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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Jaguar belustigt. »Er ist ein guter Mann, Weroansqua, ich an deiner Stelle würde ihn mit Bedacht einsetzen. Männer wie er schießen nicht aus dem Boden wie Ähren auf einem Feld.«
    Sonnenmuschel hielt sich im Hintergrund und wirkte vollkommen uninteressiert an dem Gespräch der beiden.
    Jagender Falke wies mit einer Handbewegung auf das Mädchen. »Deine Begleiterin ist offenbar nicht sehr vertrauensselig. Dies hat doch nichts mit Weidenstumpfs Drohungen zu tun, oder?«
    »Wer hat dir gesagt, dass Weidenstumpf mich bedroht hat?«
    »Oh, er hat sich wichtig gemacht und angekündigt, dass er dich, wenn du ihn nicht in Ruhe lässt, eines Nachts auf dem Scheiterhaufen röstet. Der Große Tayac saß übrigens ebenfalls an meinem Feuer und fand Weidenstumpf diesmal offenbar unterhaltsamer als Muschelkamm.«
    »Ach ja? Findet er sie denn sonst unterhaltsam?«
    »Sie reden miteinander.« Jagender Falke ließ es dabei bewenden und wunderte sich darüber, dass Weidenstumpfs Drohungen Jaguar nicht zu beunruhigen schienen.
    »Ich verstehe.« Die Falten der Missbilligung im Gesicht des alten Mannes vertieften sich. »Und der Grünstein-Clan hält eine solche Verbindung für eine gute Idee?«
    »Was der Grünstein-Clan denkt, geht dich nichts an, Jaguar. Ich habe nachgeforscht. Niemand scheint etwas über dich zu wissen … wer du bist und woher du kommst. Es ist, als kämst du aus dem Nichts.«
    »Hast du in meiner Lagerstatt nach Eulenfedern suchen lassen?«, fragte er freundlich.
    »Hätte ich suchen lassen sollen?«
    Er lachte. »Nein. Aber du hast Gestreifter Bär geschickt, der in den vergangenen Nächten immer wieder einen Blick durch Neuntöters Tür warf. Hat er dir berichtet, dass ich jedes Mal in meinem Bett anzutreffen war?«
    »Das hat er«, murrte Jagender Falke. Sie ärgerte sich darüber, dass der junge Priester so ungeschickt gewesen war, sich ertappen zu lassen.
    Jaguars Lippen zuckten, als ob er ein Grinsen unterdrückte. »Sag ihm, dass er das nächste Mal zum Loch in der Südwand der Hütte schleichen soll. Dorthin gehen die Mädchen, um mit ihren Freundinnen zu schwatzen, nachdem die Plagegeister Rosenknospe dazu zwangen, sie zu bestrafen.
    Neuntöters Hund schläft neben der Tür und knurrt jedes Mal, wenn Gestreifter Bär sich anschleicht.«
    »Kein Wunder, dass Neuntöter dich mag. Du hast denselben miesen Humor.« Jagender Falke machte eine Pause und musterte ihn. »Hast du den Mörder meiner Enkeltochter gefunden?«
    »Nein.«
    »Aber du hast einen Verdacht?«
    »Natürlich. Genau wie du.«
    »Du hast gestern mit Weidenstumpf gesprochen. Glaubst du, dass er es war?«
    »Vielleicht.« Jaguar warf einen Seitenblick auf das Langhaus, wo der junge Jäger wohnte. Es war ein verfallener Schilfbau gleich hinter dem Frauenhaus. »Du hast ihn gesehen, an dem Tag, als Rote Schlinge gebracht wurde. Sag mir, wie sah er aus?«
    Jagender Falke runzelte die Stirn und erinnerte sich an jenen Tag, sah die schauerliche Prozession vor sich, die durch die Felder näher kam, sah die Leiche von Rote Schlinge an der Stange hin- und herschwingen. Und dort war auch Weidenstumpf, der den anderen folgte. »Er war der Letzte in der Gruppe.« Dies war ihr damals gar nicht aufgefallen.
    »Ist das wichtig?«
    »Ich glaube schon.« Sie nickte. »Normalerweise wäre er an der Spitze marschiert und hätte sich in die Brust geworfen, um bewundert zu werden.«
    »Ja, er macht auch auf mich einen solchen Eindruck. Und während der Zeremonie, in der Rote Schlinge zur Frau erklärt wurde - hat er sich da auffällig benommen?«
    Jagender Falke versuchte sich zu erinnern und presste sich die Finger auf die Lippen. Sie wusste, dass sie ihn gesehen hatte … oder? Wo war es gewesen? Sie hatte in der Tat etwas Ungewöhnliches bemerkt, aber … »Ja, tatsächlich! Hättest du nicht danach gefragt, hätte ich es völlig vergessen.«
    »Also … wie auffällig?«, drängte Jaguar.
    »Das ist es ja gerade.« Jagender Falke machte eine hilflose Handbewegung. »Ich kann mich nicht erinnern. Es war etwas in der letzten Nacht, beim Tanz. Er war … er war … o Fledermausscheiße! Aber es fällt mir wieder ein. Ich habe immer noch ein gutes Gedächtnis. Zu jenem Zeitpunkt schien es einfach nicht wichtig zu sein.«
    »Hing es mit Rote Schlinge zusammen? Oder vielleicht mit Wilder Fuchs?«
    »Nein, bestimmt nicht. Aber ich kann dir sagen, dass ich Wilder Fuchs und Rote Schlinge in jener Nacht zusammen gesehen habe. Sie sprachen unauffällig miteinander.

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