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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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doch, daß sie kochte? Sie hob einen Zweig auf und grub damit in der Erde. Vielleicht war die Pflanze im Winterschlaf, aber die Wurzeln würden den Wirkstoff enthalten, für den die Wolfsmilchsgewächse bekannt waren.
    Perle packte die kostbare Wurzel, stopfte sie in einen ihrer Mokassins und stand auf.
    Einarms Augen glitzerten tückisch. Er hob seinen Lendenschurz und zeigte ihr seinen erigierten Penis.
    »Willst du den? Vielleicht heute nacht, wenn alle schlafen?«
    Sie schüttelte den Kopf und ging rückwärts.
    »Ich bin wirklich gut!« sagte er mit Nachdruck. »Mach dich glücklich.«
    »Ich bin für Wolf der Toten bestimmt«, antwortete sie, »weißt du noch, wer das ist? Dein Kriegsherr.«
    Er lachte und schwenkte sein Glied. »Heute nacht komme ich zu dir. Mach dich glücklich, ja?«
    »Nein!«
    Sie wich seitlich aus, als er sie packen wollte und rannte zum Lager. Er lachte hinter ihr her.
    Grizzlyzahn grub gerade mit einem abgesplitterten Stück Treibholz eine Mulde für eine Feuerstelle.
    Als er Perles zornig blitzende Augen sah, fragte er: »Gab's Ärger?«
    »Einarm will mich. Wollte mir unters Kleid kriechen.«
    Grizzlyzahn nickte. »Du bist die einzige Frau. Was erwartest du? Also, hör jetzt auf, Unruhe zu stiften, und bring unsere Decken ins Lager.«
    »Will der Tote Wolf, daß seine Krieger in sein Weib eindringen?«
    Grizzlyzahn seufzte. »Er ist nicht der Tote Wolf, sondern Wolf der Toten. Die Antwort ist Nein.
    Entferne dich nicht aus meinem Blickfeld! Außerdem, so wie du Khota sprichst, meinst du vielleicht nein, sagst aber ja. Klingt, als hättest du den Mund voll.«
    »Die Khota sprechen ja auch nicht wie normale Menschen.«
    Die Krieger beobachteten sie wie Falken, als sie die Sachen der Männer zum Lager schleppte.
    Sie trug einen der Kochtöpfe zum Feuer von Grizzlyzahn und sah ihm zu, wie er das Feuer entfachte. Geduldig blasend, entfachte er die Glut, und die Zweige und ausgedörrten Gräser gerieten in Brand.
    Perles Eintopf bestand aus einer Brühe aus Gänsefußsamen mit frisch gefangenem Fisch, fünf Enten und den Resten von dem Hirsch, den sie gestern abend gegessen hatten. Perle aß, während sie die Mahlzeit zubereitete, und gab dann erst die letzte Zutat hinein: Wolfsmilch.
    Grizzlyzahn beobachtete sie. »Du denkst ans Weglaufen, willst fliehen, flußabwärts, nach Hause.«
    Sie begegnete kurz seinem Blick. »Warum sollte ich das tun? Ich würde damit nur mein Volk entehren.«
    Das würde sie in der Tat. Es störte sie, daß sie über die Folgen einer Flucht so wenig nachgedacht hatte. Ihr Volk hatte ein Versprechen gegeben. Wenn sie ihren Wärtern davonlief, würde ihr Volk ewig an dieser Schande zu tragen haben.
    Und wenn das Volk damit entehrt wäre? Na und? Ich wollte nicht verheiratet werden.
    »An deiner Stelle würde ich nicht weglaufen«, sagte Grizzlyzahn wie nebenbei und legte Holz aufs Feuer. »Wir sind hier vierzig Krieger. Viele sind erstklassige Spurensucher und hervorragende Schwimmer.«
    Er schaute ins prasselnde Feuer, zufrieden mit seiner Arbeit. Dann setzte er sich neben sie. »Da ist etwas, was du über die Khota wissen mußt. Wir haben viele Fehler - wie alle Völker. Manchmal bekriegen wir uns, manchmal legen wir große Strecken zurück, um andere Völker zu überfallen und zu berauben. Wir haben auch schon Händler ausgeraubt und sogar welche getötet.«
    »Ich habe die Gerüchte gehört.«
    Grizzlyzahn zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist das alles gut für uns, vielleicht auch nicht. Aber du mußt wissen, daß wir stark und voller Lebenskraft sind. In unseren Herzen brennt ein Feuer, das nicht in den Herzen anderer Völker brennt.«
    Die Nacht brach an, und die Krieger kamen ins Lager. Sie brachten Pfähle zum Bau eines Obdachs, die sie in den Sand trieben. Darüber rollten sie Binsenmatten aus. Sie machten ihre eigene Feuerstellen und holten sich von Grizzlyzahns Feuer Glut.
    »Um dir das klar zu machen, erzähle ich dir eine Geschichte, Perle«, fuhr Grizzlyzahn fort. »Zur Zeit meines Urururgroßvaters gab es eine Hochzeit zwischen einem unserer Anführer, Starker Wind, und dem Volk, das an der Ilinimündung lebte.
    Die Frau wurde in unser Lager im Norden gebracht, die Zeremonien wurden abgehalten und die Gelöbnisse beider Völker gesprochen. Aber in der Nacht, in der er sie nahm, verlor sie aus unerklärlichen Gründen den Verstand. Sie stach ihm mit einem Dolch aus Hirschknochen in die Seite und zertrümmerte eine Keule aus Eichenholz auf seinem

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