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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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flüsterte sie: »Vielleicht für dich.«
    Jaguar lehnte sich zurück und zog die Decke über seine Knie. »Sonnenmuschel, stört es dich denn nicht, dass die Halskette von Wilder Fuchs in der Hand von Rote Schlinge gefunden wurde? Dass er sich mit ihr paarte, als sie noch ein Mädchen war? Dies ist nicht die Art eines achtbaren Mannes.«
    Sie spielte nervös mit dem Saum ihres Kleides. Sie selbst hatte sich Wilder Fuchs angeboten, als sie ihm vorschlug, mit ihr zu fliehen, als sie ihm versichert hatte, sie könne seine Frau sein. Sie hatte kein Recht, ihn zu verdammen, weil er Rote Schlinge geliebt hatte. Allerdings hatte auch sie die Entdeckung der Halskette stutzig gemacht. »Dass sie beieinander lagen … das war nicht anständig, da hast du Recht, Ältester. Aber für die Halskette gibt es bestimmt eine einleuchtende Erklärung. Wilder Fuchs hätte Rote Schlinge niemals wehgetan, das weiß ich.«
    »Glaubst du nicht, dass Rote Schlinge die Kette gepackt haben könnte, als sie um ihr Leben kämpfte?
    Dass sie ihm bei dem Versuch, sich zu retten, die Kette vom Hals riss?«
    Sonnenmuschel richtete sich auf und blickte Jaguar mit funkelnden Augen an. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ich verstehe.« Aber sein Verhalten strafte seine Worte Lügen. Er biss mit grimmiger Miene die Zähne zusammen. »Wer also, glaubst du, hat Rote Schlinge denn ermordet?«
    »Ich weiß es nicht, Ältester.« Sie hob ratlos die Hände. »Fast jeder in Flache Perle hatte ein Motiv.«
    Jaguar starrte stirnrunzelnd in den Nebel. Während es an diesem frühen Morgen langsam wärmer wurde, schien sich der Nebel in Fetzen aufzulösen. Bald würde er aufsteigen und niedrige Wolken bilden. »Das ist wahr. Wir müssen noch einiges in Erfahrung bringen, bevor wir über die Ereignisse urteilen können.«
    Der Himmel im Osten glühte nun. Möwen flogen heiser kreischend über das leuchtende Blau.
    Sonnenmuschel strich über das glatte Holz der Keule von Wilder Fuchs, die er sie gezwungen hatte zu nehmen, obwohl vor allem sein eigenes Leben in Gefahr war. »Ältester«, fragte sie, »warum hasst du Wilder Fuchs so sehr? Er hat dir nie etwas getan.«
    »Das stimmt«, antwortete Jaguar. »Aber das wird sich ändern, wenn ich ihm Gelegenheit dazu gebe.
    Er wird jeden verletzen, der ihm eine Gelegenheit dazu gibt.« »Mich hat er nie verletzt.« »Nie?«
    Sie wollte schon antworten, aber er würde wissen, dass sie log. »Selbst wenn es so ist, will ich ihn immer noch heiraten, Ältester. Hältst du das für falsch? Dass man jemanden für immer lieben will?«
    »Falsch nicht«, antwortete er nachdenklich. »Aber nichts ist so schwierig wie einen anderen Menschen zu lieben, Sonnenmuschel. Wer liebt, will den andern oft besitzen, ihn in das eigene Herz sperren, wo er gefangen bleibt wie ein geliebtes Hündchen …«
    »Ich will Wilder Fuchs nicht als mein Hündchen.«
    Jaguar schaute unter seinen buschigen Brauen zu ihr auf. »Vielleicht nicht. Aber er will dich bestimmt als seines. Er behandelt dich bereits wie seinen zweitliebsten Hund.« Er gab Sonnenmuschel keine Gelegenheit zu widersprechen. »Lass mich ausreden.«
    Sie biss die Zähne zusammen.
    Er beugte sich vor und sah ihr fest in die Augen. »Willst du wissen, wie du es vermeiden kannst, ein Hündchen zu werden?«
    »Eigentlich nicht. Ich glaube, es betrifft mich nicht. Ich habe einen zu starken Willen.«
    »Ich werde es dir trotzdem sagen, und eines Tages wirst du froh sein, dass du es gehört hast.« Er wischte einige Bröckchen Erde von der Decke, liebevoll, als wäre sie lebendig und als wollte er sie nicht verletzen. »Versuch niemals, mit einem anderen Menschen eins zu werden, Sonnenmuschel. Du wirst dich danach sehnen, und das Herz kann sehr anspruchsvoll sein. Lass trotzdem die Finger davon.
    Liebe kann nur gelingen, wenn zwei Menschen begreifen, dass sie nicht eins sein können und lernen, den Abstand zwischen sich zu respektieren. Denn nur der Abstand ermöglicht es, den anderen Menschen so zu sehen, wie er wirklich ist, vollständig und nackt gegen den klaren blauen Himmel.
    Dies ist der Anfang der wirklichen Liebe.«
    »Abstand! Aber ich …«. Sonnenmuschel hielt inne, um zu sehen, ob Jaguar seine Augen auf die ihm eigene Art zusammenkniff. Aber er tat es nicht. Er sah sogar ein bisschen traurig aus. »Ältester, ich verspreche dir, dass ich deine Worte nicht vergessen werde, aber ich werde mich wahrscheinlich nicht dazu durchringen können, einen solchen Abstand zwischen mir und

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