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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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die hagere Frau von der anderen Seite des Tisches her.
    »Eigentlich war es meine Idee«, warf Harry McHeath verlegen ein.
    »Wirklich vernünftig, junger Mann«, versicherte Doc ihm. Er holte eine kleine Flasche Whisky aus der Jackentasche und hielt sie hoch. »Möchte irgend jemand einen Schluck versuchen?« fragte er dabei. Die dicke Frau räusperte sich tadelnd.
    »Heben Sie den Schnaps lieber für einen Notfall auf, Rudi«, meinte Hunter.
    Doc seufzte und steckte die Flasche wieder ein. »Vermutlich hat die Kommission für Öffentliche Sicherheit auch etwas gegen eine zweite Tasse Kaffee einzuwenden«, murmelte er vor sich hin.
    Harry McHeath schüttelte nervös den Kopf und ging mit einer Thermosflasche herum, um die Papierbecher nochmals zu füllen.
    Rama Joan sagte: »Rudolf, Sie haben vorhin nach einer Erklärung für die Farben des Wanderers gesucht. Ich glaube, daß es sich dabei nicht um eine natürliche Erscheinung handelt. Meiner Meinung nach dient die Färbung nur zu ... Dekorationszwecken.« Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: »Wenn es Lebewesen gibt, die durch den Hyperraum fliegen, können sie ihren Planeten bestimmt auf eine Art und Weise verzieren, die sie für künstlerisch halten. Die Steinzeitmenschen haben ihre Höhlen nicht von außen bemalt, aber wir streichen unsere Häuser an.«
    »Gar nicht übel«, meinte Doc beifällig. »Ein Planet mit Zweifarben-Lackierung. Selbstverständlich gegen Aufpreis.«
    Wojtowicz und Harry grinsten. Hunter sagte leise: »Wenn sie so fortgeschritten sind, brauchen sie gar keine natürlichen Planeten mehr. Dann können sie selbst einen bauen.« Er schüttelte den Kopf. »Ganz schön verrückt, wie?«
    »Keineswegs«, versicherte Doc ihm. »Überlegen Sie nur, wie vorteilhaft es wäre, wenn man den gesamten Hohlraum eines Planeten ausnützen könnte – für Lagerräume, Schlafsäle, Maschinenräume und so weiter. Natürlich müßte alles gut abgestützt werden, damit es nicht ...«
    »Das ist gar nicht nötig, wenn sie die Antigravitation für sich nutzbar gemacht haben«, warf Rama Joan ein.
    »Toll«, flüsterte Wojtowicz tonlos.
    »Du bist wirklich nicht dumm, Mommy«, meinte Ann schläfrig.
    »Hebt man die Gravitation eines rotierenden Planeten auf, muß man ihn irgendwie zusammenhalten, weil die Zentrifugalkraft ihn sonst zerreißt«, sagte Hunter.
    »Stimmt nicht«, widersprach Doc. »Masse und Bewegungsenergie verschwinden in diesem Fall gleichzeitig.«
    Paul räusperte sich. »Nehmen wir einmal an, diese Lebewesen seien wirklich so weit fortgeschritten – würden sie dann nicht alles tun, um zu verhindern, daß sie bewohnten Planeten Schaden zufügen?« Er lächelte unsicher. »Ich setze dabei natürlich die Existenz einer friedliebenden Galaktischen Föderation voraus oder was man sonst dazu sagen könnte ...«
    »Kosmischer Wohlfahrtsstaat«, schlug Doc ironisch vor.
    »Nein, Sie haben völlig recht, junger Mann«, sagte Wanda energisch, während die hagere Frau zustimmend nickte. »Die Lebewesen aus dem All schaden niemand, sondern schützen und ernähren alle.«
    Rama Joan lächelte ungläubig und fragte Paul: »Welche speziellen Vorkehrungen treffen Sie vor Antritt jeder Autofahrt, um zu verhindern, daß Sie Katzen oder Hunde überfahren? Sind die Ameisenhaufen in Ihrem Garten alle genau bezeichnet?«
    »Denken Sie noch immer an Ihre Teufel und Dämonen?« wollte Doc wissen.
    Rama Joan zuckte mit den Schultern. »Auch die Teufel sind vielleicht nichts anderes als Lebewesen, die ihre Absichten verfolgen, die in diesem Fall unseren entgegengesetzt sind.«
    »Dann ist das Böse also nur ein Verkehrsunfall?«
    »Vielleicht. Denken Sie nur daran, daß es leichtsinnige Fahrer gibt – und sogar Autofahrer, die ihren Wagen als Ausdruck ihrer Persönlichkeit benützen.«
    »Selbst wenn das Fahrzeug zufällig ein ganzer Planet ist?« fragte Paul.
    Rama Joan nickte.
    Wojtowicz sprang auf. »Seht euch das an!« sagte er laut und streckte den Arm aus. Die anderen drehten sich um und sahen ein Scheinwerferpaar, das rasch näher kam. Jetzt war auch das dumpfe Röhren eines Automotors zu hören.
    »Vielleicht hat der Major sich die Sache anders überlegt und läßt Sie abholen, Paul«, meinte Hunter.
    »Der Wagen kommt aus der falschen Richtung«, warf Doc ein.
    Die Scheinwerfer beschrieben einen weiten Bogen und waren jetzt voll auf die Gruppe gerichtet. Sie blendeten so stark, daß der Wagen trotz der allgemeinen Helligkeit kaum zu erkennen

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