Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT01 - Eine Wunde in der Erde

VT01 - Eine Wunde in der Erde

Titel: VT01 - Eine Wunde in der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
ausgebildet. Er hingegen hatte keine einzige Möglichkeit erhalten, sich zu beweisen. Obwohl er während der langen Jahre seiner Ausbildung alle Befehle des Quartings buchstabengetreu ausgeführt, nie ein Tier zuschanden geritten und die Maelwoorms mit aller Hingabe behandelt hatte.
    Gonho blickte auf seine unnützen Hände. Sie waren grob, von der vielen Arbeit mit Leder, Wasser und Klingen zerfurcht und zernarbt.
    Er hasste sie. Sie waren Schuld an seiner Zurücksetzung. So hatte es zumindest Zhulu formuliert.
    Da wäre zu wenig Gefühl in den Fingern, hatte der Quarting gemeint. Kinga und Nabuu wären einfach geschmeidiger und flinker in ihren Händen, beherrschten das Spiel der unterschiedlichen Zügel viel besser als er.
    Zornig schleuderte Gonho die Längszügel in eine Ecke der kleinen Sattelkammer.
    Sollte er denn für den Rest seines Lebens den Fußabtreter für die beiden Tripings spielen, bloß niedere Dienste verrichten und lediglich die Zweitwoorms in der Nachmittagsarbeit bei Laune halten?
    Nein! Er wusste, dass er zu Höherem berufen war. Er brauchte lediglich die Chance, sich zu beweisen.
    Dazu musste er nur die beiden Männer, die ihm im Weg standen… beseitigen. Es gab durchaus Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Keine, die mit Gewalt verbunden waren.
    Das Problem war, dass er damit ganz Kilmalie ins Unglück stürzen würde.
    Doch was scherte es ihn? Längst schon hatte er bestimmte Dinge in die Wege geleitet. Es gab kein Zurück mehr.
    Gonho lächelte voll Vorfreude. Er stand auf, hob die Längszügel auf, reinigte sie vom Staub und zog sie ein weiteres Mal durch den Fetttopf. Die Stunde der Rache nahte.
    ***
    Die Maas-Pflanzen standen hoch, meterhoch. Der Leib des Viertwoorms mit Zhulu, dem Quarting, verschwand fast zur Gänze zwischen den Reihen messerscharfen Blattwerks. Da und dort poppte es. Der Maas war überreif, musste während der nächsten Tage geerntet werden. Kinga kostete von einer der aufgepoppten Früchte. Sie war feucht und schmeckte klebrig-süß. Wie ein kleines Kind naschte er daran, aß sie bis zum Stiel hinab auf.
    »Pass gefälligst auf!«, mahnte Nabuu. »Zhulu ist bereits am Ende der ersten Pflugreihe angelangt.«
    Die Wende war eines der schwierigsten Manöver. Der Quarting musste seinen Viertwoorm in eine enge Kurve zwingen und ihn dazu bewegen, den Erntevorgang übergangslos fortzusetzen.
    Da war Zhulu! Mit wenigen Rufen und leichtem Zügelzucken lenkte er sein Tier, brachte es in die nächste Reihe, ohne dass Kinga eingreifen musste. Der Quarting war nicht nur ein ausgezeichneter Lehrer, er beherrschte darüber hinaus sein Metier wie kein anderer. Alle Städte der Himmelsprovinz bemühten sich um ihn, wollten ihn für ihre eigenen Felder abwerben. Doch Zhulu war heimatverbunden. Er fühlte sich wohl in Kilmalie, der mit über zweihundert Seelen wohl größten Gemeinde der Himmelsprovinz Masaai.
    Kinga folgte Zhulu auf seinem Drittwoorm in gehörigem Seitenabstand. Ihre heutige Aufgabe schien denkbar einfach. Dennoch musste er darauf achten, nicht in seiner Konzentration nachzulassen.
    Thotto schob mit den Fußpaddeln das Erdreich beiseite, biss dann mit seinen breiten Zahnreihen den Maas an der Wurzel ab und wirbelte in irrwitzigem Tempo weiter. Die Maasstangen fielen zur Seite, die scharfen Blätter zerklirrten am Boden. Erntehelfer würden, sobald das gesamte Feld umgeackert war, die Früchte ernten und so rasch wie möglich in riesigen Kühlbehältern lagern, sodass sie über Monate hinweg frisch blieben.
    Thotto und Zhulu bildeten eine perfekte Einheit. Seit mehr als einer Dekade arbeiteten sie zusammen. Weder die spätsommerliche Hitze, noch die Stiche feister Fleggen beirrten die beiden in ihrer schweißtreibenden Tätigkeit. Heute noch würden sie dieses Feld südlich der Großen Grube abgeerntet haben.
    Kinga ließ seinen ungeschirrten Drittwoorm weiterhin neben Thotto dahin gleiten. Die Nähe des Artgenossen besänftigte das gutmütige Oberhaupt der Woormzucht noch mehr.
    Ein Grollen erklang, lenkte Kinga für einen kurzen Augenblick ab. Schwere dunkle Wolken zogen am Horizont auf. Blitze zuckten herab.
    Xhusa reagierte unruhig, nervöser als sonst. Normalerweise machte er sich nichts aus Regen und Gewitter. Er schaufelte sich metertief ins Erdreich und verschlief dort die heftigen Regengüsse, die um diese Jahreszeit über das Land kamen.
    Kinga zog besänftigend am Kreuzzügel, brachte Xhusa zurück auf Kurs.
    Weitere Blitze leuchteten im Himmel,

Weitere Kostenlose Bücher