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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hat eine 11,1-prozentige Chance, die Inversion des Warpbrunnens zu überleben, während die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Inversion des Warpbrunnens 92,6 Prozent beträgt<
    <92,6 Prozent?>
    >Unvorhersehbare Faktoren, Erhabener. Für den Fall, dass die Inversion scheitert, empfehlen wir, einen weiteren Sprösslinge mit der Durchführung zu betrauen<

    
    Der Ritter beobachtete, wie seine Sprösslinge den Warpbrunnen hochfuhren. Die Steinblöcke und Geräte verschwanden unvermittelt in einem sinnverwirrenden Schlund. Selbst der im Freien auf Suspensoren schwebende Ritter spürte den Zug dieser Kraft, ihren unersättlichen Hunger. So zurückhaltend sie im Moment noch sein mochte, würde sie fast ein Lichtjahr weit in den Weltraum hinausgreifen und jeden Gegner bei der Gurgel packen, wenn sie erst einmal von der Bioentität einer Vorläuferwelt kontrolliert wurde.
    Der eine Sprössling schwebte über das gleißende Portal und stürzte sich hinein. Der Ritter bekam Videoer übermittelt, die nach zwei Sekunden abbrachen. Anderthalb Minuten später folgte der zweite Sprössling. Der Ritter teilte seine Aufmerksamkeit zwischen den von der Brunnenkammer übermittelten Daten und der Sicht von der Schulter des Riesen auf den Sonnenaufgang. Dann trat aus dem Datenstrom auf einmal eine Dringlichkeitsinformation hervor … Der Ritter spürte es auch selbst, registrierte, wie sich die Zustandsänderung des Warpbrunnens von der Schulter des Riesen ausgehend ausbreitete. Selbst in mehreren Kilometern Entfernung wäre die Zustandsänderung noch spürbar gewesen. Wie lange die Inversionswelle bis zum Boden des Abgrunds brauchen würde, war schwer zu sagen, vielleicht drei, vier Tage, und dann würde es noch einmal so lange dauern, bis die Überlebenden den Aufstieg bewältigt hätten.
    Eines aber war gewiss - hunderttausend Jahre nach der schändlichen Niederlage kehrte die Legion aus dem Abgrund zurück.

Epilog

Chel
    Emotionslos und unermüdlich steuerte der Puls der Maschine sämtliche Funktionen der Robotfabrik. Die Gewinnung der Grundstoffe aus dem Waldboden, die Aufbereitung und Umwandlung, die Energieversorgung, den exakt koordinierten Fertigungsprozess, die Reparatur-und Überwachungssysteme, die externen Teilelager. Und die Sektion für Spezialprojekte, eine Kammer mit Klimasteuerung und chirurgischer Ausrüstung, die über einem desinfizierten, von Nischen flankierten Metallsockel hing. In den Nischen lagen zwei reglose Gestalten, neben denen Überwachungslämpchen blinkten. Die eine war ein Mensch, dessen blicklose Augen hin und her huschten, während sich seine Lippen lautlos bewegten. Die andere, ein Uvovo, lag reglos da und hatte alle sechs Augen geschlossen. Sein Gesicht wirkte entspannt und ausdruckslos, seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Beide wiesen Spuren chirurgischer Eingriffe auf, an Hals, Schultern und oberen Gliedmaßen hatte man die Haut durch graue Quadrate aus einem flexiblen Material ersetzt.
    Hinter seinen geschlossenen Lidern war Chel in einer Art Delirium gefangen. Sein halbbewusstes Ich schwankte zwischen Verzweiflung, Schmerz und der Versuchung, sich fremdartigen Maschinenfragmenten zu ergeben, die in seinen Körper eindrangen. Er spürte, dass sie dazu gedacht waren, mit ihm zu verschmelzen, mit den Empfindungs-
und Gedankenwegen, und bislang hatte er sich dagegen gewehrt. Dies hatte Fieber und eine fortschreitende Schwächung seiner Kräfte zur Folge. Chel war allein auf seine Willenskraft angewiesen, und die vermochte ihn vor irgendwelchen Drogen nicht zu schützen. Er bedauerte, dass er Rory nicht hatte zur Flucht verhelfen können.
    Um nach dem Menschen zu sehen, konzentrierte er sich darauf, ein, zwei Augen zu öffnen. Der Schmerz der insgesamt neun Implantationswunden durchzuckte ihn, doch er hielt stand und schlug seine gewöhnlichen Augen auf.
    Die Kammer, in der sie lagen, war im Grunde ein großer Metallkasten, der von einer einzigen grellen Lichtquelle erhellt wurde. Im Moment blinkte sie unstetig, doch das Licht reichte aus, um die durchscheinende, in ein langes Gewand gehüllte Gestalt des Pfadmeisters zu erkennen, der neben dem Operationstisch schwebte.
    »Großer Ältester … fantasiere ich?«
    »Deine Geburtsaugen sind geöffnet, Cheluvahar, du siehst und hörst mich.«
    »Sterbe ich, Großer Ältester?«
    »Es gibt keinen Tod, doch es könnte sein, dass das Universum einen neuen Weg für dich vorgesehen hat.

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