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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Frieden finden«, murmelte Muschelweiß. »Riedgras wird dich dort treffen, wo der Pfad zu den Eisbergen führt. Und ich …« Sie senkte den Kopf, als könnte sie die Qual nicht mehr ertragen. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und beendete den Satz mit ruhiger Stimme: »Ich habe dich sehr geliebt, Kupferkopf.«
    Silberne Kreise erschienen auf der Wasseroberfläche, als sie herauswatete. Sie stand vor Tauchvogel und schien starr durch ihn hindurchzusehen, und ihr Gesicht glich einer Maske. Das Wasser rann ihr die langen Beine hinunter. Er sah die fallenden Schultern und die aufeinander gepressten Lippen und wusste, dass sie unendlich erschöpft war.
    Sie nickte. Tränen glitzerten in ihren Augen. Hastig wandte sie sich zum Gehen. Tauchvogel zog sie an der Hand zurück und umarmte sie fest. »Ich bin's«, flüsterte er und verknüpfte die letzten losen Enden seiner Seelen. »Weine nur, weine um ihn.«
    Schwarzer Regen wanderte über den Strand, südlich von dem verlassenen Dorf, am Arm vom jungen Kleinhorn. Sie lächelte vor sich hin, als sie auf ihre schmalen braunen Füße sah, die durch die ankommenden schaumigen Wellen planschten. Neue Kraft und Lebenslust erfüllten sie, als hätte sich ein Feuer, in ihren Lenden angefacht, im ganzen Körper ausgebreitet. Die Katastrophe hatte ihr die Wiedergeburt beschert.
    Mit viel Glück hatte sie den Wirbelsturm heil überstanden und aus der Zerstörung des Dorfs des Stehenden Horns sofort Nutzen gezogen; ihre Beutel waren prall gefüllt mit wertvollen Gegenständen.
    Die Erbeutung vieler Halsketten, Speerspitzen und Muschelschalen hatte allerdings größte Vorsicht erfordert; sie musste nachts wachsam und leise umherschleichen, um die Leichen zu fleddern. Dieses Volk war ziemlich engstirnig, wenn es um seine Toten ging.
    Sie packte Kleinhorns Arm fester, worauf er im Gegenzug den Arm um sie schlang, mit einer Hand auf ihrer Brust. Er hatte nicht aufgehört zu lächeln, seit sie vor drei Nächten, gleich nach dem Wirbelsturm, zu ihm unter die Decken gekrochen war.
    Sie sah ihn aus dem Augenwinkel an. Zehn und sechs Sommer alt, hatte er noch wenig Erfahrung - aber eine ungewöhnliche Ausdauer. Ganz zu schweigen von dem ungeheuren Prestige, das ihm zugefallen war, da er alle zusammengetrieben und vom Strand weggeführt hatte, bevor der Wirbelsturm sein Zerstörungswerk begann. Die überlebenden Geistältesten vom Dorf des Stehenden Horns hatten ihn zum Kommandanten ernannt.
    Sie stieß ihn mit der Hüfte an und lächelte verstohlen, als sich der Griff auf ihre Brust verstärkte. Er würde ihr genügen. Jedenfalls eine Zeit lang.
    »Was ist denn das?« fragte Kleinhorn und deutete mit der freien Hand auf den Boden.
    Schwarzer Regen kniff die Augen zusammen. Aus den kalten, schaumigen Wellen hob sie den Gegenstand auf und achtete nicht darauf, dass Kleinhorn die Gelegenheit nutzte und ihr zwischen die Beine griff.
    Das Ding schimmerte im fahlen Licht, das den Dunst durchdrang. Sie bewegte es hin und her, sah das Zeichen des Besitzers auf der Rückseite, und ihr Herz machte einen Sprung. Sie hatte all die Geschichten gehört, tatsächlich hatte sie nach der Zerstörung des Dorfs kaum etwas anderes vernommen: Kupferkopf und seine Schildpattpuppe, Kupferkopf und die Ahle!
    »Was ist das?« fragte Kleinhorn abermals und strich ihr über den Hintern.
    Sie steckte es hastig in ihren Gürtel, blieb stehen und drückte ihn an sich. »Ach, nur ein altes Stück von einem Hirschgeweih. Ich langweile mich, Kleinhorn. Irgendwo ist sicher ein Spiel im Gange.
    Komm, das müssen wir finden.«
    Kleinhorn runzelte die Stirn, abgelenkt durch ihren Leib, der sich an ihn drückte. »Aber was willst du denn mit einem alten Stück Hirschgeweih?«
    Schwarzer Regen lächelte verführerisch. »Oh, das kann ich bestimmt mal gebrauchen.«
    Und dann, fragst du? Wir sprechen von Schwarzer Regen, mein Kind. Lass mich nachdenken … Ich glaube, der Hexenmeister hieß Moorspatz. Er hat ihr auch eine Menge bezahlt.
    Hm?
    Ja, das hat er getan. Teichläufer erreichte ein hohes Alter. Manchmal denke ich, er könnte der glücklichste Mensch gewesen sein, der je über die Erde geschritten ist. Muschelweiß liebte ihn zum Schluss sehr, ihre Liebe zu ihm hatte sich im Laufe der Zeit immer weiter vertieft. Er aber hörte nie auf, zu blitzen und in den Himmel aufzusteigen.
    O ja, er donnerte auch. Tatsache ist, dass ihn diese Fähigkeit, donnern zu können, zu einem der größten Heiler aller Zeiten machte. Da

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