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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Weroansqua eine sehr unglückliche Frau werden.«
    Neuntöters Magen zog sich zusammen. »Schluss mit den Andeutungen! Sag mir endlich, was du denkst, Ältester.«
    Jaguar blieb unvermittelt stehen. »Noch nicht, Häuptling. Meine Vermutungen werden viele Leute vollkommen durcheinander bringen. Zuerst will ich ganz sicher sein und dann in Ruhe darüber entscheiden, was ich mit meinem Wissen anfangen werde.«
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
    »Doch.«
    Das herzliche Lächeln und die Trauer in den Augen des alten Mannes milderten Neuntöters schlimmste Befürchtungen.
    »Ältester, ich weiß alles, was auch du weißt. Wenn alles so klar ist, warum kann ich es nicht sehen?«
    »Weil du, mein Freund, von deiner eigenen Wahrheit geblendet wirst.« Jaguar ging weiter zu den Palisaden. »Die Menschen sehen die Welt, so wie man sie lehrte, sie zu sehen. Auch du hast eine bestimmte Sichtweise gelernt, und wenn du in eine andere Richtung blickst, dann siehst du doch nur die Muster, die du zu sehen erwartest. Wie ein Mann, der in den Nebel schaut. Du glaubst, dass die Welt dieselbe wie vorher ist, wenn der Nebel sich hebt. Vielleicht, Häuptling, will ich den Nebel gar nicht aufreißen. Vielleicht irre ich mich, und es ist gar nicht das dahinter verborgen, was ich vermute.«
    »Das beruhigt mich nicht.«
    »Es soll dich nicht beruhigen, Häuptling.«
    Sie gingen durch den Einlass in den Palisaden hindurch und überquerten den Platz. Die Säulen der Wächter warfen lange Schatten in dem Sonnenlicht, das auf ihren geschnitzten Gesichtern lag. Man hatte schon angefangen, ihnen angesichts des bevorstehenden Sonnenwendfestes Opfergaben zu Füßen zu legen. Die Sonnenwende war für die Menschen - nach der Maisreife im Spätsommer - die zweitwichtige Zeremonie. Mit den Feierlichkeiten sagten sie Erster Mann Dank für das vergangene Jahr und flehten ihn an, seine Reise nach Norden anzutreten, um der Welt wieder Wärme und neues Leben zu bringen.
    Heute wirkte das Haus der Toten mit der verwitternden Seitenwand aus Borke grau und abweisend. Neuntöter fühlte die Anwesenheit von Rote Schlinge förmlich durch die Wände hindurch. Er sah im Geiste Okeus in seiner Nische sitzen, und seine Augen glühten im Feuerschein bösartig. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Wenn es aber schließlich doch nicht richtig ist, Ältester, was wird dann aus den Unabhängigen Dörfern? Worauf muss ich mich vorbereiten?«
    Jaguar rieb sich das Kinn; nachdenklich blickte er zu Boden. »Auf das Schlimmste.«
    »Krieg mit dem Großen Tayac?« Neuntöters Blick wanderte zu den jungen Kriegern, die etwas abseits mit Weidenstumpf sprachen und seine Haartracht bewunderten.
    »Vergiss nicht den Mamanatowick. Wasserschlange liegt immer sprungbereit auf seinem Lager, um jederzeit losschlagen zu können. Und sollte er die plötzlich auftauchende Gelegenheit übersehen, dann warten schon Steinfrosch und seine Conoy im Norden auf einen günstigen Augenblick.«
    »Statt mit denen hätte ich lieber mit Wasserschlange zu tun. Er hat den längeren Weg und muss über das Wasser.«
    Neuntöter zog seinen Federumhang fester um sich, als er Spottdrossel erblickte. Der alte Mann stand vor dem Langhaus seiner Tochter. »Ältester, entschuldige mich bitte, aber dort ist ein Mann, mit dem ich sprechen muss. Ich treffe dich gleich im Haus von Rosenknospe.«
    »Geh nur, Häuptling. Aber sei gewarnt! Wenn der Kürbis so gut ist wie das letzte Mal, wird für dich nicht mehr viel übrig sein.«
    Neuntöter nickte kurz und ging eilig über den Platz. Im Vorbeigehen berührte er die Wächter. Sie beobachteten ihn mit stumpfen Holzaugen, als prüften sie seine Seele.
    Spottdrossel war beinahe so alt wie Jagender Falke. Sein Rücken war krumm, und seine Haut sah aus wie eine Nussschale, die zu lange in der Sonne gelegen hatte. In jüngeren Jahren war er ein geachteter Krieger gewesen, aber jetzt waren seine Augen trübe geworden und beim Gehen knirschten seine Knie so laut, dass man es hörte. Wegen der Schmerzen konnte er keine weiten Strecken mehr zurücklegen.
    »Ich grüße dich, Ältester«, sagte Neuntöter. Der Alte neigte den Kopf und bog ein fleischiges Ohr nach vorn, um besser zu hören. Sein schütteres weißes Haar schimmerte im Sonnenlicht. Eine einzelne Hüttensängerfeder steckte in dem kleinen Knoten, den er immer auf der linken Seite des Kopfes trug.
    »Wer ist da?«, fragte er mit kratziger Stimme.
    »Neuntöter, Ältester, der

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