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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Respekt! Sie schrumpften jetzt zu Wörtern ohne Bedeutung.
    Ich bin mir selbst etwas schuldig. Ich kann nicht die sein, die ich sein soll, kann nicht hingehen, wo ich hingehen soll.
    Die Erinnerung an Kupferdonners Gesicht verfolgte sie. Selbst wenn er ganz entspannt war, glich er eher einem verschlagenen Zauberer als einem normalen Menschen. Wenn allein der Gedanke an eine bloße Berührung einen solchen Ekel in ihr auslöste, wie konnte sie dann zulassen, dass er sie bestieg?
    Sicher, sie war Muschelkamms Tochter, aber bei der Vorstellung, ihren rechtmäßigen Platz einzunehmen und sich in Kupferdonners verfilzte Netze zu begeben, wurde ihr übel.
    Das Dorf, den Clan, die Sippe - sie ließ alles im Stich. Rote Schlinge schloss die Augen und sah die graue Welt um sich herum: feucht, kalt und neblig. Wie alles andere in meinem Leben.
    Sie ballte die Faust unter dem Umhang, der um ihre Schultern hing, und glitt zwischen den Palisaden hindurch. In ihren Mokassins schritt sie lautlos und geschwind aus und kürzte den Weg über die mit Raureif bedeckten Gärten ab. Sie eilte dahin und konnte im Halbdunkel gerade noch ihren Atem sehen.
    Die kahlen Bäume am Flussufer vor ihr standen nur zwei Bogenschusslängen entfernt. Wenn sie erst dort war, hatte sie den ersten Schritt in die Freiheit getan - und in eine hellere Zukunft.
    Ich bin jetzt eine Frau.
    Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Ja, sie hatte sich verändert - und war doch dieselbe geblieben.
    Vor vier Tagen war sie zum ersten Mal aus dem Frauenhaus gekommen. Während ihrer ersten Menstruation hatte man sie den rituellen Waschungen unterworfen und in prachtvolle Gewänder gehüllt. Die Stiche der neuen Tätowierungen auf Kinn und Wangen schmerzten immer noch.
    Als die Krämpfe eingesetzt hatten, waren Läufer ausgeschickt worden, und sofort waren die Gäste aus den umliegenden Dörfern herbeigeeilt. Es wurden Reden gehalten und Geschenke ausgetauscht. Der Clan hatte ihr zu Ehren ein herrliches Festmahl gegeben, die Holzschüsseln quollen über vor Hirsch-und Entenbraten, Austern, gerösteten Maiskolben, dampfenden Aronpilzen und geräuchertem Fisch.
    Zur allgemeinen Verblüffung war Kupferdonner mit vier Kanus voller Krieger am letzten Tag der Feierlichkeiten eingetroffen.
    Rote Schlinge hatte vor ihm und allen anderen Ehrengästen getanzt. Im Grunde aber hatte ihr Tanz nur Wilder Fuchs gegolten. Verzweiflung hatte sie beflügelt, als sie das Strahlen in seinen Augen sah.
    Sie dachte an ihn, und ihr Herz schlug schneller. Diese Chance, glücklich zu werden, musste sie einfach ergreifen. Was nun geschehen und wie alles enden würde, davon hatte sie keine Vorstellung.
    Aber vor ihr hatten andere dasselbe Wagnis auf sich genommen - und waren in ihrem leidenschaftlichen Volk zur Legende geworden. Man besang ihre Abenteuer in Weroansquas Großhaus. Vielleicht würde man auch eines Tages von Rote Schlinge und Wilder Fuchs singen - und von ihrer Liebe, deretwegen sie ihre Clans verlassen hatten.
    Rote Schlinge eilte zwischen den Bäumen hindurch. Rechts von ihr leckte das Wasser ans sandige Ufer. Auf der anderen Seite sah sie den Dunst über einem der Äcker von Jagender Falke. Dahinter würde sie sich links halten, um die geräumten Felder herumlaufen und auf dem alten Wildpfad den steilen Hang emporklettern.
    »Ich warte auf dich am Austernsteg.«
    Die Worte von Wilder Fuchs hallten in ihr nach. Sie sah die ernsten Augen und das schöne Gesicht, das vor Liebe strahlte, vor sich. »Wir treffen uns dort, sobald der Morgen graut.«
    Nein, es war kein Unrecht. Nicht in den Augen der Götter.
    Sie gerieten nur bei Lügen und Mord oder dem schlimmsten aller Verbrechen, der Blutschande, in Zorn.
    Ihre Füße liefen über eine Matte aus feuchtem Laub. Die Kinder hatten schon Brennholz gesammelt und die Zweige mitgenommen. So brauchte sie nur auf die Wurzeln zu achten, um nicht zu stolpern.
    Beinahe hätte sie den steilen gewundenen Pfad verfehlt, doch mit klopfendem Herzen lief sie schließlich den Hügel hinauf und begann zu keuchen. Früher hatten sich die Weißschwanzhirsche hier ihren Weg zu den Maisfeldern gebahnt, aber das war lange her. Ihr Volk hatte die Tiere auf dem schmalen Streifen Land, der das Dorf umgab, so gut wie ausgerottet. Die Menschen zogen es vor, den Hirsch im Bauch zu haben als den Mais im Bauch des Hirsches. Jetzt fielen die Tiere nur noch selten in die Felder ein und wurden dann Opfer der Pfeile der Jäger.
    Rote Schlinge kletterte den Hang hinauf

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