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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Augen sah, daß ihn sein Bruder schon verloren gab. »Du trauerst ja jetzt schon um mich.«
    »Wer wird deinen Leichnam begraben?« Viertöter senkte den Kopf. »Und sich um deine Seele sorgen, damit sie kein heimatloser Geist wird?«
    Der Bug teilte das rhythmisch rauschende Wasser, als das schlanke Kanu durchs Zwielicht dahinschoß. Das Land hatte sich verändert, die vertrauten Pflanzen an den Ufern von Vater Wasser wurden seltener, auch war es kälter geworden.
    Für Perle war die grenzenlose Eintönigkeit des Flusses eine Folter. Um nicht verrückt zu werden, hatte sie sich Kammgras gepflückt, um daraus eine Gebetsmatte zu knoten. Diese Matten stellten die Anhinga in ausweglosen Situationen her und breitete sie dann auf die Grabhügel der Vorfahren mit der verzweifelten Bitte um Hilfe.
    Hier gab es keine Grabhügel, und Perle hatte keine Ahnengeister in der Nähe, die sie hätte um Hilfe anflehen können.
    Ihr ganzer Körper schmerzte, und zu allem Übel hatte noch ihre Monatsblutung angefangen. Wenn sie ihre unbequeme Stellung veränderte, zischten die Männer hinter ihr.
    Sie empfand jetzt tiefen Haß für sie. Nie ließen sie Perle allein, folgten ihr überallhin und lachten über sie.
    Aus den Begleitern waren Entführer und Wärter geworden. Sie war ihre Gefangene und nicht mehr eine hochangesehene und begehrte Braut.
    »Den ganzen Tag sitzt du nur im Kanu und fährst mit, Frau. Die ganze Nacht müssen wir dich bewachen. Von nun an wirst du für uns kochen«, hatte Grizzlyzahn befohlen. In der vergangenen Nacht hatte er sie gezwungen, die Bettdecken ins Lager zu tragen.
    »Damit du lernst, Männern zu dienen«, hatte er erklärt.
    Was kann ich dagegen tun? Dieser Gedanke nagte schon seit Tagen an ihr. Sie war jetzt ihre Sklavin.
    Sie mußte fliehen oder sich wehren. Aber wie ?
    Es war immer jemand bei ihr, selbst wenn sie ein Bedürfnis erledigen mußte. Perle war nie schüchtern oder verlegen gewesen. Auf kleinen Booten kann man sich das gar nicht leisten. Aber diese ständige Beobachtung war ihr zuwider.
    Früher hatten die Krieger der Khota sie immer mit Ehrerbietung betrachtet; aber jetzt lag Verlangen in ihren Blicken, sogar unverhohlene Begierde.
    So hielt der Krieger mit Namen Hundefresser den Blick fest auf ihre volle Brust gerichtet und rieb sich das Kinn, während seine Augen glasig wurden. Rundnarbe mißachtete ihre persönliche Würde am ungeniertesten; immer schlich er hinter ihr her, grinste beim Anblick ihrer schwingenden Hüften und versuchte, ihre Schenkel zu betasten, wenn er ihr ins Kanu half.
    Grizzlyzahn hatte die veränderte Haltung der Männer und die wachsende Spannung bemerkt. Obwohl er Anführer der Gruppe und bester Freund von Perles zukünftigem Mann war, beobachtete auch er Perle verstohlen.
    Als sich das Kanu einer Sandbank näherte, bedachte Perle ihre Möglichkeiten. Es gab nur zwei, entweder zu fliehen oder sich in ihr Los zu fügen. Wenn sie die Krieger in den Kanus betrachtete, schien ihr diese Aussicht entsetzlich.
    Alles was mit den Khota zu tun hatte, war ihr mittlerweile zuwider. Das Lernen der Khotasprache erschöpfte sie. Für sie war es die Sprache eines Volkes, das dauernd nieste.
    Das Boot schoß mit einem zischenden Geräusch auf das sandige Ufer, und Perle stand seufzend auf.
    »Schwach, Frau ?« fragte Rundnarbe, als er ausstieg und sein Paddel im Kanu verstaute. »Vielleicht kannst du mich als Helfer brauchen, um alle die Decken ins Lager zu tragen?«
    »Die Egel sollen dein Blut saugen«, ratterte sie in ihrer Sprache herunter. Rundnarbe lachte in sich hinein und wog sein Atlatl in der Hand; er und andere legten Speere ein und schwärmten aus, um die Zugänge zum Lagerplatz zu untersuchen.
    Perle ging an Land. Hinter der spitz zulaufenden Sandbank lag eine Brackwasserstelle, aus der jetzt Zypressen wuchsen, hohe Schilfrohre säumten den Uferstreifen, hinter dem sich Wald erhob. Während Perle den Platz betrachtete, liefen Krieger an ihr vorbei, vielleicht um im Wald Wild zu erlegen.
    Perle ging zum toten Wasser zurück. Geschützt vom Unterholz hockte sie sich hin und hob den Rock, dankbar dafür, daß sie endlich einmal ungestört war.
    Einarm kam heran, trat hinter sie, grinsend, schnüffelnd.
    »Noch immer nicht fertig, Frau?«
    »Nur noch einen Moment.« Es mußte doch einen Weg gegen, es diesen ekelhaften Burschen heimzuzahlen …
    Die Pflanze stand genau vor ihr. Braun, abgestorben, aber die ovalen Blätter konnte man nicht verwechseln.
    Sie wollten

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