Wächter der Macht 03 - Sturmfront
ihres Verfolgers. Sie duckte sich außer Sicht und sorgte dafür, dass ihre Machtpräsenz so abgeschwächt wie möglich war, dann lugte sie um die Ecke und beobachtete, wie eine dünne Frau in einer scharlachroten Robe den Korridor hinunterkam.
Die Frau war in mittleren Jahren, hatte rotes Haar und eine schmale Nase, und sie hielt die untere Hälfte ihres Gesichts hinter einem schwarzen Schal verborgen. In einer Hand hielt sie ein Wirrwarr von Strängen – Leder und kristallbesetztes Metall –, die an etwas befestigt waren, das wie der Griff eines Lichtschwerts aussah.
Alema war so schockiert, dass sich ihre Gefühle beinahe in die Macht ergossen. Auf der Jedi-Akademie auf Yavin 4 hatte sie die Geschichte einer imperialen Agentin namens Shira Brie studiert; wie Brie versucht hatte, Luke Skywalker in den Augen seiner Pilotenkameraden in Verruf zu bringen, bloß um abgeschossen und beinahe getötet zu werden; wie Darth Vader sie gerettet und dabei in eine halbe Maschine verwandelt hatte, wie er selbst eine gewesen war, um sie dann in den Wegen der Sith zu unterweisen; wie sie ihre Lichtpeitsche konstruiert hatte und zurückgekehrt war, um Luke in ihrer neuen Identität als Lumiya, Dunkle Lady der Sith, ein ums andere Mal das Leben schwerzumachen.
War es möglich, dass Lumiya ein weiteres Mal zurückgekehrt war? Alema hatte keinen Anlass, daran zu zweifeln. Die Frau hatte das richtige Alter und das richtige Aussehen; sie verbarg ihre untere Gesichtshälfte unter einem dunklen Schal, wie ihn auch Lumiya trug, um ihren vernarbten Kiefer zu verstecken, und sie trug eine Lichtpeitsche – eine Waffe, die in der Ära der modernen Jedi einzigartig war.
Und sie machte Jagd auf Jacen Solo.
Alema zog sich um die Ecke zurück; ihre Gedanken wirbelten, als sie sich mühte, die Konsequenzen zu entwirren, die sich daraus ergaben. Aus den Geschichten, die sie studiert hatte, wusste sie, dass Lumiya die Skywalkers und die Solos beinahe ebenso sehr hasste, wie Alema selbst es tat, deshalb schien es wahrscheinlich, dass sie die gleichen Ziele verfolgten – den Solo-Skywalker-Clan zu vernichten. Aber Alema konnte nicht zulassen, dass Lumiya ihr dabei zuvorkam. Wenn dem Gleichgewicht Genüge getan werden sollte, musste Alema ihre Beute selbst erlegen.
Sie füllte die Lungen mit einem tiefen Atemzug, dann hob sie das Blasrohr an die Lippen und wirbelte um die Ecke, um anzugreifen.
Der Korridor lag verlassen da.
Sie trat um die Ecke zurück, in der Erwartung, dass Lumiya aus der Deckung ihrer Machttarnung heraus angreifen oder sich jeden Moment von der Decke fallen lassen würde.
Als nichts geschah, richtete sich Alema auf und trat von der Tür zurück. Noch immer tauchte Lumiya nicht auf. Alema erweiterte ihr Machtbewusstsein, suchte nach der dunklen Präsenz der Sith.
Nichts.
Erneut spähte sie vorsichtig um die Ecke. Als kein Angriff erfolgte, musterte sie sorgsam die Wände, die Decke und den Boden, auf der Suche nach irgendwelchen seltsamen Schatten oder verschwommenen Bereichen, in denen sich Lumiya womöglich versteckt hielt. Als sie noch immer nicht attackiert wurde, rückte sie durch den kurzen Seitengang bis zum Hauptkorridor vor und wiederholte die Prozedur.
Lumiya war fort, war so rasch verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
In ihrem Innern wurde Alema mit einem Mal kalt und leer, und sie fragte sich, ob sie Lumiya überhaupt wirklich gesehen hatte. Vielleicht war es eine Machtvision gewesen. Oder womöglich war ihr Fieber zurückgekehrt. Einst, gegen Ende ihres ersten Jahres, das sie im tenupianischen Dschungel von der Außenwelt abgeschnitten gewesen war, hatte sie Tage damit zugebracht, gemeinsam mit ihrer toten Schwester Numa die Massassi-Tempel auf Yavin 4 zu erkunden – bloß um hoch droben auf einem tenupianischen Berg zu stranden, als das Fieber schließlich ausbrach.
Aber eine andere Erklärung schien beinahe ebenso wahrscheinlich: Lumiya hatte ihre Jagd auf Jacen fortgesetzt.
Alema setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und lief den Korridor entlang, und mit jedem Schritt wuchs ihre Sorge, dass Lumiya ihr ihre Beute abspenstig machen würde. Sie nahm sich nicht mehr länger die Zeit, sich leise fortzubewegen, schenkte dem Weg, den sie einschlug, kaum Beachtung, drang einfach immer tiefer in das Gebäude ein, tiefer in die Hitze und die Dunkelheit und diesen entsetzlichen Gestank nach Ammoniak und Schwefel.
Zweimal lief sie geradewegs in überraschte Feraler hinein, und zweimal musste sie sie töten,
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