Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Verstand.«
    In diesem Augenblick drangen zwei Lichtstrahlen aus der Oberfläche des Fremden, erreichten den Wanderer innerhalb weniger Zehntelsekunden, griffen wie Lichtfinger oben und unten an ihm vorbei und bewegten sich dann scheinbar langsamer weiter. Von der Erde aus entstand der Eindruck, jemand habe mit einem Lineal und einem blauen Stift einen schnurgeraden Strich über den dunklen Himmel gezogen. Aber an der Stelle, wo der Strich in die Nähe des Wanderers kam, blitzte er fast unerträglich hell und weiß auf.
    »Mein Gott, das ist wirklich ein Krieg«, sagte Wojtowicz als erster.
    »Laser«, meinte der kleine Mann. »Völlig parallel verlaufende Lichtstrahlen. Aber so groß – das ist fast unglaublich.«
    »Und dabei sehen wir sie nur von der Seite aus«, warf Hunter ein. »Was wir hier erkennen, ist kaum mehr als eine zufällige Streuung. Stellt euch bloß vor, wie die Strahlen aussehen, wenn sie einem ins Gesicht scheinen. Wie eine Million Sonnen!«
    »Oder mindestens hundert«, sagte der kleine Mann. »Wenn ein Strahl dieser Art die Erde berührt ...«
    Blau und stahlgrau – diese Farbenzusammenstellung brachte Hixon auf eine Idee. »Der neue Planet ist die Polizei!« meinte er aufgeregt. »Er will den Wanderer verhaften, weil er widerrechtlich in unser Sonnensystem eingedrungen ist.«
    »Bill, du bist übergeschnappt«, rief Mrs. Hixon ihm zu. »Nächstens glaubst du noch an Engel.«
    »Hoffentlich kämpfen sie miteinander! Hoffentlich bringen sie sich gegenseitig um!« stieß Pop hervor und schüttelte dabei die Faust. »Hoffentlich verbrennen sie beide!«
    »Machen Sie keine dummen Witze«, wies Wojtowicz ihn zurecht, während er selbst gespannt nach oben sah. »Möchten Sie vielleicht, daß die Erde einen Zufallstreffer abbekommt? Legen Sie wirklich so großen Wert darauf, daß der Kampf ausgerechnet in unserem Hinterhof ausgetragen wird? Möchten Sie hilflos darauf warten, ob uns ein Querschläger erwischt, vor dem wir uns nicht schützen können?«
    »Ich glaube, daß der eine Laserstrahl den Wanderer gar nicht berührt hat«, sagte Hunter rasch. »Meiner Meinung nach trifft er nur den Mondring und desintegriert die Bruchstücke, mit denen er in Kontakt kommt.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, stimmte der kleine Mann gelassen zu. »Die beiden Strahlen, die den Wanderer von zwei Seiten einengen, sind vermutlich nur Schüsse vor den Bug.«
    Hixon hatte aufmerksam zugehört. »Also doch eine Verhaftung, wie ich vorher gesagt habe«, meinte er eifrig. »Sie wissen doch – ›Stehenbleiben oder wir schießen!‹«
    Die blauen Lichtstrahlen hörten plötzlich an ihrem Ursprung auf und wurden entlang ihrer gesamten Länge ebenso rasch dunkel, wie sie zuvor aufgeflammt waren. Sie hinterließen scheinbar gelbliche Spuren an dem grauen Himmel, die aber in Wirklichkeit nur Eindrücke auf der Netzhaut der Betrachter waren, denn sie veränderten ihre Position, wenn man den Kopf bewegte. Trotzdem waren die beiden ursprünglichen Strahlen weiterhin sichtbar, als sie jenseits des Wanderers wie zwei blaue Würmer in die Unendlichkeit davonkrochen.
    »Mein Gott, ich dachte schon, sie würden nie wieder aufhören«, sagte Hixon. »Sie müssen mindestens zwei Minuten lang geschossen haben.«
    »Siebzehn Sekunden«, teilte der kleine Mann mit und sah dabei von seiner Armbanduhr auf. »Es hat sich immer wieder herausgestellt, daß Zeitschätzungen in Krisensituationen weit voneinander abweichen. Nachträglich neigen die Augenzeugen meistens dazu, über jeden Punkt anderer Meinung zu sein. Deshalb achte ich immer darauf, alles genau festzuhalten – soweit das möglich ist.«
    »Richtig, Doddsy, wir müssen vor allem einen klaren Kopf behalten«, stimmte Wojtowicz zu. »Die dort oben haben eine Überraschung nach der anderen für uns, aber wir können nichts dagegen unternehmen, sondern müssen damit zufrieden sein, daß wir überhaupt noch leben. Das erinnert mich fast an den Krieg – wir liegen hier im Schützengraben und warten darauf, daß der Beschuß aufhört.«
    Der Ausdruck ›Beschuß‹ wirkte wie ein Signal, denn in diesem Augenblick kam ein dumpfes Dröhnen aus allen Richtungen gleichzeitig; dann begann die Erde unter ihren Füßen zu beben, während die Straße erzitterte. Der Thunderbird und der Lieferwagen schwankten heftig. Ray Hanks wimmerte vor Schmerzen, und Harry McHeath, der geistesgegenwärtig auf die Ladefläche geklettert war, um ihn festzuhalten, mußte sich selbst an die Seitenwand

Weitere Kostenlose Bücher