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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wichtig für mich, daß manche Sterne ihre Richtung ändern?
    Gibt es mir etwas zu essen? Hält es meine Tochter warm?«
    »Und wenn ich dir sage, daß es das nicht tut? Besteht das Leben nicht aus mehr als nur aus Hetze, um zu überleben?«
    Sternmuschel zeigte auf den Alten. »Meine Sorge ist, am Leben zu bleiben. Und indem ich das tue, erhalte ich meine Tochter am Leben, und sie ist sicher vor der Maske. Bis auf Silberwasser habe ich alles verloren, was ich liebte. Ich werde gejagt, und meine Arme tun mir weh vom Abhacken deiner Bäume. Die meisten meiner Schwierigkeiten sind durch dein ›altes Wissen‹ entstanden. Laß es untergehen.«
    Sterngucker sagte: »Du bist ja voll Bitterkeit! Wie hart du sprichst für eine so junge Frau. Es untergehen lassen? Lehrt man das etwa heute? Was ist mit der Hoffnung geschehen? Mit dem Glauben an eine Zukunft?«
    »Frag Bunte Krähe.« Sternmuschel bearbeitete ein weiteres Bäumchen. Ein Bild von Grüßt die Sonne entstand in ihrem Kopf, aber sie verscheuchte es mit einem Ungestüm, das dem glich, mit dem sie die Schößlinge beseitigte.
    »Keine Hoffnung, keine Zukunft.« Sterngucker schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, was am Himmel geschrieben steht. Denk an meine Worte, Mädchen. Öffne deine Ohren und höre. Denn eines Tages wird das Schicksal der Menschen davon abhängen, was sie zwisehen den Sternen finden. Manche wie du werden sich vom Himmel abwenden, und wenn das geschieht, werden wir alle zu Stillstand und Tod verdammt sein.«
    »Das hast du in den Sternen gelesen? Das lehren sie dich?« Sternmuschel stützte die Hände auf die Knie.
    »Und mehr… Aber nicht auf eine Weise, die du verstehen könntest. Nicht bei dem Zorn und dem Gefühl der Sinnlosigkeit, die deine Seele erfüllen.« Nach diesen Worten schien er zu verfallen, schien seltsam niedergeschlagen. »Wie steht es mit dir, Magier? Für deine Vorliebe für anrüchige Bemerkungen bist du merkwürdig still.«
    »Ich denke, alle Dinge müssen sterben und wiedergeboren werden«, sagte Langer Mann ruhig. »Ich denke, daß so die Welt geschaffen wurde. Menschen, Bäume, Tiere, Felsen und Flüsse, alles muß sterben.«
    »Und das Wissen?« fragte Sterngucker.
    »Auch das Wissen, vermutlich.« Langer Mann folgte Sternmuschel zum nächsten Bäumchen, während Sternguckers Hand immer noch auf seiner Schulter lag. »Es ist der Untergang des Wissens, was dich quält, alter Freund. Du glaubst an die alten Bräuche, glaubst, Wissen sei heilig, sei etwas, das in Ehren gehalten werden müsse. Du schätzt die alten Traditionen und findest Sicherheit und Frieden in ihnen.«
    »Du nicht?«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Aber es waren doch gerade die alten Bräuche, die uns für die Völker der Plattformpfeifen verwundbar gemacht haben. Während wir nachts die Sterne beobachteten, bepflanzten sie unsere Felder. Du trauerst um das Wissen wie manche Männer um den Tod ihrer Frau.
    Es erfüllt dich mit einer Hoffnungslosigkeit, die ich an dir gar nicht kenne.«
    »Weißt du, wie es ist, erleben zu müssen, wie alles, was man heilig gehalten hat, stirbt und verfällt?
    Zauberer, ich habe meine Welt dahinschwinden sehen. Die Schüler blieben fort, lernten nicht mehr, oder sie spotteten und wurden Händler oder Pfeifenschnitzer.« Sterngucker machte eine ausholende Geste. »Was siehst du jenseits des äußeren Rings? Sag es mir! Was ist dort draußen?«
    »Bäume«, sagte Langer Mann, auch wenn er zu klein war, um über den Wall zu blicken.
    »Bäume!« stimmte Sterngucker zu. »Und als ich ein Junge war, stand dort ein Gehöft neben dem anderen, so weit das Auge reichte. Damals sprachen wir nicht vom Tod, sondern vom Leben und vom Lernen. Wir verehrten die Toten, und was wir in ihre Grabhügeln taten, gaben wir aus Achtung und Bewunderung. Was höre ich heute?
    Daß die jungen Leute sich abhetzen, um Reichtum anzuhäufen. Und warum ? Damit sie im Überfluß begraben werden können und verehrt werden - als Leute von Rang unter ihren Ahnen.«
    Sterngucker schlug sich auf die Brust. »Ich erinnere mich dieser Ahnen, Magier. Ich erinnere mich an sie und daran, was sie mir von ihren Ahnen und von den noch früher Dahingegangenen berichteten!
    Sie werden diese großtuerischen Narren ebenso verachten, wie der Jäger den Truthahn verachtet, der mit gespreizten Federn auf und ab stolziert.«
    »Du kannst nicht erwarten, daß die Sterne stillstehen.«
    »Nein, aber selbst der einfältigste Narr sollte begreifen, daß man die Ahnen und

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