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Wait for You

Wait for You

Titel: Wait for You Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Lynn
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wäre peinlich und unhöflich, also schwieg ich.
    »Machst du dir Sorgen, dass ich dich hierher gebracht habe, um meine eigenen bösartigen Pläne zu verfolgen?«
    Ich hielt abrupt an. Mein Magen verkrampfte sich. »Was?«
    Cam hielt ebenfalls an und drehte sich zu mir um. Sein Grinsen verrutschte ein wenig. »Hey, Avery. Nur ein Witz. Ehrlich.«
    Hitze stieg in meine Wangen und mein Magen entkrampfte sich, während sich ein Gefühl von Gelähmtheit in mir ausbreitete. »Ich weiß. Ich bin einfach…«
    »Nervös?«, bot er an.
    »Ja. Genau.«
    Er musterte mich noch einen Moment, dann ging er weiter. »Komm schon. Bald ist es dunkel.«
    Während ich hinter ihm herschlurfte, stellte ich mir vor, wie es wäre, einfach in einen der alten Holzzäune zu rennen, um mich auf einem der angespitzten Pfähle aufzuspießen. Gott, ich musste mich wirklich zusammenreißen. Nicht jeder Kerl war wie Blaine. Das wusste ich. Verstand es. Meine Tortur hatte mich nicht vollkommen zerstört.
    Auf der anderen Seite des Turms, in der Nähe der Gedenktafeln, saßen zwei Studenten aus unserem Astronomiekurs mit ihren Ordnern auf dem Schoß auf der Bank. Sie winkten uns zu, und noch während wir zurückwinkten, führte Cam uns weiter über den großen Parkplatz, bevor er in Richtung des grasbewachsenen Hügels abbog, der über die Bloody Lane aufragte.
    Cam suchte eine Stelle aus und zog die Taschenlampe hervor, dann setzte er sich hin. Ich blieb ein paar Schritte entfernt stehen und lauschte auf das leise Surren der Grillen. Der Boden war trotz der gestrigen Regenfälle schon wieder trocken. Doch selbst wenn er nass gewesen wäre, hätte mir das nichts ausgemacht. Ich stand, weil ich einfach zu angespannt war.
    »Setzt du dich zu mir?« Cam tätschelte die Stelle neben sich und legte den Kopf schräg. »Bitte, bitte? Ich bin so einsam und allein.«
    Ich biss mir auf die Lippe, setzte mich eine guten Meter entfernt von ihm hin und beschäftigte mich damit, nach meinen Ordner für Astronomie zu suchen. Als ich ihn herauszog, sah ich kurz zu Cam und unsere Blicke trafen sich. Ich konnte einfach nicht wegschauen. Intensiv . Das war das erste Wort, das mir in den Sinn kam. Sein Blick war intensiv, so als könne er mich vollkommen durchschauen.
    Ich räusperte mich und richtete meine Aufmerksamkeit auf meinen Ordner. Schließlich sagte Cam: »Welche Konstellation sollen wir zeichnen?«
    Er hielt die Taschenlampe, während ich meine Aufzeichnungen durchsuchte. »Ähm, die Corona Borealis, glaube ich.«
    »Ah, die nördliche Krone.«
    Ich musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Das weißt du einfach so?«
    Er lachte. »Mag ja sein, dass ich nicht mitschreibe, aber ich passe durchaus auf.«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er einen Großteil des Kurses gestern verschlafen hatte. Ich zog das Rasterpapier heraus, das Professor Drage ausgeteilt hatte, gefolgt von der Sternenkarte, auf der ich die Corona Borealis suchte. »Ich verstehe wirklich nicht, wie irgendwer in den Sternen Figuren erkennen kann.«
    »Ehrlich nicht?« Er rutschte zu mir herüber und spähte über meine Schulter. »Die Formen sind doch ziemlich offensichtlich.«
    »Für mich nicht. Ich meine, da hängen einfach massenhaft Sterne am Himmel. Wahrscheinlich kann man sehen, was auch immer man sehen will.«
    »Schau dir die Borealis an.« Er tippte mit dem Finger auf die Karte. »Es ist offensichtlich eine Krone.«
    Ich lachte. »Für mich sieht das nicht aus wie eine Krone. Eher wie ein unregelmäßiger Halbkreis.«
    Er schüttelte den Kopf. »Schau hin. Du kannst es mühelos erkennen. Es ist eine Krone. Los, finde die sieben Sterne.«
    Ich legte den Kopf in den Nacken, während ich gleichzeitig einen Stift aus meiner Tasche zog. »Ich sehe die sieben Sterne, aber gleichzeitig sehe ich noch Hunderte andere. Außerdem sehe ich das Krümelmonster.«
    Cam brach in Gelächter aus. Es war ein schönes Geräusch, tief und voll. »Du bist echt irre.«
    Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während mein Stift über dem Raster schwebte. Ich hatte keine Ahnung, auf welchem Breitengrad ich anfangen sollte. Ich sah wieder zur Borealis und schaffte es, eine Linie zwischen zwei Punkten zu ziehen, die ich für richtig positioniert hielt.
    »Weißt du, woher der Name stammt?« Als ich den Kopf schüttelte, griff Cam herüber und zog mir den Stift aus der Hand. Unsere Finger berührten sich. Schnell zog ich meine Hand zurück und legte sie neben mir in das saftige Gras. »Es ist die

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