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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wohnungen lagen nicht in der Nähe. Mitten in der Nacht war der Ort sicher vollständig öde. Auch wenn die Straßenbeleuchtung stark war, würde ein Mann, der zusammenbrach und vielleicht aufschrie, von niemandem in der Umgebung gehört oder gesehen werden.
    Wallander betrat das nächstliegende Kaufhaus und suchte die Lebensmittelabteilung. Wie üblich befiel ihn Unlust, wenn er sich entscheiden sollte. Er packte einen Korb voll, bezahlte und fuhr nach Hause. Das komische Geräusch im Motor schien immer stärker zu werden. Als er in seine Wohnung hinaufkam, zog er den dunklen Anzug aus. Nachdem er geduscht und gemerkt hatte, daß die Seife fast alle war, bereitete er sich eine Gemüsesuppe zu, die ihm erstaunlicherweise gut schmeckte. Er kochte Kaffee und nahm die Tasse mit ins Wohnzimmer. Er war müde. Nachdem er sich durch die Fernsehkanäle gezappt hatte, ohne etwas zu finden, |49| was ihn interessierte, zog er das Telefon zu sich und wählte Lindas Nummer in Stockholm. Sie lebte mit zwei Freundinnen, von denen er nicht mehr als die Namen wußte, in einer Wohnung auf Kungsholmen. Sie jobbte manchmal als Kellnerin in einem Restaurant. Wallander hatte dort gegessen, als er in Stockholm war. Das Essen war gut gewesen. Aber er war erstaunt gewesen, daß sie die laute Musik ertrug.
    Linda war jetzt sechsundzwanzig. Er war immer noch der Meinung, daß sie guten Kontakt zueinander hatten, bedauerte es aber, daß sie so weit weg war. Er vermißte das regelmäßige Zusammensein.
    Ein Anrufbeantworter schaltete sich ein. Die Mitteilung, daß niemand zu Hause sei, wurde auf Englisch wiederholt. Wallander sagte seinen Namen und daß es nichts Wichtiges war.
    Danach blieb er sitzen. Der Kaffee war kalt geworden.
    Ich kann so nicht weiterleben, dachte er irritiert. Ich bin fünfzig. Aber ich fühle mich uralt und kraftlos.
    Dann sagte er sich, daß er seinen Abendspaziergang machen sollte. Er suchte nach einem guten Grund, ihn ausfallen zu lassen. Aber schließlich stand er auf, zog seine Turnschuhe an und ging hinaus.
     
    Um halb neun kam er zurück. Der Spaziergang hatte seine mißmutige Stimmung vertrieben.
    Das Telefon klingelte. Wallander glaubte, es sei Linda. Aber es war Martinsson.
    »Lundberg ist tot. Sie haben gerade angerufen.«
    Wallander stand stumm.
    »Das bedeutet, daß Hökberg und Persson einen Mord begangen haben«, fuhr Martinsson fort.
    »Ja«, sagte Wallander. »Und es bedeutet außerdem, daß wir eine richtige Scheißgeschichte am Hals haben.«
    Sie verabredeten sich für den folgenden Morgen um acht Uhr.
    Danach gab es nicht mehr viel zu sagen.
    Wallander blieb auf der Couch sitzen. Er sah zerstreut die Abendnachrichten. Registrierte, daß der Dollarkurs auf dem Weg nach oben war. Das einzige, was ihn wirklich fesselte, war die Trustor-Geschichte. |50| Wie einfach es zu sein schien, sämtliche Mittel aus einer Aktiengesellschaft abzuziehen, ohne daß jemand eingriff, bevor es zu spät war.
    Linda rief nicht zurück. Um elf ging er ins Bett.
    Er konnte lange nicht einschlafen.

|51| 5
    Als Wallander am Dienstag, dem 7.   Oktober, kurz nach sechs Uhr am Morgen erwachte, merkte er, daß er Schwierigkeiten hatte, zu schlucken. Er war schweißgebadet und spürte, daß er krank wurde. Doch der Gedanke, daß der Taxifahrer Johan Lundberg am Tag zuvor an den Folgen des brutalen Überfalls gestorben war, trieb ihn aus dem Bett. Er duschte, trank Kaffee und nahm ein paar fiebersenkende Tabletten. Die Schachtel steckte er ein. Bevor er aus dem Haus ging, zwang er sich dazu, einen Teller Dickmilch zu essen. Die Straßenlampe vor dem Küchenfenster schwankte im böigen Wind. Es war bewölkt, ein paar Grad über Null. Wallander suchte sich einen dicken Pullover aus dem Kleiderschrank. Dann stand er mit der Hand am Telefon und war im Zweifel, ob er Linda anrufen sollte. Aber er entschied, daß es dafür noch zu früh am Tag war. Als er im Auto saß, fiel ihm ein, daß ein Zettel auf dem Küchentisch lag, auf dem er sich notiert hatte, was er brauchte. Aber jetzt kam er nicht darauf, was es war. Er konnte sich auch nicht vorstellen, zurückzugehen und den Zettel zu holen. Statt dessen beschloß er, in Zukunft auf seinen Anrufbeantworter im Präsidium zu sprechen, wenn er etwas einkaufen mußte. Dann würde er, wenn er zur Arbeit kam, sofort erfahren, was er einkaufen mußte.
    Er fuhr den üblichen Weg ins Präsidium, über Österleden. Jedesmal befiel ihn ein schlechtes Gewissen. Um seinen Blutzucker niedrig zu

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