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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Jede Nacht dreht sich sein Kopf weiter. Erst schaute er sehnsüchtig nach der Dunkelheit im Westen, heute nacht hat der Dachs ein neugieriges Auge nach Osten gerichtet.
    Wartend…
    Das hat mich nachdenklich gemacht.
    Vielleicht sollte auch ich zum Licht blicken. Vielleicht könnte ich es. Ich weiß es nicht. Vermutlich könnte ich rückwärts in die andere Richtung gehen. Es müßte ein seltsames Gefühl sein, mit dem Rücken zu Vater Sonne dem Sonnenaufgang entgegenzugehen. Vielleicht wäre es einfach, wenn ich die Augen schlösse. So könnte ich die Dunkelheit sehen, aber das Licht würde mir den Rücken wärmen. Es müßte angenehm sein, vom Licht gewärmt zu werden. Mir war immer so kalt in letzter Zeit. Kalt bis ins Mark.
    Aber allein daran zu denken, tut mir weh. Würde rückwärts zum Licht gehen bedeuten, daß ich der Dunkelheit den Rücken kehre?
    »Du hattest schon von uns gehört«, sagte Langer Mann, während der Regen auf das Rindendach trommelte. So alt Sternguckers Gesellschaftshaus auch schien, sein Dach war dicht - dafür konnten sie dankbar sein.
    Sternmuschel hatte mit Silberwasser gespielt. Jetzt wandte sie ihre Aufmerksamkeit Sterngucker zu.
    »Von euch gehört?« Sterngucker saß in seine Decken gehüllt vor dem Feuer. »Ich habe viele Geschichten von euch gehört. Mein idiotischer Sohn kam letzten Neumond herauf. Alle suchen nach euch -und dieser besessene Wanderdrossel hat das Interesse an der Maske von Bunte Krähe geweckt.
    Ich habe es von Zwei Hände und einigen der anderen Ältesten gehört. Sie fragten sich, was zu tun sei.
    Zwei Hände kennt die Macht der Maske und weiß, was dieser dumme Mann von den Plattformpfeifen ausgelöst hat, als er die Begräbnisstätte auf dem Berg plünderte. Die Maske gehört nicht in die Hände der Plattformpfeifen!«
    »Niemand sollte die Maske besitzen«, erwiderte Langer Mann. »Aus diesem Grund versteckten unsere Ahnen sie auch, und deshalb trage ich sie jetzt bei mir - um sie weit von den Menschen wegzubringen.
    Mit der Maske gibt es nur Schwierigkeiten.«
    »Glimmervogel war nicht stark genug…«
    Als Sternmuschel hörbar die Luft einsog, wandte sich der Älteste der Langschädel ihr zu. »Still, Mädchen. Die Geschichte, daß die Nennung des Namens den Geist herbeirufe, ist blanker Unsinn.«
    »Nicht für ihr Volk«, warf Langer Mann ein, »und ich bitte dich, ihren Glauben zu respektieren und seinen Namen nicht mehr zu erwähnen.«
    »Warum nicht? Was kümmert es sie oder sonst jemanden, was ich oder meine Ahnen glauben? Das ist der Punkt! Du kannst das eine nicht ohne das andere haben, sonst herrscht Tyrannei! Ist ihr Glaube wichtiger als meiner? Warum darf ich den Namen eines toten Mannes nicht herausschreien? Ich verlange ja auch nicht von ihr, daß sie sich an meinen Glauben hält!«
    »Er macht mir angst.« Sternmuschel warf einen verstohlenen Blick auf das Bündel mit der schrecklichen Maske. »Er war ein Selbstmörder, Sterngucker. Ein furchtbarer, zorniger Mann. Ruf ihn bitte nicht her.«
    »Geister sind nicht so leicht herbeizurufen«, belehrte sie Sterngucker. »Frag den Zauberer, er hat früher genug Zeit darauf verwandt, die Geister zu beschwören. Hast du dazu nur ihren Namen genannt?«
    »Nein«, gab Langer Mann zu. »Aber einen Geist zu veranlassen, etwas für dich zu tun, ist etwas ganz anderes.«
    Die Angst, die plötzlich in Sternmuschel hochstieg, raubte ihr beinahe den Atem. »Du? Du hast früher…?«
    »Vor langer Zeit, Kind, ja. Aber das war eine andere Zeit, es war ein anderes Volk.«
    »Wieso anders? Die Langschädel sind doch noch dasselbe Volk, oder?«
    »Manches verändert sich mit der Zeit.« Der Zauberer verzog sein Gesicht. »Die Macht existiert aus sich, Sternmuschel. In einer Gesellschaft unter den Langschädeln war es üblich, die Geister zu rufen.
    Manchmal kamen sie auch.«
    »Ruf einen Geist!« schrie Silberwasser begeistert.
    »Nein, Kleines«, sagte Sternmuschel sanft zu ihrer Tochter, »schlaf jetzt, Grille«
    »Die Maske …«, begann Sterngucker, »… sie ist nicht böse von sich aus.
    »Nein«, bestätigte Langer Mann. »Der Ärger kommt von den Männern, die sie tragen wollen. Dieser Wanderdrossel will die Maske, um dadurch Rang und Macht zu erringen - das ist der Mißbrauch, den du heute morgen kritisiert bist.«
    »Was hast du von uns gehört?« unterbrach Sternmuschel. »Sterngucker, berichte, was dein Sohn gesagt hat. Wer sucht nach uns? Was reden die Leute?«
    Sterngucker hob den Kopf. »Sie sagen,

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