Pferdekuss
Ariadnes Spezialität ist spannender Lesestoff mit literarischem und aufrührerischem Anspruch. Für uns muss ein guter Krimi folgende Kriterien erfüllen: Der Suspense muss auf mehreren Ebenen stattfinden. Also nicht nur: Wer hat gekillt bzw. wird er oder sie überführt?, sondern zusätzliche Rätsel, Fragen, Unklarheiten, Gefahren, Ängste und Nöte. Der Erzählkosmos darf keine heile Welt sein, die mit der Lösung des Falls wieder blitzsauber wird – vielmehr zieht ein guter Krimi seine Spannung auch aus den Lücken, Grauzonen und Fehlern herrschender Moral und Rechtsvorstellung. Hier sehen wir die Herausforderung einer zeitgemäßen Krimikultur: eingängig und spannend Geschichten zu erzählen, die gesellschaftliche Widersprüche und Ungerechtigkeiten ausleuchten, Zweifel an kulturellen, moralischen, sozialen Selbstverständlichkeiten wecken, kritischen Argwohn gegenüber den gängigen Glücks-, Erfolgs- und Wohlstandsversprechungen schüren, zum Misstrauen gegen blinde Ideologien, Dogmen und Normen anregen. Ariadne Krimis neigen zum Subversiven. Dass Frauen darin die Hauptrollen besetzen, war vor 15 Jahren ein Skandal, heute stehen wir damit nicht mehr allein. Dass die Hälfte unserer Protagonistinnen Sex mit Frauen bevorzugt, ist schon weniger gängig und entspricht dem Off-Mainstream-Anspruch von Ariadne. Die (Anti-)Heldinnen sind Figuren, die an den Rollenmustern rütteln und neue Wege zu gehen versuchen. Bei den deutschsprachigen Autorinnen suchen und fördern wir die, die mit dem Genre experimentieren, über den Tellerrand spähen, sich auf neues Terrain wagen. Krimis sind für uns eine Art Widerstandskultur. Das muss man natürlich nicht genauso sehen, man kann auch einfach unsere spannenden Bücher genießen.
Zu diesem Buch
Lisa Nerz reist in die Vergangenheit, als sie ihren alten Heimatort am Fuß der Schwäbischen Alb und ihre (oft zitierte) katholische Mutter aufsucht. Dort, im Arabergestüt Gallion, findet man in der Box eines Hengstes eine Frauenleiche. Sind die Nerven mit dem sensiblen Tier durchgegangen? Lisa muss feststellen, dass gegen die kostbaren Pferde ein Menschenleben nicht viel wiegt …
Christine Lehmann, *1958 in Genf, lebt in Stuttgart und Wangen im Allgäu und arbeitet als Nachrichtenredakteurin. Sie schreibt Kriminal- und Liebesromane sowie die Stuttgarter Radio-Tatort-Folgen. Christine Lehmann hat bereits sechs Krimis mit der schillernden Grenzgängerin Lisa Nerz veröffentlicht. Ihre pointiert-lebendige Erzählsprache hat frischen Wind in die deutsche Kriminalliteratur gebracht, www.lehmann-christine.de
Coverfigur (freches ding auf breitem rücken) von Wolfgang Thiel: „1951 in Zweibrücken, lebt in Stuttgart, bestückt seit den 80ern Stadt und Land mit seinen quietschbunten Plastiken. War einmal der Kunstlehrer der Autorin. Sein Thema ist der Mensch – meist Madonnen, Engel, Mannequins, Amazonen, Weibsbilder. Gestaltete unter anderem auch die Stadtbahnhaltestelle Stuttgart-Degerloch. www.atelier-thiel.de
Christine Lehmann
Pferdekuss
Ariadne Krimi 1171
Argument Verlag
Ariadne Krimis
Herausgegeben von Else Laudan
www.ariadnekrimis.de
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Christine Lehmann bei Ariadne:
Vergeltung am Degerloch (Ariadne Krimi 1165)
Gaisburger Schlachthof (Ariadne Krimi 1167)
Pferdekuss (Ariadne Krimi 1171)
Harte Schule (Ariadne Krimi 1157)
Höhlenangst (Ariadne Krimi 1161)
Allmachtsdackel (Ariadne Krimi 1169)
Vollständig überarbeitete Neuausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2008
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Lektorat & Satz: Iris Konopik
Druck und Bindung: CPI Moravia Books, Pohorelice,
Printed in Czech Republic
Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier
ISBN: 978-3-86754-171-8
Erste Auflage 2008
e-Book by Brrazo 03/2011
Anfang
»Er ist dein Schwiegervater«, sagte meine Mutter. »Wer weiß, wie lange er noch lebt. Da wirst du ihm wohl zum siebzigsten Geburtstag gratulieren können.«
»Er hat mich nicht eingeladen.«
»Wir gehen vormittags um elf hin, wie alle anderen auch.«
Die Telefonleitung knatterte energisch. Wenn ich gewusst hätte, dass meine Mutter den Siebzigsten meines Schwiegervaters zum Anlass nehmen würde, mich nach Vingen zurückzuzitieren, hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher