Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
kräftiger Krieger hätte ihnen einen Pfeil in den Bauch schießen können, als sie über die mit Raureif bedeckten Palisaden glitten. Sie brauchte den weißen Atem nicht zu sehen, der vor ihrer Nase emporstieg, um zu wissen, dass der Winter schwer auf dem Land lag.
    Jagender Falke krümmte die schmerzenden Finger und blickte über Flache Perle. Die Leute erledigten die morgendlichen Hausarbeiten. Manche waren auf Botengängen unterwegs. Andere verließen das Dorf, um ihre Notdurft zu verrichten. Mädchen holten bei Ebbe frisches Wasser aus dem Fluss. Eine Gruppe schläfriger Jungen trottete schwerfällig zum Ein-lass, zweifellos waren sie auf dem Weg, um Feuerholz zu sammeln. Die alte, vom Blitz gezeichnete Eiche würde sicher abermals nach Brennholz abgesucht werden, obwohl dort kaum noch etwas zu finden war.
    Jagender Falke holte tief Atem. Nase und Kehle nahmen es ihr sofort übel, und sie stieß mit dem Sassafrasstock wütend auf den gefrorenen Boden. Die Hüften schmerzten, Knie und Knöchel quälten sie, und selbst im Gesäß spürte sie einen reißenden Schmerz. Es war eben der Winter, der dafür sorgte, dass jedes Gelenk sie quälte. Nicht einmal Einreibungen mit Schierlingssalbe oder Tee aus gerösteter, klein gehackter Kermesbeerwurzel schienen mehr zu helfen. Vielleicht würde sie später am Tag Grüne Schlange zur Schwitzhütte rufen und ihn eine Kräuterdampfkur aus Zedern, Kratzdistel und Zwergsumach machen lassen.
    Jagender Falke humpelte langsam zum Haus der Toten, um Okeus und ihren Ahnen Tabak und Mais zu opfern. In Gedanken versunken kostete es sie eine Weile, bis sie den grauhaarigen, schmächtigen Ältesten erkannte, der durch den Einlass in den Palisaden das Dorf betrat und dem Sonnenmuschel wie ein Schatten folgte.
    Jagender Falkes Lippen zuckten. Nach kurzem Zögern lenkte sie ihre Schritte in eine andere Richtung.
    Sie hatte mit Jaguar zu sprechen und war schon in Grußweite, als er sie sah; er blieb stehen und lächelte.
    »Ich grüße dich, Weroansqua«, rief er respektvoll. Er hatte seine alte abgetragene Decke um die knochigen Schultern gezogen, Leggings aus Waschbärenfell bedeckten seine Waden und fielen über die Mokassins. »Ein schöner Morgen, nicht wahr?«
    Sie schnaubte verärgert: »Schön? Meine Beine tun mir weh, meine Finger tun mir weh, und meine Füße tun mir auch weh. Je kälter und feuchter es wird, umso schlechter fühle ich mich.«
    Jaguar lächelte wissend und hob die dichten Brauen. »Ah, du hast doch sicher die üblichen Mittel angewandt.«
    »Die und andere. Der alte Knochen, Grüne Schlange, will mich von Kopf bis Fuß mit Störöl einreiben und mich dann schwitzen lassen, bis ich koche.«
    »Störöl?« Jaguar rieb sich das Kinn. »Das ist ein neues Mittel.«
    Jagender Falke kniff ein Auge zu. »Wenn du mich fragst, hat er schon alles andere ausprobiert und ist mit seiner Weisheit am Ende. Blitzende Katze erklärte Fliegende Fischreuse, und der erklärte Pfadwanderer, und der erklärte Gelbes Netz, und sie erklärte schließlich mir, Grüne Schlange hätte etwas davon gemurmelt, dass er noch nie einen Stör mit Beschwerden in den Gelenken gesehen hätte.«
    Sie sah ihn listig an. »Wie würdest du dies deuten, alter Zauberer?«
    Jaguar nahm ihr den »alten Zauberer« übel und warf ihr einen grimmigen Blick zu. Dann sagte er:
    »Ich würde sagen, dass er sich keinen Rat mehr weiß, dies aber für sich behalten will.«
    »Das glaube ich auch.«
    Jaguar betrachtete ihre geschwollenen Fingergelenke. »Ich habe eine Idee. Schick einen deiner Jungs, er soll Weidenrinde abziehen. Die trocknest du, zerstampfst sie und brühst einen Tee davon. Der hilft für eine Weile. Er schmeckt ziemlich übel, hilft aber gegen die meisten Arten von Schmerz. Die Kraft der Weide ist sehr groß. Nimm nicht zu viel, sonst bekommst du Bauchweh.«
    »Ach ja, immer der Bauch.« Sie rieb sich den mageren Leib. »Der ist ein anderes Problem.«
    »Vielleicht kann ich helfen.«
    »Woher weißt du so viel über das Heilen? Von den Schlangenhäuptlingen jenseits der Berge?«
    »Von denen, ja, und von anderen.« Er neigte den Kopf. »Du bist gut informiert. Der Häuptling erstattet sicher Bericht?«
    »Es ist seltsam, aber er spricht über dich nicht so offen, wie ich es von ihm gewohnt bin.« Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, er hat dich gern. Und Neuntöter gehört nicht zu denen, die anderen vertrauen. Ich habe den Verdacht, dass du tatsächlich ein Nachtwanderer bist.«
    Diesmal lächelte

Weitere Kostenlose Bücher