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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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daß ihr in eurer Eile keine Rücksicht auf andere Lebewesen nehmen könnt: Als du Miau aus dem Meer gerettet hast – und mich dazu, weil du irrtümlich annahmst, ich sei eine Art Haustier der Katze –, hast du ein Dutzend wertvoller Menschen, zu denen auch meine Freundin gehörte, hilflos in den Wellen zurückgelassen.«
    »Schon wieder eine Lüge, Paul!« antwortete Tigerishka heftig. »Ich habe die Wogen beruhigt, damit deine Freunde sich in Sicherheit bringen konnten. Dabei habe ich sogar meine Impulspistole verloren.«
    »Schon wieder ein Versehen?« fragte Paul mit einem spöttischen Lächeln. »Immerhin war das großzügig, deshalb wollen wir uns nicht weiter damit beschäftigen. Aber ...«
    Paul machte eine Pause, weil ihm plötzlich eingefallen war, wie lächerlich seine Vorwürfe wirken mußten, denn schließlich befand er sich noch immer hilflos in Tigerishkas Gewalt und war an das Deck gefesselt. Befand er sich nicht in der gleichen Lage wie ein Affe, der immer wieder versuchte, einen Tiger zu ärgern?
    Aber dann erinnerte er sich an Brawley und Volcano.
    »Du hast also jetzt eine Freundin, wie Paul?« erkundigte Tigerishka sich sarkastisch. »Stimmt das wirklich? Weiß Margo überhaupt etwas davon? Und ist das Don gegenüber fair?«
    Paul überging diesen Ablenkungsversuch mit einem Schulterzucken und sagte eindringlich: »Aber das stärkste Argument gegen eure angeblich so hohe Kulturstufe ist die Tatsache, daß in diesem Augenblick Menschen sterben müssen, weil der Wanderer durch seine Anziehungskraft Erdbeben und Springfluten erzeugt hat. Daran seid ihr allein schuld, weil ihr euch nicht die Mühe gemacht habt, eine geeignete Treibstoffquelle zu suchen – zum Beispiel die Jupitermonde oder die Monde des Saturn. Ich gebe zu, daß ihr einige Brände gelöscht habt, aber erst nachdem Tausende und vermutlich Hunderttausende in den Bränden und während der vorhergegangenen Erdbeben ums Leben gekommen sind. Und jetzt werden ganze Städte von den Fluten zerstört, die der Wanderer verursacht. Wenn das so weitergeht ...«
    »Ich will nichts mehr davon hören, Affe!« fauchte Tigerishka. Miau sprang erschrocken auf und verschwand in dem nächsten Blumenbeet. »Hör gut zu, Paul«, fuhr Tigerishka fort und beherrschte sich dabei sichtlich. »Ich habe dir gegenüber nie behauptet, eine besondere Vorliebe für Menschen, Affen oder andere Lebewesen des Universums zu haben! Wir Katzen besitzen eine Kultur, die in gewisser Beziehung grausam ist – aber das sind andere Kulturen auch! Der Tod ist überall ein Teil des Lebens. Irgend jemand leidet immer. Unsere Treibstoffaufnahme ist ein ganz normaler Vorgang, der nur zufällig ...«
    Sie sprach nicht weiter, als Paul abwehrend die Hand hob. Sein Gesicht war vor Aufregung gerötet, weil er eben erkannt zu haben glaubte, was dieser Verteidigungsversuch wirklich bedeutete, den Tigerishka unternommen hatte.
    »Ich glaube dir kein Wort«, sagte er laut. »Tigerishka, ich bin davon überzeugt, daß eure übermäßige Eile, in der ihr euch nicht einmal Zeit zu den primitivsten Vorbereitungen genommen habt, und eure nachträglichen Anstrengungen, wenigstens einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutzumachen, nur der Beweis dafür sind, daß ihr so schnell handeln müßtet, weil ihr euch vor irgend etwas fürchtet. «
    Tigerishka knurrte wütend, warf sich mit einem Satz auf Paul und drückte ihn auf das Deck, dort umklammerte sie seinen Hals und hielt eine Tatze mit ausgestreckten Krallen zwanzig Zentimeter über sein Gesicht.
    »Das war eine unverschämte Lüge, Paul Hagbolt!« sagte sie drohend. »Ich verlange, daß du deine Behauptungen auf der Stelle zurücknimmst!«
    »Nein«, antwortete Paul fest, obwohl Tigerishkas harter Griff ihm vor Schmerzen Tränen in die Augen trieb. »Ihr fürchtet euch entsetzlich vor irgend etwas.«
     
    Als Barbara Katz die Mündung der doppelläufigen Schrotflinte sah, die in dem vorderen Seitenfester über Benjys Schulter erschien, dachte sie zuerst nur daran, daß dies schon wieder ein Teil des Treibguts sei, an dem sie in den drei Stunden seit Tagesanbruch vorübergefahren waren. Entwurzelte Bäume und Büsche; zertrümmerte Autos und Landmaschinen; Tierkadaver und tote Menschen; Drahtzäune – Stacheldraht war besonders gefährlich, denn er konnte die Reifen durchlöchern. Einmal hatten sie lange nach Brettern suchen müssen, um den Rolls-Royce heil über einen Zaun zu bringen, der die Straße versperrte. Gelegentlich hatten

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