplinierten Nordländern?«
    »Ich bin einer der wenigen, der keine Familie hat, und niemand vermißt mich, wenn ich fort bin. Es ist nicht wie im Süden, wo die Händler die Flüsse befahren und euch die Waren bringen. Wir müssen selbst Handel treiben, mit den Schlangenclans ebenso wie mit den Steinjägern.«
    »Mama?« fragte Silberwasser. »Kann ich auf die Jagd gehen, wenn wir zum Clan von Bleiche Schlange kommen?«
    Sternmuschel wollte es ihr schon erlauben, hielt aber inne. Was wirst du tun, wenn du das Brüllende Wasser verläßt? Und sie antwortete, wie

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