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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Nähe zischelten die Geister.
    »Doch, doch, das weißt du genau.« Silberner Sperling breitete die Arme aus, bot Springender Dachs seine verwundbare Brust dar und schritt langsam auf ihn zu. »Wir haben dein Angebot akzeptiert. Ich habe mich bereit erklärt, zu dir zu kommen und den Fluch von dir zu nehmen, und du hast dich im Gegenzug bereit erklärt, Blauer Rabe zu töten und uns das Falschgesicht-Kind auszuhändigen, lebend und unversehrt.«
    Schildmacher fiel die Kinnlade herunter. Er wirbelte herum und starrte seinen Kriegsführer ungläubig an. Die anderen beiden Krieger glotzten nur fassungslos in die Runde.
    »Das sind Lügen, ihr Narren!«, brüllte Springender Dachs.
    Er spürte, wie sich alles um ihn herum bewegte: die Krieger des Nebelschleierdorfes, die Geister, seine eigenen Leute. Im dichten Nebel war keiner von ihnen zu überstürzten Handlungen bereit. Die Angst hielt sämtliche spontanen Regungen in Schach. Niemand wollte blindlings in die Arme seines Feindes hineinlaufen.
    Mit kleinen, achtsamen Schritten ging Springender Dachs weiter auf Silberner Sperling zu. Der senkte seine buschigen grauen Brauen und sagte: »Warum hat es so lange gedauert? Ich habe dich schon viel früher erwartet.«
    Sperlings Worte verunsicherten Springender Dachs. Hatte der alte Träumer sein Kommen vorausgesehen? Den Pfahl mit dem Totenschädel von Lahmer Hirsch wie ein Schild vor sich her tragend, kam er noch ein paar Schritte näher.
    Mit einem abschätzenden Blick musterte Silberner Sperling die grob zugehauene Krähenkopf-Maske, die das Gesicht von Lahmer Hirsch nur zur Hälfte bedeckte.
    Der süßliche Gestank des verwesenden Fleisches reizte selbst Springender Dachs zum Erbrechen, obgleich er mittlerweile daran gewöhnt war, und er sah auch Silberner Sperling gegen die aufsteigende Übelkeit anschlucken. Er rammte den Pfahl in den Boden und ließ die geballten Hände sinken. Silberner Sperling fixierte die fünf Dolche, die in seinem Gürtel steckten, die vier kleineren und den großen, den tödlichen.
    »Es war mir nicht möglich, deinen Freund Blauer Rabe selbst zu töten. Was hast du ihm bezahlt, damit er sein Volk verriet?«
    An den Rändern des Dorfes gerieten die Nebelschwaden in Bewegung. Springender Dachs zuckte unwillkürlich zusammen. Hatte eine nächtliche Brise diese Wirbel verursacht - oder die sich heranschleichenden Geister?
    Silberner Sperling spreizte die Beine. »Ich habe ihm gegeben, was er verlangte, wonach es ihm am meisten gelüstete.«
    Springender Dachs hob auffordernd das Kinn und musterte Sperling durch zusammengekniffene Augen. »Und was war das?«
    »Das warst du.«
    Springender Dachs verzog keine Miene, hielt aber instinktiv den Atem an.
    Sperling kam langsam auf ihn zu.
    »Halt!«, rief Springender Dachs, als Sperling auf drei Schritte herangekommen war. Er riss den Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil ein.
    Sperling hob seine leeren Hände. »Ich dachte eigentlich, dass du mir mir sprechen wolltest. Wie du siehst, hatte ich nicht genügend Zeit, um meinen Teil der Abmachung auszuführen.« Und mit einem Lächeln setzte er hinzu. »Sonst wärst du jetzt nicht mehr am Leben.«
    Die Augen von Springender Dachs blitzten auf. »Was willst du von mir?«
    »Ich will, dass du von hier verschwindest. Ruf deine Krieger zurück und geht nach Hause. Jetzt. Sofort. Ehe es zu spät ist.«
    »Zu spät? Zu spät wofür, alter Mann?«
    Doch Springender Dachs kannte die Antwort bereits. Ein eiskalter Windhauch wehte prickelnd um sein Gesicht. Und er konnte sie hören. Sie kamen näher…
    Auf Zehenspitzen und den Bogen im Anschlag schlich Eichel über den Wildpfad. Der Nebel gefror auf den Ästen und Zweigen, die den Weg säumten, und überzog sie mit einer glitzernden Eisschicht. Pfauenauge ging hinter ihm. Sie näherten sich dem Dorf von nördlicher Richtung her, angezogen von dem leuchtenden Feuerschein. Ungefähr zwanzig Hand vor ihnen tauchte eine Hütte auf. Obwohl sie Springender Dachs und Silberner Sperling nicht sehen konnten, vernahmen sie plötzlich deren Stimmen.
    Eichel schwenkte zu Pfauenauge herum, sah ihn fragend an.
    Die Haut des bulligen Mannes schimmerte in einem matten Orangerot, und die unterdrückte Wut trieb merkwürdige Dinge mit den Narben in seinem Gesicht. Sie zuckten und dehnten sich unkontrolliert. Pfauenauge umklammerte seinen Bogen so fest, als wollten sich seine Finger um die Kehle von Springender Dachs schließen.
    Als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen,

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