Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
einige Macht. Bei diesem Wettkampf ging es nun darum, dem Teil von mir, den ich die »Dunkle Dawn« nannte, die Zügel schießen zu lassen. Es würde mir nicht leichtfallen, mich ganz und gar meinen Instinkten zu ergeben, doch ich hatte keine andere Wahl. Entweder ich siegte, oder Paderas Nachfolger würde genau da weitermachen, wo sie aufgehört hatte.
    Mit besorgter Miene trat Noah zu mir. Doch gleichzeitig wirkte er auch ein wenig ärgerlich. »Weißt du eigentlich, was du da tust?«, fragte er.
    Leise lächelnd schüttelte ich den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.«
    Eine Ewigkeit, wie mir schien, musterten seine dunklen Augen mein Gesicht. Ich weiß nicht genau, was er darin sah, doch vermutlich war es eine Mischung aus Furcht und Entschlossenheit. Und er erkannte, dass ich mich nicht von meinem Vorhaben würde abbringen lassen.
    »Sie kämpft unfair«, sagte er leise, während er meine Hand nahm und sie sanft knetete. »Deshalb achte auf ihre Beine. Sie ist schnell, aber nicht besonders standfest. Mach dir ihre Wut zunutze, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sobald du es schaffst, sie zu Fall zu bringen, hast du die Oberhand.«
    Er schwieg kurz und ergänzte dann: »Sei nicht zurückhaltend, Doc, und nutze jeden Vorteil. Sonst macht sie dich fertig.«
    Als ich sah, dass er es ernst meinte und sich wirklich um mich sorgte, war mir die Kehle wie zugeschnürt. Ich nickte. »Mache ich.«
    Verek trat zu uns. Offensichtlich hielt jetzt jemand anderes die Oberste Wächterin in Schach. »Es ist Zeit«, sagte er. Der Blick seiner hellen Augen war eindringlich. »Viel Glück, Prinzessin.«
    Noah sah dem großen Nachtmahr nach. »Das ist wohl meine Konkurrenz, was?«, fragte er. »Muss
ich
gegen
ihn
antreten, wenn das hier vorüber ist?«
    Ich nahm an, er machte nur Spaß, aber sicher war ich mir nicht. »Nein, es gibt keine Konkurrenz.«
    Erleichtert lächelte er mir zu. Dann umarmte er mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Pass auf dich auf.«
    »Das tue ich.« Ich hoffte es wenigstens.
    Dass Noah dem Kampf beiwohnte, schien den Rat nicht zu stören. Die Anwesenheit eines Sterblichen war jetzt wohl seine geringste Sorge.
    Während ich mit Noah sprach, hatte mein Vater eine Art Boxring in die Halle gezaubert, mit einer Matte, auf der Padera und ich miteinander kämpfen würden, und ringsherum mit Plätzen für die Zuschauer.
    Die Zahl der Anwesenden war jetzt größer als zuvor, da die Gilde der Nachtmahre eingetroffen war. Wie Verek mir erzählt hatte, waren sie nicht mehr sehr zahlreich. Doch außer den Nachtmahren erschienen noch mindestens zweihundert weitere Traumwesen. Wer waren sie bloß alle?
    Und an der Seitenlinie, neben Morpheus, saß meine Mutter. Das war ja grandios – als hätte ich nicht schon genug Druck gehabt.
    »Die Gegnerinnen begeben sich in die Mitte des Rings«, rief Gladios mit weithin tönender Stimme.
    Noah drückte und küsste mich noch einmal, bevor er neben meinen Eltern Platz nahm. Padera hatte sich umgezogen und trug jetzt eine lockere Hose und eine zum Kämpfen geeignete Tunika. Da zauberte ich mir ebenfalls andere Kleider – eine dreiviertellange Sweathose, flache Schuhe und T-Shirt. Mein Haar war aufgesteckt, damit mich das Biest nicht beim Pferdeschwanz packen konnte.
    Gespannt und kampfbereit standen wir uns gegenüber. Als der Vorsitzende des Rates »Los!« brüllte, zuckte ich vor Schreck zusammen.
    Noah hatte recht gehabt. Die Oberste Wächterin war schnell, doch vor lauter Wut unbeherrscht. Sie setzte tatsächlich ihre Beine häufig ein, was ich schmerzlich erkennen musste, als ihr Fuß meinen Schädel traf und mich rücklings auf die Matte schickte.
    Vor meinen Augen tanzten Sterne. Plötzlich schoss ein scharfer Schmerz durch meine Seite. Sie hatte mich getreten, und das, obwohl ich am Boden lag!
    Steh auf,
meldete sich eine Stimme in meinem Kopf.
Steh auf und gib ihr einen Tritt in den Hintern.
    Das war leichter gesagt als getan, doch schließlich schaffte ich es, mich auf die Füße zu setzen und dabei einem weiteren Tritt auszuweichen. Als ich das nächste Mal Paderas Fuß auf mich zukommen sah, packte ich ihn, drehte ihn um und trat ihr zugleich das andere Bein weg. Während sie fiel, stieß ich sie von mir.
    Noah feuerte mich an und trieb damit meinen Adrenalinspiegel noch mehr in die Höhe. Ich federte auf den Fußballen und reckte den Hals, wie ich es bei Boxern im Ring gesehen hatte. Ich wurde zuversichtlich, ja geradezu übermütig.
    Ein grober

Weitere Kostenlose Bücher