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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Alle Waffen, die wir für erforderlich halten. Ungestörte Forschung, deren Ergebnisse in erster Linie uns zugute kommen. Keine Inspektionen! Das Recht, unseren Planeten überallhin zu steuern, selbst wenn dort keine Kreisbahn auf uns wartet, für die wir Miete bezahlt haben. Das Recht, in der eisigen Dunkelheit zwischen den Sternen zu leben, wenn wir auf die Nachbarschaft anderer Planeten verzichten wollen. Das Recht, den Hyperraum zu durchfliegen, den die Regierung eifersüchtig für sich reservieren will. Das Recht zum Risiko, das Recht zum Leiden; das Recht, unklug zu sein, und das Recht, zu sterben.
    Diese Forderungen widersprechen der Politik einer Regierung, zu deren Prinzipien es gehört, alle gleich zu behandeln – die erschrockene Maus und den ängstlich flatternden Sperling nicht besser und nicht schlechter als den Tiger. Die Regierung möchte bei jeder Sonne ein Polizeirevier einrichten, möchte auf jedem Planeten ihre Polizisten stationieren und endlich durchsetzen, daß nur noch Streifenwagen die dunklen Weiten des Universums durchqueren.
    Vor Jahrtausenden begann die Regierung, Maßnahmen zu beschließen, die unsere Freiheit beschneiden sollten. Wir versammelten uns auf einem Planeten gewannen allmählich Prestige und Einfluß, lebten unser eigenes Leben und schienen allmählich an Boden zu gewinnen – bis wir merkten, daß wir jetzt nur ein einziges gutes Ziel für die Polizei abgaben.
    Vor etwa hundert Jahren wurden wir alle vor Gericht gestellt. Schon bald war klar, daß das Urteil nicht zu unseren Gunsten ausfallen würde: kein ungestörtes, zurückgezogenes Leben, keine geheime Forschung, keine Flüge durch den Hyperraum, keine Möglichkeit, die Probleme des Universums durch eigene Anstrengung zu lösen.
    Sollten wir uns also ergeben – oder sterben? Wir brachen aus und flohen.
    Seither werden wir ohne Unterbrechung gejagt. Unsere Verfolger lassen nicht locker und bleiben ständig auf unserer Spur. Nirgendwo in diesem Universum gibt es einen sicheren Zufluchtsort für uns. Nur die Stürme des Hyperraumes verbergen uns für einige Zeit vor unseren Verfolgern, aber wir wissen nicht, wie wir ihnen auf die Dauer widerstehen sollen.
    Der Hyperraum entspricht einem Meer der Erde; seine Oberfläche ist das bekannte Universum, seine Schiffe sind die Planeten – und wir sind ein Unterseeboot. Wir tauchen in der Nähe einer einzelnen Sonne auf, die noch nicht von künstlichen Planeten verdeckt ist. Dann erscheinen sie , so daß wir wieder untertauchen müssen. Gelegentlich bleiben wir zu lange und müssen um unser Leben kämpfen, bevor wir in der stürmischen Dunkelheit verschwinden können, in die uns niemand zu folgen wagt. Wir haben schon drei Sonnen als Ablenkungsmanöver in Novä verwandelt! Vielleicht sind dabei auch Planeten vernichtet worden, wir wissen es nicht.
    Von Zeit zu Zeit schlagen unsere Verfolger einen Waffenstillstand vor und verhandeln mit uns, bevor sie ihre Energiestrahler wieder auf uns richten. Wahrscheinlich hoffen sie, daß wir den Lichtbogen ihrer Vernunft erkennen, der stets über diesem kosmischen Gefängnishof strahlt.
    Schon zweimal haben wir den Versuch unternommen, einen anderen Kosmos zu finden – wir sind ohne bestimmten Kurs durch den Hyperraum geflogen. Aber die dort herrschenden Stürme haben uns wieder an diese Küste zurückgeworfen, die unser Universum darstellt.
    Wir geben uns alle Mühe, an unseren Prinzipien festzuhalten, aber auch das wird immer schwerer. Wir hätten deinen Planeten nicht zu beschädigen brauchen, Paul! Das ist meine Meinung, die ich allerdings nicht beweisen kann, weil ich nicht weiß, welche Überlegungen unser Kapitän angestellt hat. Aber obwohl ich das nicht bestimmt weiß, hoffe ich, daß wir für immer in einem Sturm verschwinden, bevor wir nochmals anderen Lebewesen schaden. Es heißt, daß man beim drittenmal ertrinkt ... Das hoffe ich!«
    Ihre Stimme veränderte sich, als sie plötzlich ausrief: »Oh, Paul, wir möchten diese wunderbaren Träume so gern verwirklichen – und dabei bringen wir nur immer Unheil über andere. Ist es da nicht verständlich, daß wir im Tod den einzigen Ausweg sehen?«
    Tigerishka wandte sich ab. Kurze Zeit später fügte sie ruhiger hinzu: »Jetzt habe ich dem Affen alles erzählt. Der Affe kann sich der Katze überlegen fühlen, wenn er Lust dazu hat.«
    Paul holte leise tief Luft und atmete wieder aus. Er spürte daß sein Herz rascher als sonst schlug. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er

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