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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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während er mit der Schreckensstarre rang, die der unerwartete Anblick in ihm ausgelöst hatte, war Adeyemo ein tödlicher Stoß mit dem Jagdspeer gelungen. Er hatte ihn so platziert, dass die Eisenspitze von unten nach oben durch den Magen des Monsters fuhr. Der Kerl müsste jetzt eigentlich tot am Boden liegen. Wieso tat er das nicht? Wie war es möglich, dass er den Speer herausziehen konnte, um ihn gleich darauf – als wäre nichts geschehen! – zum Gegenschlag einzusetzen?
    Nein, das war kein Mensch! Diese Erkenntnis machte Adeyemo noch mehr zu schaffen als der rasende Kopfschmerz und die Wunde an seiner Seite. Der eigene Speer steckte ihm in den Rippen. Jeder Atemzug war eine Qual. Doch alle Pein verblasste gegen das Wissen, vor einer Kreatur zu stehen, die es im Grunde nicht geben durfte.
    Wieder und wieder drang das Monster auf ihn ein, zielte immer nur auf den Schädel. In seinen tief liegenden, trüben Augen brannte eine abstoßende, zügellose Gier, und Adeyemo begriff, dass das einer der Hirnfresser von Kilmalie war. So also hatte das Letzte ausgesehen, was die getöteten Menschen dort erblickt hatten! Der Gedanke machte ihn wütend wie nie zuvor.
    Der Banzulu ignorierte den abgebrochenen Speer in seiner Seite und hechtete hinunter zum Waldboden, wo seine Machete lag. Er spürte den Luftzug, als dabei ein Schlag des Hirnfressers knapp über ihn hinweg pfiff.
    Adeyemo versuchte die Landung mit den Händen abzufedern. Doch in der Rechten war nicht genug Kraft, weil der Schmerz, den die Speerspitze verursachte, bis in den Arm ausstrahlte. Adeyemo schrie, als der gesplitterte Schaft den Boden berührte und das Eisen noch tiefer in seinen Körper drang. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und durch diesen Schleier sah er die Beine des Hirnfressers heran stapfen.
    Adeyemo packte die Machete, rollte sich herum und schlug zu. Zwei, drei bebende Herzschläge lang geschah nichts. Der Hirnfresser war stehen geblieben, wirkte verdutzt. Dann machte er einen Schritt nach vorn – und sein linker Fuß blieb stehen. Die Machete hatte ihn auf halber Wadenhöhe abgetrennt.
    Haltlos stürzte das Monster, und noch während es fiel, kroch Adeyemo mit der Schnelligkeit der Verzweiflung unter ihm weg. Es krachte, als der schwere Körper neben ihm aufschlug.
    Adeyemo kämpfte sich hoch. Kniend schwang er die Machete und hieb zu, so fest es nur ging; ein Mal, zwei Mal. Der Kopf des Monsters rollte zur Seite.
    Es war vorbei.
    Schwer atmend sank der Banzulu zurück, lehnte sich erschöpft gegen den Stamm des Baumes, unter dessen Laubdach der Kampf stattgefunden hatte. Schmerz wütete in Adeyemos Körper. Sein Blick wanderte über den Waldboden, doch die Gedanken waren dabei auf andere Dinge gerichtet: den toten Hirnfresser, kwaBulawayo, die Geisterfrau…
    Hatte sie nicht eine Warnung ausgesprochen?
    Hüte dich vor denen, die schwere Lasten tragen und ohne Furcht sind! Das waren Issa Magangas Worte gewesen.
    Adeyemo erinnerte sich an sie, als die Anspannung allmählich nachließ und er seine Umgebung deutlicher ins Auge fasste.
    Beinahe hätte er gelacht, so bizarr kam es ihm vor: Von allen Gehölzen des Waldes hatte es ihn ausgerechnet unter einen Leberwurstbaum (kigelia afrikana = weit verbreitete Baumart) verschlagen! Die langen braunen Früchte sahen tatsächlich aus wie Würste, und obwohl sie für Menschen giftig waren, fand man sie in jeder Banzulu-Hütte. Sie sollten gefährliche Windgeister fernhalten.
    Efranten liebten sie, und Adeyemo sank das Herz, als ihm klar wurde, dass er mitten auf ihrem Speiseteller saß. Die Früchte waren reif; etliche von ihnen lagen schon verstreut am Boden, der Rest würde bald folgen. Ein Grund mehr, hier schnellstens zu verschwinden!
    Adeyemo versuchte noch einmal, die Speerspitze aus seinen Rippen zu ziehen. Doch es bereitete unerträgliche Schmerzen.
    Also ließ er sie stecken und richtete sich mühsam auf. Zwei, drei Schritte, den Körper verbogen, um die verletzte Seite zu schonen, dann merkte er, dass es so nicht gehen würde.
    Adeyemo beschloss zu kriechen. Bevor er in Sichtweite von kwaBulawayo kam, würde er sich natürlich aufrichten. Die Geister hatten ihn beschützt und sogar Issa Magangas Warnung hinfällig werden lassen, deshalb musste er wie ein Mann nach Hause kommen und nicht auf allen Vieren.
    Da war ein Rascheln über ihm.
    Zweige brachen, etwas fiel rasend schnell durch die Baumkrone. Adeyemo hörte dumpfe Aufschläge rechts und links; er glaubte sogar das Zerplatzen

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