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VT01 - Eine Wunde in der Erde

VT01 - Eine Wunde in der Erde

Titel: VT01 - Eine Wunde in der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Erst nach langer Pause redete er weiter: »Aber solange du deine Emotionen nicht im Griff hast und dich falsch einschätzt, tue ich Kilmalie nichts Gutes, indem ich dich fördere.«
    Kinga spürte, dass sich sein ganzes Leben, seine Zukunft, in diesen Augenblicken entschied. Wenn Zhulu das Vertrauen in ihn verlor und ihn aus dem Training entließ, würde er als gemeiner Feldarbeiter enden. Als einer, der mit dem ersten Sonnenschein aufstand und mit dem Ende des Tageslichts erschöpft ins Bett fiel. Mit nichts als Mühsal und schwerer, stumpfer Arbeit dazwischen.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, murmelte Zhulu. Er drehte sich beiseite, lehnte sich gegen den Fenstersims der Hütte und blickte nach draußen. Der stechende Geruch der Maelwoorms drang durch die Öffnung herein, doch er störte weder Lehrer noch Schüler.
    »Ich werde niemals wieder versagen«, murmelte Kinga. »Von nun an werde ich alles zu deiner Zufriedenheit erledigen. Das schwöre ich dir.«
    ***
    Ein Jahr später
    Ostafrika, September 2523
    »Vorsichtig, Xhusa. Ganz ruhig.« Kingas neuer Drittwoorm trug den Namen Xhusa. Wie alle seine Artgenossen war er so gut wie taub und würde niemals auf einen Zuruf reagieren. Doch die Reiter hassten es, auf namenlosen Tieren zu reiten und zu arbeiten. Also gab es Thotto in seinen Wühlställen, den sagenhaft begabten Viertwoorm Zhulus; Sumbo, den gutmütigen Drittwoorm Nabuus, die begabten Zweitwoorms Schilo, Paubo und Rramo, eine Unzahl von Erstwoorms in allen Altersklassen – und eben Xhusa, der gemeinsam mit Kinga die Ausbildung beendet hatte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Nabuu, der neben ihm zu stehen kam. Ihrer beider Erst- und Zweitwoorms wühlten sich in das Erdreich und genossen die Momente, in denen sie sich ohne Zügelzug bewegen durften.
    »Ja. Und wie ich sehe, war ich wieder mal ein klein wenig schneller fertig als du.«
    »Gar nicht wahr! Du hattest bloß den kürzeren Heimweg!«
    Kinga lachte. »Schon gut. Du darfst mir heute Abend trotzdem ein kühles Bier spendieren.«
    »Aus welchem Grund?« Nabuu betrachtete ihn misstrauisch.
    »Wir sollten meine neue Eroberung feiern. Sintala, die Prächtige. Du kennst sie sicherlich.«
    »Gibt es denn kein weibliches Wesen in Kilmalie, das vor dir sicher ist?« Theatralisch verdrehte Nabuu die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann doch nichts dafür, dass ich so beliebt bin. Es hat sicherlich nichts mit meinem Status als Triping zu tun, sondern lediglich mit gutem Aussehen, hervorragendem Charakter und einem natürlichen Charme. Die Daams fliegen nun mal auf Sympathieträger wie mich.«
    »Deine grenzenlose Selbstüberschätzung wird nur noch von deiner Hässlichkeit übertroffen«, entgegnete Nabuu. »Mir ist es rätselhaft, wie du es trotz deiner Hautblässe immer wieder schaffst, junge und unverheiratete Daams in dein stinkendes Bettlager zu locken. Ich kann nur vermuten, dass du sie mit Unmengen von Jeandors bestichst – weswegen ich dir wohl immer wieder das Abendbier bezahlen muss.«
    »Wie kannst du nur so böse Gedanken hegen?« Theatralisch streckte Kinga die Arme in die Höhe. »Ist es denn nicht so, dass ich mich stets bemühe, die holde Damenwelt auch für dich zu begeistern? Lasse ich denn nicht immer wieder ein paar Brotkrumen für dich übrig, damit auch du zu deinem Vergnügen kommst? Wo wärst du denn ohne mich, schwarzer Mann? Habe ich dir denn nicht alles beigebracht, was es über das holde Geschlecht zu wissen gibt?«
    »Verdorben hast du mich, elender Falott…«
    Die Drittwoorms wurden unruhig, bewegten ihre breiten Körper in sanften Schlängelbewegungen hoch und nieder. Sie vertrugen die Nähe zueinander nur für eine gewisse Dauer. Wie auf Kommando unterbrachen Kinga und Nabuu das launische Streitgespräch und lenkten ihre Tiere ein Stückchen auseinander.
    »Heute Abend also?«, fragte Kinga nach.
    »Wie immer. Beim alten Amafugo.«
    ***
    Die Kühle des hochsommerlichen Abends brachte die erhoffte Abwechslung zur täglichen Schwerstarbeit auf den Feldern Kilmalies.
    Sintala trug den Beinamen »die Prächtige« nicht zu Unrecht. Ihre Brüste, der Hüftschwung und der prachtvolle Hintern waren eine einzige Einladung, die Mühen der Arbeit zu vergessen. Doch nur wenige Männer Kilmalies hatten jemals die Erlaubnis erhalten, an ihr zu naschen. Sintala war wählerisch, und sie achtete darauf, ihren guten Ruf nicht durch allzu viele Liebschaften zu verlieren.
    Vereinzelt zirpten Frakken im hohen Gras. Sie waren die

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