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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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warnend. »Wir wissen jetzt nur, dass er sie nicht mit dieser Keule umbrachte. Dieser Holzspan hier, den wir dort oben fanden, der passt vielleicht zu einer anderen Keule.«
    »Aber er hätte doch sicher seine eigene Waffe benutzt. Diese Keule trägt er schließlich mit sich herum wie eine Art persönlichen Totem.«
    Jaguar starrte mürrisch auf den Schädel. »Die Antwort liegt dort«, sagte er nachdenklich. »Sie will uns etwas zeigen. Aber … was?«
    Neuntöter blickte den Schädel zweifelnd an. »Ältester, es ist nur ein Schädel auf einer Matte.«
    »Richtig, Häuptling.« Des Alten Blick ging plötzlich ins Leere. Er stützte sich auf die Keule. »Einen solchen Zahn sah ich schon einmal.«
    »Ältester?« Neuntöter beugte sich hinunter, um die Zähne von Rote Schlinge zu betrachten. Blut befleckte die Wurzeln, aber die Zähne, die aus dem Knochen ragten, waren weiß poliert worden.
    »Es war nur ein Gedanke, Häuptling. Ich muss es noch genauer untersuchen.«
    »Möchtest du nicht…«
    »Nein, jetzt nicht. Ich möchte …«
    In diesem Augenblick ertönte draußen Geschrei. Neuntöter richtete sich auf. Er hörte eine Stimme: »…
    was gestohlen?«
    »Ich glaube, der Große Tayac hat den Verlust seiner Keule entdeckt.« Jaguars Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Entschuldigt mich jetzt, ich möchte ihm sein Eigentum zurückgeben.«
    »Du, Ältester? Wie ich gehört habe, will er dich ohnehin töten!«
    »Umso mehr Grund für mich, ihm seine Keule zurückzugeben. Meinst du nicht auch? Ein Versuch, die tobenden Wasser zu beruhigen.«
    »O ja. So kommen Wirbelstürme zustande.«
    »Nur zu bestimmten Zeiten im Jahr, Häuptling.« Mit einem Nicken zeigte er Grüne Schlange seine Dankbarkeit, schwang die schwere Kriegskeule über seine knochigen Schultern und marschierte zum Einlass.
    Es war kalt, als der Tag begann, der Himmel war klar und im Osten rosafarben getönt, als die Wintersonne durch die kahlen Zweige auf den Hügelkamm schien. Jaguar trat aus den Palisaden hinaus und blickte über die Felder; wie Nebel stieg sein Atem in die Luft.
    Die schwarzen Stümpfe längst abgestorbener Bäume ragten wie verfaulte Zahnstummel aus dem Boden. Unkrautstängel und verdorrtes Gras - als Brennmaterial nicht ergiebig genug -verliehen dem von vielen Füßen zertrampelten Schnee an manchen Stellen einen lohfarbenen Schimmer.
    Gestern war es so warm gewesen, dass die obere Schneeschicht geschmolzen war, aber der Nachtfrost hatte erneut eine starke Kruste gebildet. Bei jedem Schritt krachten Jaguars Mokassins in den weichen Schnee darunter.
    Bucklige Langhäuser standen auf den Feldern verstreut. Auf den Schilfdächern glitzerte der Reif, und dünne blaue Rauchfähnchen stiegen durch die Abzugslöcher in den Himmel. Man brauchte nicht viel Fantasie, um in den Schneewellen des Feldes verzauberte Walfische liegen zu sehen.
    Jaguar sah die Frau, die er suchte, sofort. Sie hatte gerade ihre Notdurft erledigt und richtete ihr Kleid.
    Er zog sich die Decke fester um die Schultern und widerstand dem Drang, in der Kälte des Morgens mit den Zähnen zu klappern.
    »Ich grüße dich, Muschelkamm«, sagte er fröhlich und ging auf sie zu. »Ich bin erstaunt, dich schon so früh zu sehen, nach all den Aufregungen der letzten Nacht.«
    Sie blickte ihn skeptisch an und zog dabei eine schmale Braue in die Höhe. »Aufregung, die wir dir zu verdanken haben, Ältester.« Sie verzog die Lippen. »Ich würde ja immer noch gern wissen, wie es dir gelang, Kupferdonners Keule zu stehlen.«
    »Das würde er selbst bestimmt ebenso gern wissen.« Jaguar zuckte die Achseln und setzte sich auf einen verwitterten Baumstumpf. Wenn sich die Leute ein neues Feld urbar machen wollten, ringelten sie die Bäume, damit sie abstarben. Anschließend hackten und brannten sie abwechselnd, um das Land zu roden. Die Stümpfe konnten sie jedoch nicht beseitigen; deshalb pflanzten sie darum herum, bis sie endlich verrottet waren.
    Muschelkamm lächelte. »Sag mal, hast du ihn damit nur reizen wollen? Wenn ja, warst du erfolgreich.
    Er raste vor Wut und fluchte die ganze Nacht lang. Hätte er die Gelegenheit dazu gehabt, hätte er dich sicher auf der Stelle umgebracht.«
    Jaguar tat höchst überrascht. »Was? Hat er mir etwa nicht geglaubt, dass ich sie auf einem alten Brennholzstapel bei Grüne Schlange gefunden habe? Ich hätte geschworen, dass sie als Opfergabe für Okeus gedacht war. Wie könnte man den falschen Gott denn besser ehren als mit einem

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