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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Irgendwas mußten wir ja sagen.«
    »Eva setzte sich auf den Vordersitz und du auf die Rückbank. Hattet ihr das abgesprochen?«
    »Das war unser Plan.«
    »Was für ein Plan?«
    »Daß wir dem Alten sagen würden, er sollte anhalten, weil Eva nach hinten kommen wollte. Und dann wollten wir ihn uns vornehmen.«
    »Ihr hattet also schon von Anfang an beschlossen, die Waffen zu benutzen?«
    »Nicht, wenn der Fahrer jünger gewesen wäre.«
    »Was hättet ihr da gemacht?«
    |44| »Da hätten wir den Rock hochgezogen und ihm Angebote gemacht und ihn so zum Anhalten gebracht.«
    Wallander spürte, daß ihm der Schweiß ausbrach. Ihre kaltschnäuzige Verschlagenheit quälte ihn. »Was für Angebote?«
    »Was denkst du denn?«
    »Ihr wolltet ihn also damit zu locken versuchen, daß er Sex haben könnte?«
    »Was für eine Scheißsprache.«
    Lötberg beugte sich hastig vor. »Du brauchst nicht soviel zu fluchen.«
    Sonja Hökberg blickte ihren Anwalt an. »Ich fluche, soviel ich will.«
    Lötberg zog sich zurück. Wallander hatte sich entschlossen, schnell weiterzugehen. »Aber jetzt war es also ein älterer Mann, der das Taxi fuhr. Ihr brachtet ihn dazu anzuhalten. Was geschah dann?«
    »Ich habe ihn auf den Kopf geschlagen. Eva hat mit dem Messer gestochen.«
    »Wie viele Male hast du zugeschlagen?«
    »Ich weiß nicht. Ein paarmal. Ich hab nicht mitgezählt.«
    »Hattest du keine Angst, er könnte sterben?«
    »Wir brauchten doch Geld.«
    »Das war nicht meine Frage. Ich habe gefragt, ob du dir nicht darüber im klaren warst, daß er sterben könnte.«
    Sonja Hökberg zuckte mit den Schultern. Wallander wartete, aber sie sagte nichts mehr. Er war im Moment nicht in der Lage, die Frage zu wiederholen.
    »Du hast gesagt, ihr brauchtet Geld. Wozu denn?«
    Jetzt sah er ihn wieder. Den schwachen Anflug von Unsicherheit, bevor sie antwortete.
    »Zu nichts Besonderem, habe ich doch schon gesagt.«
    »Und was passierte dann?«
    »Wir haben die Brieftasche und ein Handy mitgenommen und sind nach Hause gegangen.«
    »Und was habt ihr mit der Brieftasche gemacht?«
    »Wir haben das Geld geteilt. Eva hat sie dann weggeworfen.«
    Wallander blätterte in Martinssons Papieren. Johan Lundberg |45| hatte ungefähr sechshundert Kronen in seiner Brieftasche gehabt. Sie war nach einem Hinweis von Eva Persson in einem Papierkorb gefunden worden. Das Handy hatte Sonja Hökberg mitgenommen. Es war bei ihr gefunden worden.
    Wallander schaltete das Tonbandgerät aus.
    Sonja Hökberg verfolgte seine Bewegungen. »Kann ich jetzt nach Hause gehen?«
    »Nein«, sagte Wallander. »Du bist neunzehn Jahre alt. Das bedeutet, du bist strafmündig. Du hast ein schweres Verbrechen begangen. Gegen dich wird Haftbefehl erlassen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Daß du in Haft bleibst.«
    »Und warum?«
    Wallander sah Lötberg an. Dann stand er auf. »Ich glaube, das kann dir dein Anwalt erklären.«
    Wallander verließ den Raum. Ihm war schlecht. Sonja Hökberg hatte nicht gespielt. Sie war wirklich vollkommen ungerührt. Wallander ging zu Martinsson, der telefonierte, aber auf seinen Besucherstuhl deutete. Wallander setzte sich und wartete. Er hatte plötzlich das Bedürfnis zu rauchen. Das kam selten vor. Aber die Begegnung mit Sonja Hökberg war quälend gewesen.
    Martinsson beendete das Gespräch.
    »Wie ging es?«
    »Sie gesteht ja alles. Und sie ist eiskalt.«
    »Eva Persson ist genauso. Und sie ist erst vierzehn.«
    Wallander schaute Martinsson fast flehend an. »Was ist bloß los?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber das sind doch zwei kleine Mädchen, verdammt noch mal.«
    »Ich weiß. Und sie scheinen nichts zu bereuen.«
    Sie saßen eine Weile stumm da. Wallander fühlte sich für einen Augenblick vollkommen leer.
    Schließlich brach Martinsson das bedrückte Schweigen. »Verstehst du jetzt, warum ich so oft denke, ich möchte aufhören?«
    Wallander erwachte wieder zum Leben. »Verstehst du jetzt, warum es so wichtig ist, daß du es nicht tust?«
    |46| Er stand auf und trat ans Fenster. »Wie geht es Lundberg?«
    »Unverändert kritisch.«
    »Wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen. Egal ob er stirbt oder nicht. Sie haben ihn überfallen, weil sie für etwas ganz Bestimmtes Geld brauchten. Wenn es nicht einen ganz anderen Grund hatte.«
    »Was hätte das sein sollen?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe nur so ein Gefühl. Daß es vielleicht tiefer reicht. Ohne daß wir schon sagen können, was das ist.«
    »Die Wahrscheinlichkeit spricht doch wohl

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