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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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    Déjà l'Ecole d'Italie
    A l'Allemagne mon Berceau
    Promet un Amphion nouveau:
    Mais comme j'avançois dans ma carrière illustre
    J'ai vu de mes beaux jours s'éteindre le flambeau
    Sans passer le milieu de mon cinquième Lustre;
    Muses! pleurez sur mon Tombeau.
     
    Also etwa in freier Übersetzung:
     
    Gepflegt, getragen durch fürstliche Gunst,
    Versprach ich, ausübend italische Kunst,
    Meiner Heimat zwischen Rhin und Rhein
    Demnächst ein neuer Amphion zu sein.
    Doch während ich leuchtend wuchs und stieg,
    Stieg die Sonne meines Lebens herab.
    Dem Tode gehört der letzte Sieg
    Und die Muse weint an meinem Grab.
     
    So reimte man damals in Rheinsberg. Dem Pitschnerschen Monument gegenüber aber stehen an der Wand entlang sechs aufgerichtete Grabsteine der Bredowschen Familie, drei Männlein und drei Fräulein, die bis vor kurzem im Schiff der Kirche lagen, und blicken ernst verwundert zu dem Kachelofen hinüber, an dem sie mit Mühe den Namen Pitschner entziffern. Zum Glück verstehen sie nicht französisch, sie würden sonst noch ernsthafter dreinschauen.
    Wir treten nun in die freundliche, vor kurzem erst restaurierte Kirche. Die Hauptsehenswürdigkeit derselben ist das große, kunstvoll gearbeitete Grabmonument Achims von Bredow, desselben Achim von Bredow, der im Jahre 1568 die Kirche erneute und erweiterte. Es ist ein Denkmal von ganz ungewöhnlichen Dimensionen, das bei wenigstens 10 Fuß Breite gewiß die doppelte Höhe hat. Es beginnt über der Holzeinfassung des Chorstuhls, reicht bis fast an die Decke hinauf, und besteht aus vier klar gegliederten Teilen. Oben das Bredowsche Wappen, zu beiden Seiten von allegorischen Figuren eingefaßt; darunter zwei Basreliefs, von denen das eine, nach links hin, die Auswerfung des Jonas aus dem Walfischbauche, das andere, nach rechts hin, die Auferstehung Christi darstellt; darunter in Lebensgröße die Figuren Achim von Bredows und seiner Gemahlin, einer geborenen Anna von Arnim; und endlich viertens unter diesen beiden Bildnissen folgende Inschrift:
     
    O frommer Christ, urtheile mild
    Der Du anschauest dieses Bild.
    Fragst Du, wer ich sei im Grab?
    Gewesen bin ich und Itzt ab;
    Verfolgung, Sorge, Kreuz ohn' Zahl
    Die mir begegnet überall
    Ich ritterlich obwunden hab'
    Und ruhe nun in meinem Grab.
    Auch mit Geduld der Welt Bosheit
    Hab' ich ertragen allezeit
    Nach Gottes Willen, welcher ist
    Der allerbest zu jeder Frist –
    Gelobet seyst Du, Jesu Christ.
     
    Welch einfach schöne Worte. Die ganze Kernigkeit jener großen Zeit tritt einem daraus entgegen.
    Wie klein und marklos daneben die französischen Verse, die, seitens eines der Hofpoeten des Prinzen Heinrich, zu Ehren eines Fräulein Elseners (einer Tochter des damaligen Rheinsberger Geistlichen) gedichtet und mit dünnen Buchstaben an den Fuß eines Aschenkrugs geschrieben wurden.
     
    La vertu, la douceur, les charmes,
    La firent aimer ici bas;
    Aussi voit-on que son trépas
    A chacun fait verser des larmes.
     
    Wir liebten sie, weil sie lieblich vereint
    Tugend, Sanftmuth und Zauber der Wangen;
    Jetzt nun, wo sie hinübergegangen
    Folgt ihr die Klage und jeder weint.
     
    Wir werden noch an anderer Stelle Versen derart begegnen. Inmitten des Parks, der reich daran ist, erfreuen sie; hier aber, unter deutschen Liedern und Kernsprüchen, stören sie bloß und würden auch dann noch stören, wenn sie bedeutender wären als sie sind. Es zeigt sich deutlich, daß die Kirche der gemiedene Schauplatz der Voltairianer war, ein unheimlicher, gotisch gewölbter Keller, für den es sich nicht verlohnte, wenn eine Elsener oder ein Pitschner starb, eine besonders poetische Kraftanstrengung zu machen.
    Die Rheinsberger Kirche weist noch eine Reihe kleiner Sehenswürdigkeiten auf, die hier wenigstens in Kürze namhaft gemacht werden sollen. Unter diesen ist ein Kristallglas-Kronleuchter, den die Rheinsberger Jungfrauen hier aufhingen und zum ersten Male mit Lichtern schmückten, als im Sommer 1763, in Gegenwart des Prinzen Heinrich, das Friedensfest gefeiert wurde. Da begegnen wir weiterhin einem alten, aus gebranntem Ton gefertigten und mit Wappen und Malereien reich verzierten Taufsteine, den drei Geschwister Sparr (Franz, Anna und Sabina) der Kirche schenkten, und da fesselt uns drittens eine der Renaissancezeit angehörige Kanzel, die »Jobst von Bredows getreue Witwe« mit allerhand Wappen der Bredows, Hahns und Schulenburgs ausgestattet, der Rheinsberger Kirche stiftete. Gegenüber dieser Kanzel, an der

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