Wanderer im Universum
weiter.
»Benimm dich nicht lächerlich, Paul«, wies Tigerishka ihn an. »Ich weiß, daß du deiner Meinung nach zivilisiert bist, aber ich habe dich geknebelt, gefesselt und dich als Affen bezeichnet, um dir eine Lehre zu erteilen. Du solltest merken, daß du in Wirklichkeit gar nicht so wichtig bist, denn andere können dich so behandeln, wie du ein potentiell überlegenes Lebewesen wie Miau hier behandelt hast. Außerdem hast du eine Erfahrung dieser Art dringend nötig, was dir jeder Psychologe bestätigen kann.«
Paul sah ihr in die Augen und schüttelte dann langsam den Kopf.
»Was soll das heißen?« fragte Tigerishka sofort. »Weshalb habe ich das alles deiner Meinung nach getan?«
Paul betonte jede Silbe so sorgfältig, als stehe er auf der Bühne, als er sagte: »Du behauptest, mir geistig weit überlegen zu sein, was in gewisser Beziehung offenbar zutrifft. Aber trotzdem hast du gestern meine Gedanken fast zwanzig Minuten lang mit denen des hübschen, aber geistig kaum entwickelten Tieres auf deinem Schoß verwechselt. Deshalb hast du deine Wut über diesen dummen Fehler an mir ausgelassen.«
»Das ist nicht wahr!« widersprach Tigerishka erregt. Sie richtete sich auf, aber dann lehnte sie sich wieder zurück und zuckte mit den violett gestreiften Schultern. »Eigentlich hast du recht«, gab sie zu. »Das hat mein Verhalten jedenfalls beeinflußt. Ich war enttäuscht, weil meine Hoffnung, eine andere intelligente Katzenrasse zu finden, sich nicht erfüllt hatte. Das hast du gut beobachtet. Nicht schlecht – für einen Affen.«
»Du hast trotzdem einen gewaltigen Fehler gemacht«, meinte Paul ruhig. »Wie konntest du annehmen, daß ein so kleines Tier wie Miau ein voll ausgebildetes Gehirn haben könnte?«
»Ich habe mir eingebildet, es sei miniaturisiert«, antwortete Tigerishka rasch. »Das war allerdings ein Versehen, denn ich hätte es gleich überprüfen müssen, anstatt mich auf eine telepathische Verständigung zu verlassen.« Sie streichelte Miau. »Noch mehr Affenfragen?«
Paul machte eine kurze Pause, bevor er sagte: »Du hast behauptet, einer superzivilisierten galaktischen Kultur anzugehören, aber trotzdem zeigst du eine beachtliche Xenophobie. Ich stelle mir vor, daß ein echter galaktischer Bürger mit allen möglichen Lebewesen auskommen müßte: mit Meeresbewohnern, Säugetieren, Tausendfüßlern, geflügelten Wesen, Wölfen und anderen Fleischfressern wie ihr selbst – und sogar mit Menschen.«
Tigerishka zuckte leicht zusammen, als Paul von ›Wölfen und anderen Fleischfressern‹ sprach, aber dann antwortete sie freundlich: »Affen sind bei weitem die schlimmste Art, Paul.« Nach einer Pause fügte sie noch hinzu: »Außerdem ist das Leben im Kosmos nicht so freundlich und gutnachbarlich, wie du anzunehmen scheinst.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, stimmte Paul zu. »Aber du behauptest, fast allwissend zu sein und großen Respekt vor dem Leben zu haben – jedenfalls hast du dich mir gegenüber gerühmt, zwei Städte vor dem Feuer gerettet zu haben –, und trotzdem habt ihr den Mond zertrümmert, ohne auf die Anwesenheit einiger Menschen Rücksicht zu nehmen. Mein bester Freund ist ebenfalls dort gewesen.«
»Wirklich schade, Paul«, meinte Tigerishka gelassen. »Aber sie befanden sich auf einem Planeten ohne Atmosphäre und hatten ihre Schiffe dort. Vielleicht sind sie rechtzeitig geflohen.«
»Richtig, wir könnten hoffen, daß ihnen die Flucht gelungen ist«, gab Paul ebenso gelassen zurück, »aber ich bezweifle, daß ihr überhaupt gewußt habt, daß sie dort oben waren! Ich glaube nicht einmal, daß ihr nach eurem Übertritt aus dem Hyperraum gewußt habt, daß auf der Erde intelligente Lebewesen existieren. Oder wenn ihr es gewußt haben solltet, war es euch völlig gleichgültig.«
Tigerishka veränderte ihre Stellung nicht, streichelte aber Miau etwas rascher – wie eine nervöse Frau, die mit ihrer Perlenkette spielt. »Du hast wieder ein bißchen recht, Paul«, gab sie zu. »Im Hyperraum ist es uns schlecht gegangen: Stürme und so weiter. Wir brauchten dringend Treibstoff und waren deshalb auf den Mond angewiesen. Außerdem hat die letzte Untersuchung dieses Sektors keine Anzeichen für die Existenz intelligenter Lebensformen ergeben. Damals wurde nur festgestellt, daß hier vielversprechende Katzenarten lebten.« Dabei grinste sie Paul an.
Er ignorierte ihre letzte Bemerkung und fuhr fort: »Ich habe noch einen weiteren Beweis für meine Theorie,
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