Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
weiß doch hier jeder Mann!«
    Schwarzer Regen wirbelte herum und suchte in der Menge nach Schwebestern. Tosendes Gelächter übertönte die Wellenbrecher. Dutzende von Männern schlugen sich auf den Rücken und wieherten vor Lachen.
    Teichläufer ließ vor Scham den Kopf sinken.
    Mit erhobener Hand gebot Kupferkopf Ruhe. Seine Unbehaglichkeit wuchs. Als der Lärm bis auf ein leises Kichern und Fluchen verstummt war, sagte er: »Schwarzer Regen, du lässt mir keine Wahl.
    Viele hier glauben, dass er ein Blitzjünger ist. Nun wird dein Sohn es uns beweisen müssen.«
    Teichläufers Knie zitterten so stark, dass Kupferkopf sich beherrschen musste, um ihn nicht zu stützen.
    Mit zittriger Stimme sagte der Junge flüsternd: »Aber … Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    »Wie?« fragte Kupferkopf. »Sprich lauter, ich will, dass jeder dich hört.«
    Teichläufer zwang sich zu schreien: »Ich glaube nicht, dass ich das kann, es beweisen, meine ich.«
    »Natürlich kannst du das! Ich habe gesehen, dass du es kannst. In meinem Traum.«
    »Aber w-wie denn?«
    Mit klarer, hallender Stimme befahl ihm Kupferkopf: »Schieße die Leuchtenden Adler ab!«
    Einige in der Menge, Außenseiter, Fremde, schrien entsetzt auf. Er sah, wie manche zurückwichen, bereit fortzulaufen. Teichläufer war schreckensbleich. Verzweifelt zerknüllte er den Stoff seines Gewandes. »Bitte«, murmelte er, »bitte verlang das nicht von mir. Ich-ich wüsste ja nicht mal, wie, Kupferkopf.«
    »Er wüsste ja nicht mal, wie, Kupferkopf«, spottete Schwarzer Regen. »Wen überrascht das? Mein Sohn hat noch nie gewusst, wie man überhaupt etwas macht. Mach dieser Posse ein Ende und lass mich meinen Sohn heimbringen.«
    »Wenn er die Leuchtenden Adler nicht abschießen kann, dann ist er nicht der Blitzjünger, den mir meine Träume verheißen haben, und dann lasse ich ihn gehen. Aber das muss er erst beweisen.
    Teichläufer -«
    »Wenn du wirklich willst, dass er es beweist, Kupferkopf«, rief Muschelweiß und trat energisch vor, wie ein Löwe auf der Jagd, »dann gib ihm ein Atlatl und Speere! Gib dem Jungen Waffen, damit er schießen kann!«
    Kupferkopf runzelte die Stirn.
    Mit dir in der Nähe, Muschelweiß? Nur fünf Schritte musst du tun, um sie dem Jungen zu entreißen.
    Würdest du schießen? Könntest du mich töten?
    »Kleinhorn!« sagte Kupferkopf. »Komm her. Gib dem Jungen dein Atlatl und drei Speere. Einen für jeden der übrig gebliebenen Adler.«
    Teichläufer riss den Kopf herum. »Woher weißt du das?« zischte er. »Dass einer der Adler schon tot ist?«
    Das Gefühl der Erfüllung schwoll in Kupferkopfs Brust. »Träume, Blitzjünger, Träume … Jeden Tag meines Lebens ringe ich mit der Macht -«
    Mutig trat der Junge auf ihn zu und starrte ihn mit großen brennenden Augen an. »Und … du kämpfst mit der Verzweiflung und den Wellen der Einsamkeit, die über dir zusammenschlagen. Aber niemand darf sehen, wie du um dich schlägst oder um Hilfe rufst. Du bist vom Gedanken an den Schmerz besessen. Viele Sommer lang hast du die Reue in deinem Herzen gewaltsam unterdrückt wie ein verzogenes Kind. Und …« Er zitterte jetzt sehr stark. »Und du würdest sterben, um diese Seelenqual aufrechterhalten zu können, nicht wahr?«
    Kupferkopf erstarrte. Sein Herz schlug dumpf gegen seine Rippen. Die Verzweiflung, von der der Junge gesprochen hatte, kroch in ihm hoch, lähmte seine Muskeln, schwächte seine Knochen. »Haben dir die Blitzvögel das gesagt?«
    Teichläufers Gesicht leuchtete. »Nein, ich weiß es einfach.«
    Kleinhorn kam mit den Waffen herbei, aber Kupferkopf hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Du hast gefragt, ob ich sterben würde, um diese Qual aufrechtzuerhalten. Ja, Teichläufer, das würde ich. Aber was hat das mit dir zu tun? Warum fragst du danach?«
    »Weil ich glaube, du solltest dir wünschen zu leben nicht zu sterben.«
    »Ich habe nichts, wofür es sich zu leben lohnte, Teichläufer. Nicht hier. Nicht mehr.«
    »Doch!« sagte der Junge mit Nachdruck. Er schüttelte beide Fäuste gegen Kupferkopf. »Du bist ein großer Träumer! Du könntest ein großer Anführer sein. Das hat mir meine Frau erklärt. Mach Frieden mit den anderen Dörfern, und dann -«
    »Das kann ich nicht, das kann ich nicht tun, Teichläufer. Vielleicht hätte ich es noch vor zehn Sommern gekonnt, aber jetzt nicht mehr.« All seine Träume für diese Welt waren seit langem verweht.
    Er winkte Kleinhorn heran. »Gib ihm deine

Weitere Kostenlose Bücher