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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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in ihn verwandeln. Der Nebel hielt mich für etwas Fremdes, also musste ich ihm zeigen, dass das nicht stimmte. Es war ja so einfach! Warum war ich nicht früher darauf gekommen? Damals, zusammen mit Verek und Hadria, hatte ich mich dem Nebel gestellt und war für einen Augenblick eins mit ihm geworden. Daraufhin hatte er aufgehört, mich zu quälen, und war verschwunden.
    Plötzlich fiel es mir gar nicht mehr so schwer, mich zu konzentrieren. Der Teil von mir, der in dieser Welt beheimatet war, hatte damit kein Problem. Er klammerte sich mit allen Kräften an die Vorstellung, zog und zerrte an der Substanz des Traumreiches – an mir –, bis ich mich verwandelte und nicht länger ich selbst war. Ich war Nebel – leicht und schwerelos und dennoch scharf wie Stacheldraht und hart wie Stahl. Noch härter.
    Der Nebel um mich herum waberte unsicher. Ich hörte die Stimmen in mir, da sich meine eigene Stimme mit ihnen mischte. »Ich will euch nichts tun«, wisperte ich. »Ich bin keine Bedrohung für euch und für diese Welt.«
    Während ich sprach, verflocht ich mich mit den Tentakeln der anderen und rieb mich an ihnen, wie sie es mit Verek und Padera getan hatten. Ich empfand ein Gefühl der Zughörigkeit – zu etwas so Außergewöhnlichem und Eigenartigem, dass ich vor Freude jauchzte. Wie hatte ich dieses unglaubliche, machtvolle Wesen – diese Vielzahl von Wesen – jemals hassen können?
    Nebelfetzen, dünn wie Rauchfahnen, begannen zu tanzen und sich um mich zu kräuseln, mich zu durchdringen. Und die Stimmen, die früher so scharf und böse geklungen hatten, waren nun sanft und einladend. Der Nebel erkannte, was ich war. Und zum ersten Mal erkannte ich es auch.
    Ich war das Traumreich.
    Als ich wieder meine eigene Gestalt annahm, waren meine Wunden verheilt, als hätte es sie nie gegeben. Wie lange war ich fort gewesen? Ich stand mitten im Ring, und der Nebel umwallte meine Füße, warm wie Sonnenschein und duftend wie frisches Brot.
    Nun war es an mir, Padera anzulächeln. »Mehr hast du nicht zu bieten?«, fragte ich blasiert. Ich drängte den Nebel beiseite. Jetzt, nachdem ich begriffen hatte, wollte ich nicht, dass er zwischen uns stand. Ich wollte nicht, dass ihm etwas geschah. Denn sein einziger Wunsch war es, diese Welt, die er liebte, zu beschützen. Und nun wollte er auch mich lieben und beschützen.
    Mit bleichem, entschlossenem Gesicht erhob die Oberste Wächterin ihr Schwert. Schweiß stand auf ihrer Porzellanstirn. Offensichtlich hatte sie noch mehr zu bieten.
    »Pass auf deinen Freund auf«, flüsterte sie mir zu. »Er weiß, dass er Macht hat, und ist sich nicht zu schade, dich zu benutzen, um diese Macht zu vergrößern.«
    Ich wusste, sie wollte mich verunsichern, und sie hätte es auch beinahe geschafft. »Halt den Mund!«
    Sie zuckte die Achseln. Das Schwert in ihrer Hand zitterte nicht einmal – so viel zu der Annahme, sie hätte keine Kraft in ihren dünnen Ärmchen. »Glaub doch, was du willst. Wahrscheinlich denkst du auch, unser Vater würde dich nie im Stich lassen.«
    »Das wird er auch nicht tun«, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Sie lächelte, doch diesmal nicht höhnisch, sondern mitleidig. »Das dachte ich auch einmal.« Sie blickte mir in die Augen. »Du hast ja keine Ahnung, wie er ist und was für ein Monstrum du wirklich bist.«
    Dann überschlugen sich die Ereignisse. Ich erinnere mich nur, dass sie unvermittelt zum Angriff überging, während ich von ihren Worten noch wie benommen war. Als ihr Hieb mich traf, verbreitete sich das Brennen in den Augen durch den ganzen Körper, durch Arme und Beine, Finger und Zehen. Es war ein Gefühl, als stünden meine Haare in Flammen. Ich brüllte auf, weil ein schneidender Schmerz durch meine Schulter fuhr. Das Brennen zog sich aus meinen Gliedern zurück und konzentrierte sich an einem Punkt in meinem Inneren. Ich hob die Arme. Mein Schwert, gewichtslos und unglaublich schwer zugleich, schien jetzt Teil meines Körpers zu sein. Mit beiden Händen hielt ich es so, dass die Spitze zum Boden zeigte. Dann stieß ich zu. Es fuhr wie eine heiße Klinge durch Butter.
    Ich hörte ein Keuchen – und Noah, der meinen Namen brüllte.
    Ich blinzelte, bis ich wieder klar sehen konnte. Meine Brust hob und senkte sich heftig, da meine Lungen gierig die Luft einsogen. Alle starrten mich an. Einige – wie mein Vater – blickten triumphierend. Andere, darunter Noah und meine Mutter, wirkte ein wenig entsetzt. Wieder andere

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