Waffenhandel
in Autos und Häusern verbrannt. Man stach ihnen mit Messern die Augen aus, zerschmetterte ihnen mit Hämmern die Hände und Kiefer und verbrühte ihnen mit kochendem Wasser den Leib. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt und Kinder und Jugendliche verschleppt.
Eine Gruppe der Rebellen brach auf der Suche nach Lebensmitteln in ein Lager des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen ein, fand aber statt der Lebensmittel lediglich zahlreiche nagelneuen Macheten, die für landwirtschaftliche Zwecke bestimmt waren. Sie benutzten diese Macheten, um systematisch Hunderten von Menschen – Erwachsenen, Kindern, sogar Babys – die Hände abzuhacken. Und da sie gehört hatten, es gebe eine Hilfsorganisation, die abgetrennte Hände wieder annähe, nahmen sie die Hände mit.
Auch nachts, als der Strom abgeschaltet war, zogen die Rebellen durch die Stadt. »Wir wollen Frieden! Wir sind gekommen, um Frieden zu bringen!«, grölten sie, schlossen aber ganze Familien in ihren Häusern ein und setzten diese in Brand, um – so ihre zynische Begründung – im Viertel Licht zu machen. Überall loderte Feuer. Mit zusammengerollten und in Kerosin getauchte Bastmatten entzündeten sie ein Haus nach dem anderen; die Familien verbrannten bei lebendigem Leib.
An einer Straßensperre wurden weibliche Gefangene ausgezogen und auf den Boden gedrückt. Eine Soldatin überprüfte, welche von ihnen noch Jungfrauen waren, und schickte diese dann ihren Vorgesetzten. Vor dem State House, dem Amtssitz von Präsident und Regierung, wo die Rebellen einen Befehlsstand eingerichtet hatten, wurden Hunderte von jungen Frauen zusammengetrieben, um anschließend in den Räumen und Gängen des Gebäudes vergewaltigt zu werden. Um nicht die Begierde der Soldaten zu wecken, bemühten sich die Frauen überall in der Stadt, besonders elend auszusehen, und die Hellhäutigen rieben sich die Haut mit einem Gemisch aus Wasser, Erde und Asche ein.
Für die unterschiedlichen Gräueltaten waren spezielle Einheiten gebildet worden: Es gab die »Burn House Unit«, das »Cut Hands Commando« und die »Blood Shed Squad« (das »Kommando Blutvergießen«). Die »Kill Man No Blood Unit« vergoss kein Blut, sondern prügelte ihre Opfer zu Tode, während die »Born Naked Squad« sie auszog, bevor sie sie umbrachte.
In nicht einmal zwei Wochen wurden fast hunderttausend Menschen aus ihren Häusern vertrieben, Zehntausende wurden verletzt und verstümmelt, sechstausend Zivilisten ermordet. 1 Der Waffenhandel war nicht die Ursache für diese Barbarei, aber ein unabdingbares Mittel.
Sierra Leone war damals das unterentwickeltste Land der Welt. Die meisten Einwohner lebten von weniger als 70 Cent am Tag, die durchschnittliche Lebenserwartung betrug siebenunddreißig Jahre. Charles Taylor, Leonid Minin und ihre Komplizen, zu denen auch das Netzwerk von Al-Qaida gehörte, verdienten mit Waffenschieberei und Diamantenhandel Millionen und Abermillionen an diesem Bürgerkrieg.
EINS
Das zweitälteste Gewerbe
ZWEI
Ein schöner Auftrag, wenn man ihn bekommen kann
DREI
Business as usual
VIER
Die Waffensupermacht
FÜNF
Die Schlachtfelder
SECHS
Endspiel
Anhang
Danksagung
Dieses Projekt hätte niemals das Licht der Welt erblickt ohne David Godwin, meinen begnadeten Agenten, der nicht nur mein Denken geprägt, sondern auch dafür gesorgt hat, dass das Projekt sein bestmögliches Zuhause findet. Dieses Zuhause ist Hamish Hamilton/Penguin, wo Simon Prosser das Buch nicht nur gekauft, sondern sich mit großem Engagement dafür eingesetzt hat. Er war bei diesem Projekt Partner und Verleger zugleich. Seine kluge und anregende Redaktion war mir eine unschätzbare Hilfe.
Auch Eric Chinski und Jonathan Galassi bei Farrar, Straus und Giraux haben dem Projekt Zeit, Energie, Intellekt und Leidenschaft gewidmet. Mein alter Verleger in Südafrika, Jonathan Ball, hat mir einmal mehr auf meinem »Heimatmarkt« alle Ehre gemacht. Jonathan und Jeremy Boraine sind die idealen Verleger für ein politisches Buch auf einem hoch politisierten Markt.
Was Hamish Hamilton/Penguin anbelangt, würde ich mich auch gerne bei Anny Kelly (und Sharmila Woollam) bedanken sowie bei Joe Pickering sowohl für ihre Begeisterung, ihre Geduld als auch für ihr Können. Dasselbe gilt für Gabrielle Doob und Kathy Daneman bei FSG und Anika Ebrahim und Ingeborg Pelser bei Jonathan Ball. Mein Dank geht auch an das gesamte Team von DGA. David Hirst hat großartige Arbeit dabei geleistet, das
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