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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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auf weitere Bestimmungen verzichtet. Eine gute Idee, aufgenommen in ein schlampig formuliertes Gesetz.«
    »Sie glauben also nicht, dass die Piankatank wirklich Indianer sind?«
    Adam breitete die Arme aus. »Was bedeutet denn Indianer ‹? Wir unterscheiden nicht mehr nach der Abstammung. Ich kenne Menschen, die werden auf einer Stammesliste geführt und sind so weiß wie Sie oder ich. Ich habe selbst gesehen, wie sie nach den Bräuchen der Ureinwohner leben. Aber wenn sie auf der Suche nach Visionen loswandern, einmal in der Woche in die Schwitzhütte gehen und die alten Stammestänze tanzen - sind sie dann schon Indianer?«
    »Würde ich sagen.« McCoy spielte nachdenklich mit seinem Kugelschreiber. »Die Regierung erkennt doch die Stämme an.«
    »So einfach ist das nicht. Die Piquot, Pamunky oder Piscataway zum Beispiel werden von der Regierung der Vereinigten Staaten nicht anerkannt. Und viele andere auch nicht. Dabei sind sie doch Indianer, oder etwa nicht?«
    »Hatten Sie Knochen in Ihren Sammlungen? Nachweislich menschliche Gebeine?«
    »Einige. Meistens handelte es sich um Knochenstücke aus einem Beinhaus in Maryland. Aber diese Gebeine stammten nicht von den Vorfahren der Piankatank. Ich habe die Fundstücke irokesischen Ursprungs bereits erwähnt. Wir hatten zwei Schädel, vermutlich Susquehannocks, die bei einem Überfall der Conoy um 1630 getötet worden waren. Die Conoy hatten sie an die Powhatan verkauft, die sie ihrerseits zwischen 1700 und 1750 an einen weißen Pflanzer weitergaben. Sie waren seit vielen Jahren in unserem Besitz.« Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Adam auf seine Kaffeetasse.
    »Das ärgert Sie offenbar sehr.«
    »Ja. Denken Sie doch einmal darüber nach. Wenn die Piankatank wirklich Piankatank-Indianer sind, dann sind sie auch Algonkin-Indianer, nicht wahr? Angenommen, sie üben noch ihre ursprüngliche Religion aus, was ich bezweifle, dann werden sie diese zwei Irokesen-Seelen mit ihrem Totengesang direkt zu Okeus schicken.«
    »Okeus?« McCoy sah Adam verwirrt an.
    »Das ist der Algonkin-Gott des Chaos'. Aber der Witz ist, dass die zwei Susquehannocks in ein Jenseits geschickt werden, in dem es von Feinden nur so wimmelt. Sie gehören eigentlich ins Totendorf der Irokesen. Selbst wenn man den Glauben der Ureinwohner nicht teilt, ist alles andere unmoralisch und ungerecht und auch dem Ziel des NAGPRA-Gesetzes völlig entgegengesetzt. Stellen Sie sich vor, Deutsche feierten einen lutherischen Gottesdienst über dem Grab eines Holocaust-Opfers.
    Der Affront wäre vergleichbar. Und wir billigen einen solchen Vorgang. Das ist eine moralische Gemeinheit!«
    »Ich verstehe.« McCoy machte sich schnell einige Notizen.
    »Verstehen Sie's wirklich? Die Idee, den Totenkult der eingeborenen Völker zu schützen, ist nicht präzise genug. Natürlich haben die Algonkin ihre Toten geehrt, sie haben die Leichen ihrer Häuptlinge jahrelang in Tempeln aufgebahrt, sodass sie mit deren Geistern sprechen konnten. Aber die Leichen ihrer Feinde, die haben sie geschunden, ihnen die Skalpe abgeschnitten und ihre Köpfe als Trophäen mitgenommen. Wenn sie Missetäter aus den eigenen Reihen bestraften, wegen Mord oder Inzest zum Beispiel, dann brachen sie dem Schuldigen die Beine und warfen den schreienden Mann auf den Scheiterhaufen. Susquehannocks und Powhatan hassten sich. Eine Rückführung in die Hände der Algonkin wäre unter keinen Umständen im Sinne der Susquehannocks.«
    »Dann sind Sie also gegen NAGPRA?«
    »Überhaupt nicht. Wenn wir menschliche Überreste in unseren Sammlungen haben, die nachweislich einer bestimmten ethnischen Gruppe zuzuordnen sind, dann müssen sie selbstverständlich den Nachfahren dieser Gruppe zurückgegeben werden. Das ist moralisch geboten und gerecht, und die Archäologie hat dabei eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Aber ohne einen Nachweis scheint es mir doch ungerechter, die Gebeine eines amerikanischen Ureinwohners den Nachfahren seiner verhassten Feinde zur Wiederbestattung zu übergeben, als sie in der Vitrine eines Museums ruhen zu lassen.«
    »Ja, vielleicht.« McCoy lehnte sich seufzend zurück. »Mir war nicht klar, wie vertrackt die Situation tatsächlich ist.«
    »Und das ist noch nicht alles.« Adam leerte hastig seine Tasse. »Als Archäologe bin ich gesetzlich dazu verpflichtet, mit der nächstgelegenen Gruppe von Ureinwohnern Verbindung aufzunehmen, bevor ich an einer Ausgrabungsstätte Gebeine aus dem Boden hole. Wenn ich aber in einer alten

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