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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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König, unten im Traumraum. Oder Professor Redmond, wie er früher hieß. Wir nennen ihn den Roten König nach der Figur in Alice hinter den Spiegeln. Kennen Sie den noch? Er lag in einem tiefen Schlaf und träumte, und alle hatten Angst, ihn zu wecken, denn sie glaubten, dass er die Welt träumte und alles darin. Würde er also aufwachen, würden sie alle aufhören zu existieren. Möchten Sie ihn gerne kennenlernen? Normalerweise geben wir nicht vor Besuchern mit ihm an, aber andererseits sind Sie ja jemand Besonderes, nicht wahr?«
    Ich war noch im Versuch begriffen, darauf eine Antwort zu formulieren, als wir von der Ankunft eines Manns und einer Frau unterbrochen wurden, die durch eine Tür auf der anderen Seite die Kammer betraten. Beide umhüllte die allgegenwärtige lange rote Robe, und beide umgab eine eindeutige Aura der Autorität. Sie waren mittleren Alters, hatten lange, asketische Gesichter und ernste Mienen. Bert nickte ihnen bloß zu, auffällig unbeeindruckt.
    »Danke, Bert«, sagte der Mann. »Ab hier übernehmen wir.« Er lächelte mich kühl an. »Ich bin Bruder Nathaniel, und dies ist Schwester Eliza. Willkommen bei den Kulissenschiebern, Edwin Drood!«
    Ich nickte kühl zurück. Ich mochte seine Augen nicht und ihre auch nicht. Sie hatten beide diesen Blick, diese Gewissheit jenseits jedes Zweifels, übermenschlich fokussiert, gnadenlos in ihrer Logik. Die Augen von Fanatikern.
    »Ich bin hier, weil ich nach einigen Antworten suche«, sagte ich.
    »Tun wir das nicht alle?«, entgegnete Nathaniel. »Kommen Sie, fragen Sie uns irgendetwas; wir werden nichts vor Ihnen verheimlichen. Bert, in den Sekundäranlagen ist etwas übergelaufen. Falls es dir nichts ausmacht ...«
    »Schon gut, schon gut! Ich werde gehen und euer Durcheinander in Ordnung bringen, während ihr Edwin den altbewährten aufmunternden Vortrag haltet.« Er nickte mir ungezwungen zu. »Viel Spaß mit dem Roten König und seinen Träumen! Passen Sie auf, dass Sie anschließend keine Albträume haben!« Mit einem letzten großspurigen Zwinkern verließ er den Raum.
    »Fabelhafter Bursche«, sagte Nathaniel. »Ein unschätzbares Mitglied unseres Personals, auch wenn ich ihm das nie sagen würde - er könnte sonst mehr Lohn wollen. Nun denn, Edwin; Schwester Eliza und ich leiten den Betrieb hier, im gleichen Maß wie jeder andere hier. Wir denken gerne von uns als einer Genossenschaft. Erwarten Sie nicht von der guten Eliza, etwas zu sagen: Sie hat keine Zunge mehr. Manchmal haben die kleinen Veränderungen, die wir vornehmen, die unerwartetsten Auswirkungen ...«
    »Bert hat etwas von Gründungsmitgliedern erwähnt«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Oh, ja, das sind wir. Wir waren sechs, ursprünglich, aber jetzt sind wir sieben. Noch eine Nebenwirkung ...«
    »Wie viele Leute haben die Kulissenschieber?«, fragte ich und versuchte damit, eine Frage zu stellen, die vielleicht eine geringe Chance auf eine klare Antwort haben mochte.
    »Oh, mehr als Sie denken würden!«, sagte Nathaniel und lächelte kühl. »Gewiss weit mehr, als Ihre Familie denkt. Sie wären überrascht, Edwin. Unsere Reihen wachsen ständig, denn wir öffnen den Menschen die Augen und zeigen ihnen die schreckliche Wahrheit. Wir sind die wahre Heilsarmee; wir führen einen heiligen Krieg gegen den Teufel und all seine Werke. Bert hat Sie mit den Grundlagen vertraut gemacht, nehme ich an? Schön, schön ... Ich finde, es ist an der Zeit, dass Sie das Zentrum unserer Operationen kennenlernen, unseren ganz persönlichen Roten König, Professor Redmond. Wir sind alle sehr stolz auf ihn. Hier entlang, bitte ...«
    »Aber da sind noch Fragen, die ich Ihnen stellen muss«, sagte ich. »Über meine Familie, und warum man mich für vogelfrei erklärt hat ...«
    »Ja, ja,«, sagte Nathaniel, »alles zu seiner Zeit. Sie können nicht wirklich würdigen, was wir hier machen, bevor Sie nicht den Roten König kennengelernt haben.«
    Er und die stumme Schwester Eliza geleiteten mich höflich, aber bestimmt durch das Labyrinth der Chemikalienbottiche und sich windender Schläuche zu einer Tür im rückwärtigen Teil der Kammer und durch diese hindurch in einen langen Steingang, der sich von uns weg erstreckte und in die Erde hinabsenkte. Dicke pulsierende Rohre wurden von Krampen an den unbehauenen Steinmauern gehalten; eine Reihe nackter Glühbirnen an der Decke spendete Licht. Wir folgten den Rohren eine Zeit lang den Gang hinunter, bis ich das Gefühl dafür verlor, wie tief

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