Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Kapitel 1
„M ein Leben. Meine Entscheidung.“
Morrighan wischte ihre Tränen mit dem Handrücken fort, während sie die Worte wiederholte, die sie ihrem Boss an den Kopf geworfen hatte. Die Tränen ärgerten sie fast so sehr wie die Erinnerung an den Streit mit Dr. Sudler. Wenn sie etwas nicht ertrug, dann Selbstmitleid. Und den Versuch, ihr vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hatte.
„Biegen Sie bei der nächsten Gelegenheit links ab.“
„Schon wieder jemand, der mir Vorschriften machen will“, zischte sie das Navigationsgerät an. „Nur gibt es leider keine nächste Gelegenheit in dieser gottverlassenen Gegend.“
Eigentlich sollte die Fahrt vom Galway Airport zu Dál gCais Castle und den Cliffs of Moher nicht länger als eine Stunde dauern, doch sie kurvte bereits eine gefühlte Ewigkeit auf den kaum als Straßen zu bezeichnenden Wegen durch die regnerische Nacht. Sie blinzelte den Tränenschleier beiseite, um die Straße besser zu sehen. Der Wolkenbruch hatte sich zu einem sanften Nieseln abgeschwächt, dem der Scheibenwischer endlich wieder Herr wurde.
Plötzlich huschte etwas über die Straße. Es war nicht mehr als ein Schatten, der kaum, dass sie ihn am Straßenrand wahrnahm, schon vor dem Kühler aufragte.
Der Aufprall war heftig. Was immer gegen die Frontscheibe krachte und über das Dach des Mercedes flog, konnte unmöglich überlebt haben. Morrighan schrie und trat mit aller Kraft auf die Bremse. Der Wagen schlitterte über den Asphalt, drohte auszubrechen, kam aber dann doch zum Stehen.
„Oh Gott.“ Im Rückspiegel erkannte sie eine dunkle Gestalt auf der Straße.
Sie musste helfen, doch ihre um das Lenkrad gekrallten Finger weigerten sich, loszulassen. Sie zitterte, wandte den Blick von der Person auf dem Asphalt ab und starrte auf die spinnennetzartigen Risse auf der Frontscheibe. Obwohl es den Scheibenwischer böse erwischt hatte, erfüllte er weiterhin seine Pflicht.
Verdammt, sie musste aussteigen!
Ihre Hände lösten sich vom Lenkrad, der Gurt öffnete sich nur widerwillig. Sie stieß die Tür auf. Der Wagen machte einen Satz nach vorn.
Keine gute Voraussetzung, bei laufendem Motor und eingelegtem Gang den Fuß von der Kupplung zu nehmen. Sie knallte mit der Schläfe gegen den Rahmen, stieg schwankend aus und ignorierte den Schmerz.
„Bitte nicht“, wiederholte sie unablässig, bis sie das Unfallopfer erreichte. „Ich habe Sie nicht kommen sehen. Es tut mir leid …“ Ihre Worte ertranken in einem Schluchzen. Sie sank neben dem Verunglückten auf die Knie und streckte die Hand aus. Aus der Größe der Person schloss sie, dass es sich um einen Mann handelte, obwohl sie sein Gesicht nicht sah. Er bewegte sich unter ihrer zaghaften Berührung.
„Bleiben Sie ruhig liegen.“ Um eine ruhige Stimme bemüht vertagte sie den Schock auf später. Nur mit einem klaren Kopf würde sie ihm eine Hilfe sein.
Ein leises Stöhnen antwortete ihr.
„Sir? Wie ist Ihr Name?“
„Geht Sie nichts an“, keuchte er.
„Ich frage nicht aus Neugier, ich will nur Ihren Bewusstseinszustand überprüfen.“
„Es geht mir gut.“ Er kämpfte darum, sich aufzurichten, griff sich aber sogleich stöhnend an die Rippen.
„Das bezweifle ich.“ Sie zog ihr Handy aus der Manteltasche. „Ich rufe einen Krankenwagen.“
„Keinen Krankenwagen …“
„Was?“ Sie musste sich verhört haben.
Im selben Moment packte er ihr Handgelenk. Das Telefon fiel auf die Straße. Sie versuchte vergeblich, sich aus dem Griff zu befreien. Seine Finger quetschten ihr Handgelenk und schnürten die Blutversorgung ab. Ihre Hand kribbelte, fühlte sich taub an.
Der Mann richtete sich halb auf und zog sie zu sich. Ihre Knie schrammten über den rauen Asphalt, der dünne Stoff ihrer Hose riss. Sie war ihm jetzt nah genug, um das Blut, das ihm übers Gesicht lief, zu riechen. Der Geruch war ihr nicht fremd, doch er stieg mit einer Intensität in ihre Nase, dass die Geschmacksknospen auf der Zunge verrücktspielten und die Chemorezeptoren ihr im ersten Moment einen äußerst angenehmen Geschmack vorgaukelten. Etwas Verführerisches …
Eindeutig ein angstinduzierter Neurotransmitterkurzschluss.
Sie brauchte einen zähen Atemzug lang, um herauszufinden, dass es nicht sein Blut war, das sie auf der Zunge schmeckte. Dank seiner rüden Art, sie vom Telefonieren abzuhalten, hatte sie sich vor Schreck auf die Zunge gebissen. Die Verletzung war nicht sehr tief, mehr ein Bluterguss als eine Wunde. Trotzdem tat
Weitere Kostenlose Bücher