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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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abholen.«
    »Wo fandest du sie?«
    »Na, dort neben dem Haus der Toten. Lag einfach dort herum. Beinahe hätte ich sie nicht gesehen, stolperte aber darüber.« Er schüttelte den Kopf. »Bin nicht mehr so flott auf den Beinen, sie hatte sich mir um den Fuß gewickelt. Die Leute sollten etwas mehr Rücksicht auf alte Männer wie mich nehmen.
    Wir fallen doch über jeden Dreck, und diese Knie - solche Dummheiten verzeihen sie nicht mehr.«
    »Was geschah mit der Decke?«
    »He? Legte sie um die Schultern. War doch so kalt, verstehst du? Und ich hatte meinen Umhang verlegt.«
    »Auf der anderen Seite des Hauses der Toten also? Was hattest du dort zu suchen?«
    »Na, es hätte gut sein können, dass mein Umhang dort lag.«
    »Warum gerade dort, Ältester?«
    Spottdrossel grinste. Sein zerfurchtes Gesicht wirkte listig. »Dort ist es dunkel, verstehst du? Und die Knie, die taugen nicht mehr viel. Beim Tanzen fiel ich über alle möglichen Leute und stand vielen im Weg. Auch so ein alter Bär wie ich muss einmal Wasser lassen und, um die Wahrheit zu sagen, Häuptling: Wenn du alt bist, dann fließt auch das nicht mehr so schnell und munter wie früher.
    Braucht eine Weile, bis alles leer ist. Und dort war gleich der Schatten, ich konnte mich an der Wand entlangtasten und in aller Ruhe pinkeln. Ein alter Mann wie ich will keine Kinder dabeihaben, die dann wetten, wie lange der Alte braucht.«
    »Verstehe. Du dachtest also, dass du den Umhang vielleicht dort draußen vergessen hättest.«
    »Na ja, der fällt mir manchmal von den Schultern.«
    Neuntöter dachte darüber nach, ob es nicht vielleicht besser wäre, jung zu sterben. »Und diese Decke, Spottdrossel. Hast du sie noch?«
    »He? Na ja. Irgendwann fragt sicher jemand danach. Aber mir war kalt an dem Morgen, da legte ich sie mir um und nahm sie mit nach Hause. Ist doch besser, sie trocken im Haus zu haben, als dass die Hunde sie draußen nass machen.«
    »Darf ich einen Blick darauf werfen?«
    »Meinst wohl, es ist deine, was?«
    »Nein, aber …«
    »Eine so schöne Decke solltest du nicht herumliegen lassen, die könnte ein alter Mann vollpinkeln.
    Oder die Hunde lassen sich drauf aus. Und wenn du sie schon irgendwo liegen lässt, dann gefälligst dort, wo ein alter Mann nicht drüber stolpert.«
    Neuntöter zuckte zusammen. »Ja, sicher, Ältester. Verzeih mir.«
    Spottdrossel beugte sich mit knirschenden Gelenken hinunter und trat durch den Einlass des Langhauses.
    Während Neuntöter wartete, blickte er über den Platz zum hohen Haus der Toten hinüber und auf die Wand, die bei hell leuchtendem Freudenfeuer im Schatten gelegen hatte. In Rote Schlinges letzter Nacht war dahinter viel geschehen.
    Spottdrossel schlurfte endlich aus dem Haus und hielt eine ordentlich zusammengelegte Decke aus Hirschleder in Händen. Sie war sorgfältig gearbeitet, aufwändig bestickt und ganz offensichtlich sehr wertvoll. Als Neuntöter sie auseinander faltete, glitzerte das Bild von einem Hirschbock im Feuerschein. Ein kleines Kupferstück war auf jede Ecke aufgenäht.
    »Deine?«, fragte Spottdrossel.
    Neuntöter atmete tief ein. »Nein, Ältester.« Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er faltete die weiche Decke wieder zusammen. »Aber ich weiß, wem sie gehört. Ich verspreche dir, dass sie dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wird.«
    »He? Also gut. Aber sag ihm, Häuptling, er soll in Zukunft seine Sachen nicht dort liegen lassen, wo ein alter Mann darüber stolpern kann. Wenn du so alt bist wie ich, dann fällst du hin und kommst vielleicht nicht mehr hoch.« Er lachte gut gelaunt in sich hinein.
    »Ja, ich danke dir, Ältester. Du warst eine große Hilfe.« »Gut, gut. Seh dich dann bei der Sonnenwendfeier. Erster Mann darf nicht denken, wir hätten ihn vergessen.«
    »Auf keinen Fall.« Neuntöter nahm die Decke unter den Arm und wandte sich zum Haus von Rosenknospe, aber er ging mit weichen Knien.
    Jaguar war überrascht, als Rosenknospe mit einem Bündel auf dem Rücken auf ihn zutrat. Er blieb stehen. »Ich dachte, du bereitest das Essen für die Sonnenwendfeiern zu.«
    Sie seufzte und hielt inne. »Zurück mit dir, Jaguar! Es sei denn, du willst, dass Weiberblut deine kostbare männliche Seele bedroht.«
    »Ah, ich verstehe. Der Mond hat seinen Segen über dich ausgeschüttet.«
    Rosenknospe betrachtete ihn. »Dies ist eine merkwürdige Ausdrucksweise für einen Mann.«
    Jaguar grinste. »Ich muss dir etwas erzählen. Einmal — es ist schon länger her -

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