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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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niemand war verschont geblieben. Sie hatten überall in den Hütten gelegen, auf den Straßen, manche halb versteckt unter Gerätschaften und Trümmerteilen. Der Zeitpunkt des Überfalls ließ sich nicht mehr ermitteln. Bei Adeyemos Eintreffen waren die Leichen bereits stark verwest, zudem hatten Insekten und Aasfresser wie immer gründliche Arbeit geleistet.
    Es war ein furchtbarer Anblick, dieses immer gleiche Totengrinsen einer kompletten ermordeten Stadtbevölkerung.
    Doch es verblasste gegen den Anblick ihrer Köpfe: Sie waren nicht nur eingeschlagen, sondern aufgebrochen wie Frühstückseier.
    Adeyemo fragte sich, was für Menschen das sein mochten, die Gehirne aßen. Waren es überhaupt Menschen? Oder waren sie das Etwas, vor dem die Geisterfrau gewarnt hatte? So oder so – sie durften nicht nach kwaBulawayo gelangen!
    Bald darauf erreichte er den Wald und tauchte ein in das grüne Zwielicht unter den Laubdächern. Hoch oben, wo der Wind die Baumkronen wiegte, hockten Lemuurs im Geäst. Sie beobachteten den Banzulu sehr genau, wie er leichtfüßig über Moos und Steine durch ihr Revier schritt. Weiter vorn war ein Schwarm roter Aaras gelandet, um zu frühstücken. Lärmend turnten die großen Vögel an Zachunzweigen herum, knipsten die Nüsse ab und zerknispelten sie.
    Holz barst.
    Adeyemo verlor keine Zeit damit, selber nach der Quelle des Geräusches suchen zu wollen. Die Machete fest gepackt, sah er zu den Lemuurs hoch. Sie waren die Hüter des Waldes; nichts und niemand entging ihren wachsamen Blicken.
    Doch auf den Ästen saß keiner mehr. Sie waren fort.
    Angespannt, nach allen Seiten sichernd, bewegte sich Adeyemo vorwärts. Es gehörte einiges dazu, diese kleinen Monkees in die Flucht zu jagen! Sie waren zwar nicht besonders mutig, aber normalerweise überwog ihre Neugier, und so lange ein Feind nicht zu klettern begann, blieben sie frech an ihrem Platz. Es sei denn…
    Es sei denn, sie sind ihm schon mal begegnet und haben schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht. Vielleicht haben sie etwas gesehen. Einen Überfall? Nikali!, dachte Adeyemo nervös und wechselte die Machete von rechts nach links, um den Jagdspeer sicherer fassen zu können. Wenn sich jetzt etwas bewegte – egal wo, egal was – würde er ihn schleudern. Und treffen!
    Das Wissen um seine Fähigkeiten gab dem Banzulu ein Stück innere Ruhe zurück. Er ging weiter, suchte nach einem freien Platz zwischen den Bäumen, der ihm Bewegungsspielraum ließ für den Fall eines Angriffs. Dabei vermied er es, den Aaras zu nahe zu kommen. Ihr Dauerlärm überdeckte jedes andere Geräusch in der unmittelbaren Umgebung. Außerdem waren sie menschenscheu. Sollten sie fliehen, obwohl er Abstand hielt, musste ein anderer bei dem Zachunbaum sein. Dann hatte der Speer ein Ziel.
    Erneut krachte verdorrtes Holz, als wäre jemand darauf getreten. Adeyemo erstarrte. Die Aaras reagierten nicht – und warum sollten sie auch? Das Geräusch war direkt hinter ihm!
    Er spürte einen Hauch an der Schulter, warm wie Sommerwind. Doch so tief unter den Bäumen wehte kein Wind. Es musste etwas anderes sein: Atem! Der Banzulu fuhr herum.
    Er hatte solchen Hunger! Er musste dem Mann auf den Kopf schlagen, weil Nahrung darin lagerte, war das so schwer zu verstehen? Warum hielt er nicht still? Wusste er nicht, wie quälend das war, dieses unsägliche Darben, diese unstillbare Gier? Warum sprang er mal nach da, mal nach dort; viel zu schnell, als dass man ihn ergreifen konnte? Und warum glotzte er so entsetzt, als würde er ein Monster sehen?
    Ich bin ein Mensch!, wollte er dem Mann sagen, aber irgendwie kam das anders aus dem Mund heraus.
    »Gruuuh!«
    Der Mann verstand das nicht und stach auf ihn ein, darum hatte Gruh ihm den Speer entrissen. Jetzt blutete der Mann.
    Wie gut das roch! So gut! Schade, dass der Speer zerbrochen war. Ein Teil steckte dem Mann in der Seite. Der andere lag am Boden, wo auch der Stein war. Gruh bückte sich nach ihm. Er hatte solchen Hunger, und er wollte endlich einmal satt sein.
    Adeyemo keuchte vor Anstrengung. Als er sich umdrehte, hatte er mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit einer derartigen Bestie! Dieses… Monster, dessen Körper der fahle Schein von Leichenhaut überzog, hätte ihm fast den Schädel zerschmettert! Der Schlag dröhnte noch immer in Adeyemos Ohren, und er spürte einen pochenden Druck hinter den Augen, als würde die bestimmt vorhandene Beule nach innen wachsen.
    Doch das war das kleinste seiner Probleme.
    Noch

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