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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein Milchmixgetränk im Bett geteilt hatte - beide nackt und lachend, während aus der Stereoanlage die Plastic Ono Band schallte -, keine Ladung Schuldgefühle hinterlassen.
    Nachdem sie Gelegenheit gehabt hatten, sich auszusprechen - in Kamen-Jargon nach einem gründlichen und vollständigen Austausch von Gefühlen -, kehrte etwas Ruhe ein, und meiner Erinnerung nach verbrachten wir tatsächlich einen netten Nachmittag, blätterten alte Fotoalben durch, die Ilse in einer Schublade entdeckt hatte, und tauschten Erinnerungen an die Vergangenheit aus. Ich glaube, wir lachten sogar einige Male, aber nicht alle Erinnerungen an mein anderes Leben sind zuverlässig. Wireman sagt, dass wir alle beim Mischen mogeln, wenn es um die Vergangenheit geht.
    Ilse wollte, dass wir zu dritt zum Abendessen ausgingen, aber Lin wollte sich noch mit jemandem in der Bibliothek treffen, bevor die zumachte, und ich sagte, dass ich keine große Lust hatte, irgendwohin zu humpeln; ich würde ein paar Kapitel des neuen John Sandford lesen und dann ins Bett gehen. Sie küssten mich - wir waren wieder dicke Freunde -, dann gingen sie.
    Zwei Minuten später kam Ilse zurück. »Ich habe Lin erzählt, ich hätte meine Schlüssel vergessen«, sagte sie.
    »Was nicht der Fall ist, wie ich vermute.«
    »Nein. Daddy, würdest du Mama jemals etwas antun? Jetzt, meine ich. Absichtlich?«
    Ich schüttelte den Kopf, aber das genügte ihr nicht. Das merkte ich an der Art, wie sie einfach dastand und mir ins Gesicht sah. »Nein«, sagte ich. »Niemals. Ich würde...«
    »Was würdest du, Daddy?«
    »Ich wollte sagen, ich würde mir eher den eigenen Arm abschneiden, aber das scheint mir doch eine sehr schlechte Idee zu sein. Ich täte es nie, Illy. Belassen wir’s dabei.«
    »Warum hat sie dann noch immer Angst vor dir?«
    »Ich denke... weil ich verkrüppelt bin.«
    Sie warf sich mir mit solcher Gewalt an die Brust, dass wir fast auf die Couch geplumpst wären. »Oh, Daddy, das tut mir so leid! Alles ist einfach so beschissen! «
    Ich fuhr ihr sanft übers Haar. »Ich weiß, aber du musst immer an eines denken - schlimmer kann’s nicht mehr werden.« Das entsprach vielleicht nicht ganz der Wahrheit, aber wenn ich achtgab, würde Ilse vielleicht niemals erfahren, dass das eine glatte Lüge war.
    In der Einfahrt wurde gehupt.
    »Geh jetzt«, sagte ich und küsste ihre feuchte Wange. »Deine Schwester wartet auf dich.«
    Sie rümpfte die Nase. »Was gibt’s sonst Neues? Du übertreibst es nicht mit den Schmerzmitteln, nicht wahr, Dad?«
    »Nein.«
    »Ruf mich an, wenn du mich brauchst, Daddy. Ich nehme sofort das nächste Flugzeug.«
    Das täte sie wirklich. Deshalb würde ich es niemals tun.
    »Klar doch.« Ich drückte einen Kuss auf ihre andere Wange. »Den gibst du deiner Schwester.«
    Sie nickte und ging hinaus. Ich setzte mich auf die Couch und schloss die Augen. Hinter ihnen schlugen die Uhren und schlugen und schlugen.
     
     
     
     
     
     
    V Mein nächster Besucher war Dr. Kamen, der Psychologe, der mir Reba mitgebracht hatte. Eingeladen hatte ich ihn nicht; seinen Besuch verdankte ich meiner Reha-Domina.
    Obwohl er bestimmt nicht älter als vierzig war, hatte Xander Kamen den Gang eines viel älteren Menschen, schnaufte sogar im Sitzen und betrachtete die Welt durch eine riesige Hornbrille und über einen gewaltigen birnenförmigen Bauch hinweg. Er war ein sehr großer, sehr schwarzer Mann mit holzschnittartigen Gesichtszügen, die etwas Unwirkliches hatten. Diese großen starrenden Augäpfel, diese Galionsfigur von einer Nase und diese totemartigen Lippen waren Ehrfurcht gebietend. Kamen sah wie irgendeine unbedeutende Gottheit in einem Anzug vom Men’s Wearhouse aus. Und er sah aus wie ein sicherer Kandidat für einen Herzschlag oder einen Schlaganfall vor dem fünfzigsten Geburtstag.
    Er lehnte die angebotene Erfrischung ab, weil er nicht bleiben könne, und legte dann seinen Aktenkoffer neben sich auf das Sofa, wie um dieser Behauptung zu widersprechen. Er hockte mit seinen eins fünfundneunzig neben der Armlehne meiner Couch (und sank immer tiefer, sodass ich um die Sprungfedern fürchtete), sah zu mir auf und schnaufte wohlwollend.
    »Was führt Sie hierher?«, fragte ich ihn.
    »Oh, Kathi erzählt mir, dass Sie sich umbringen wollen«, antwortete er. In diesem Tonfall hätte er auch sagen können: Kathi erzählt mir, dass Sie ein Gartenfest geben, auf dem es frische Krispy Kremes gibt. »Irgendwas Wahres daran?«
    Ich öffnete den Mund,

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