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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Kupferkopf krümmte sich unter der Wucht des Stoßes und schrie heiser: »Nein! Nein! Wo sind die Blitzvögel? Wo sind sie?«
    Tauchvogel zog den Dolch heraus und senkte ihn dem Mann in die Brust. Dann ließ er ihn zu Boden fallen. Der Träumer rollte sich auf der Seite zusammen, die Augen ungläubig aufgerissen, voller Schmerz. Unverwandt blickte er auf den verwundeten Blitzjünger, der ein paar Körperlängen weiter weg lag.
    Tauchvogel packte Muschelweiß am Arm und schrie: »Komm, wir müssen hier weg! Sofort!«
    »Nein«, rief sie. Das Haar flatterte um ihr Gesicht, als sie sich umdrehte. »Teichläufer! Ich muss zu Teichläufer!«
    Eulenfalter, Rotalge und Häsling knieten neben Teichläufer. Rotalge weinte. »Teichläufer?
    Teichläufer, sag etwas!«
    Muschelweiß drängte sich zwischen sie, ließ sich neben ihn fallen und untersuchte seine Blutdurchtränkte Robe. Der Kopf der Schildpattpuppe ragte ihm aus dem Kragen, von einem weißen Ring nassen Haares umfangen, als wollte sie verwundert zusehen. Muschelweiß sagte: »Teichläufer, ich bin hier. Ich werde dich tragen. Halte dich an mir fest, wenn du kannst.«
    »Nein«, murmelte er mit schwerer Zunge. Der offene Mund zitterte. »Nein, Muschelweiß. Das Blitzvogeljunge kommt!«
    »Soll es. Ich werde dich jetzt hochheben, Teichläufer. Wir müssen von hier fort!« Muschelweiß schob einen Arm unter seine Knie und den anderen unter seine Schultern.
    Teichläufer zuckte in ihren Armen wie ein Kaninchen, das erschlagen wird. Er stieß einen grellen, Unzusammenhängenden Schrei aus, als Blitze direkt über ihren Köpfen niederfuhren, die Donnerschläge so laut, dass man taub davon wurde.
    Muschelweiß schrie auf und fiel rückwärts zu Boden. In der unheimlichen Stille, die folgte, vernahm Tauchvogel eine Stimme, wie ein Gewisper aus dem Grab. Zuerst dachte er, sie komme von Teichläufer, doch der Blitzjünger bewegte den Mund nicht.
    Eine schöne Stimme sagte: »Tanze mit uns, Blitzjünger, komm und tanze. Du brauchst nur die Hand auszustrecken. Auf, augenloser Junge, das ist nicht so schwer …«
    Teichläufer hob eine bebende Hand. »Ich kann nicht … ich kann dich nicht fassen.«
    »Teichläufer«, sagte Muschelweiß. »Was geht hier vor?« In großer Erregung ergriff sie die Ahle, riss sie aus seiner Brust und schleuderte sie fort. »Teichläufer, ich werde jetzt -«
    »Nein«, flüsterte er. »Nein, mein Weib, bitte. Ich muss … gehen …«
    Er hob die Hand noch höher, die weiße Hand ragte hoch wie eine Eisverkrustete Landmarke, und ein Blitz schlug am Strand ein und ließ Muschelschalen und Sand auf sie herabregnen.
    Tauchvogel sprang auf Muschelweiß zu, riss sie zu Boden und schützte sie mit seinem Leib. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Eulenfalter, Rotalge und Häsling getrennt hinwarfen.
    »Heilige Geister«, flüsterte Tauchvogel. Der Krach hallte ihm in den Ohren nach, vor seinen Augen tanzten schwarze Flecken. Er wälzte sich auf die Seite und schaute bangend auf das Meer hinaus, wo die Wasserhose getobt hatte, und dann wieder zum Dorf, wohin die Krieger geflohen waren. Der Wind ging in ein leises Wimmern über. »Steh auf, Muschelweiß!« sagte er.
    Muschelweiß schien ihn nicht zu hören. Stocksteif blieb sie liegen, die Augen voller Entsetzen.
    Tauchvogel fuhr herum, um ihrem Blick zu folgen.
    Ein geisterhaft leuchtendes Gespinst schwoll um Teichläufer an, beängstigend lautlos. Schimmernd.
    Ein phosphoreszierendes Feuer. Tauchvogel hatte es einmal bei einem Gewittersturm mit wilden Blitzen gesehen; jede Muschelschale am Strand hatte in diesem gleichen blauen Feuer gebrannt. Es ergoss sich über Teichläufers Arme und Beine, folgte seinen Adern und badete ihn in azurnem Licht.
    »Teichläufer!« schrie Rotalge auf. Sie griff nach ihrem Bruder, aber in dem Augenblick, in dem ihre Hand durch das Gespinst stieß …
    Ein unbeschreiblich herrliches, strahlendes Licht umstrahlte sie alle.
    Land und Himmel gingen ineinander über. Wie die Mäuse drängten sich die Menschen zusammen, knöcheltief im Regenwasser stehend. Eine halbe Zeithand zuvor hatte sich der Himmel geöffnet.
    Mütter hielten ihre Kinder an sich gedrückt und schützten ihre Köpfe mit Decken, Matten oder alten Gewändern. Der rasende Sturm riss ganze Schauer von Eichenblättern von den Zweigen und schlug sie mit dem Wolkenbruch nieder. Selbst weinende Kinder verstummten erschreckt.
    Mondschnecke schaute finster unter ihrer Haube hervor. Hundszahn saß verdrießlich vor ihr

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