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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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herjagten.
    Der Pipe Stern Lake hatte sich in ein Meer aus blinkenden Silberaugen verwandelt. Wellen klatschten leise an den Strand. Zaunkönig schlich näher zu Polterer hin. Als sie sich bis auf zwei Armlängen herangepirscht hatte, wisperte sie: »Polterer? Hörst du mich?«
    Der Junge hob den Kopf. »Zaunkönig?« »Schh!«
    Der weiße Fuchsmantel machte sie beinahe unsichtbar, doch sie warf noch rasch einen Blick auf ihren schlafenden Onkel und nach hinten in Richtung Pfad, ehe sie bis zu Polterer vorrobbte. »Sei nicht böse, dass es so lange gedauert hat, Polterer. Unten am See standen Leute, die gefischt haben. Ich musste warten, bis sie nach Hause gegangen waren, damit sie mich nicht sehen.« Sie öffnete ihren Umhang und holte ihren Beutel hervor.
    Der Duft des gebratenen Fleisches, der Polterer in die Nase stieg, traf ihn wie ein körperlicher Schlag. »Was b-bringst du mir?«, stammelte er.
    Zaunkönig zupfte ein Stück Gänsefleisch vom Knochen, und Polterer sperrte den Mund auf wie ein Vogeljunges. Sie fütterte ihm drei Stückchen und kramte dann in ihrer Tasche nach dem ledernen Trinkbeutel. »Hier«, flüsterte sie und hielt ihm die Öffnung an die zitternden Lippen. »Das ist Tee aus den Blättern der Schneebeere. Er war noch heiß, als ich das Langhaus verließ.« Mit geschlossenen Augen schlürfte Polterer den süßen Tee, der noch lauwarm war und in der kalten Luft dampfte.
    An den Enden seiner kinnlangen Haare klebten dicke Eisklumpen. Der Schnee musste untertags auf seinem Haar geschmolzen sein und mit zunehmender Nacht war das Wasser dann wieder gefroren. Sein hübsches rundes Gesicht wirkte eingefallen und hatte eine graue Farbe angenommen. Seine Backenknochen stachen hervor wie bei einem Totenschädel.
    Einen Augenblick weigerten sich ihre Seelen, das Gesehene wahrzunehmen.
    »Polterer? Geht es dir einigermaßen gut?«, fragte sie, während sie den leeren Beutel unter ihrem Umhang verstaute.
    Tränen schössen ihm in die Augen, doch er schien nicht mehr die Kraft zu haben, sie wegzublinzeln. »Meine Echos sind verstummt«, sagte er. »Alle. Meiner Mutters Herzschlag, Großmutter Schweifs Lachen, sogar Steinmantels Bellen - alle sind sie verstummt. Zaunkönig, ich - ich muss einen Vogel fangen. Hilfst du mir, einen Vogel zu fangen?«
    Zaunkönig studierte sein Gesicht. Er konnte seine Augen nicht ruhig halten; bei dem Versuch, sie anzusehen, verschwanden die Augäpfel immer wieder in den Höhlen und glitten ruckartig zurück. »Ja, ich werde dir helfen, Polterer.«
    Zaunkönig breitete die Hälfte ihres Fuchsumhangs über dem Jungen aus und drückte den eiskalten Körper an sich. Er zitterte jetzt noch mehr als vorher, die Gliedmaßen zuckten und zerrten unkontrolliert an den Fesseln.
    »Polterer«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »ich habe deine Mutter gesucht. Jeden Tag, genau wie ich es dir versprochen habe. Aber entweder ist sie nicht gekommen, oder sie will sich mir nicht zeigen. Aber ich gebe die Suche nicht auf …«
    Polterers Lippen öffneten sich den Sternen und dem nächtlichen Himmel zu; er schrie, aber es war kein Ton zu hören.
    »Vielleicht sind die Echos deiner Mutter so schwach, dass du sie bei dem starken Wind hier nicht hören kannst. Du weißt, wie laut Windmutter in letzter Zeit brüllt. Wie ein hungriger Wolf heult sie durch die Wälder.«
    Wieder zerrte er an seinen Fesseln.
    Zaunkönig streifte sich einen Handschuh ab, betrachtete seine gefesselten Hände, die über seinem Kopf im Schnee lagen und hielt sie fest. Sie fühlten sich geschwollen an und eiskalt. »Deine Hände«, flüsterte sie erschrocken. »Sie … sie …« »Ich kann sie nicht mehr spüren …« Zaunkönig setzte sich auf und begann seine dicken Stummelfinger zu massieren. »Und jetzt?« Er schüttelte den Kopf. Sie rieb seine Finger noch kräftiger zwischen ihren Händen. Schon oft hatte sie Leute mit schweren Erfrierungen gesehen. Die Finger verfärbten sich schwarz und mussten schließlich abgehackt werden, um die übrige Hand zu retten. Und wenn die Schattengeister schon begonnen hatten, sich an dem toten Heisch zu laben, verlor die Person sogar den ganzen Arm.
    »Zaunkönig, ich muss… ich muss…« Er verstummte, als habe er plötzlich vergessen, was er sagen wollte. Nach ein paar Augenblicken begann er noch einmal: »Zaunkönig, ich muss einen Vogel fangen. Hilfst du mir dabei, einen Vogel zu fangen?«
    »Ja, ja, natürlich, Polterer«, stieß sie hervor.
    Polterer lächelte. »Du bist meine

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