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Vampirsaga 02 - Honigblut

Vampirsaga 02 - Honigblut

Titel: Vampirsaga 02 - Honigblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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PROLOG
Die Nacht ist fantastisch!
     
Er sah sich um, wie eben erst erwacht. Ab und zu vergaß er förmlich auf die Welt zu achten – oder auf die Menschen. Es war nicht so, dass sie keine Rolle spielten, oder die Realität verblasste, es war mehr … er überlegte und fand erst nach Sekunden eine passende Formulierung … es war, als bezöge sich sein ganzes Sein auf sich selbst – alles andere ausgrenzte und überflüssig machte.
     
Er hasste es.
     
Er konzentrierte sich, begann mit dem aktuellen Datum, dem Tag, dem Monat und dem Jahr, bevor er sich an andere Erinnerungen wagte.
     
Die Nacht war tatsächlich fantastisch. Der Wind fühlte sich frisch an, enthielt noch die Drohung von Kälte und Schnee, obwohl bereits ein Hauch von Frühling in ihm mitschwang. Die Luft prickelte wie Champagner, und er ließ sie genüsslich auf der Zunge rollen, während sich die Realität wieder um ihn verfestigte.
     
Manchmal verschmolz er so sehr mit sich selbst, mit den Schatten um sich, dass er sich nicht daran erinnerte, wer oder was er war, oder warum er existierte.
     
Wenn man unsterblich war, kam man früher oder später an solch einen Punkt. An die Frage, ob es sich lohnte, und an ein legendäres: Was wäre wenn …
     
Früher oder später überschritt man eine Grenze – nur die Richtung war fraglich.
     
Der Vampir schnalzte mit der Zunge und trat aus der Dunkelheit der Pestsäule. Die halbe Nacht hatte er bereits hier verbracht, ohne den Sterblichen aufzufallen. Einzig das Gefühl einer drohenden Gefahr hatte ihn davon abgehalten, mit seiner Suche fortzufahren.
     
Deswegen hatte er stundenlang ausgeharrt, ohne sich zu bewegen. Doch das Gefühl hatte keine Ruhe gegeben, war weiterhin kaum greifbar geblieben, außerhalb seines Wahrnehmungsraumes. Keine noch so große Konzentration hatte ihm Informationen gebracht, nur seine Zeit gekostet.
     
Jetzt sog er den Anblick auf, der sich ihm bot. Der Mittelpunkt der „kleinen Stadt Prag“. Die meisten Gebäude, die den Kleinseitner Ring umgaben, stammten noch aus dem Mittelalter, waren später nur umgebaut worden im Renaissance-, Barock- oder Empirestil. Er liebte diese Gebäude und diese Stadt.
     
Sie erinnerte ihn an früher, an Zeiten, in denen er keine Probleme gehabt hatte, sich an seine menschliche Seite zu erinnern. Anders als die meisten großen Städte hatte sich Prag viel von seinem ursprünglichen Charme erhalten. So waren auch die Gassen schmal geblieben, mit Kopfsteinen gepflastert.
     
Der Vampir spürte die Anwesenheit wieder, diesmal vehementer. Sein Lächeln wuchs in die Breite. Er hatte es geschafft, die anderen in Sicherheit zu wiegen.
     
Während seiner Suche war es noch zu keinerlei Zwischenfällen gekommen. Meist war er bereits wieder verschwunden, bevor andere Vampire seine Anwesenheit überhaupt bemerken konnten. Hatte seiner Mission und seinem Ruf alle Ehre gemacht.
     
Aber dieses Mal waren sie vorbereitet, hatten anscheinend bereits lange auf ihn gewartet, denn die Pestsäule war weiträumig umzingelt. Während er sich einen Überblick darüber verschaffte, wie viele Vampire hinter ihm her waren, scannte er die Nacht und schlenderte Richtung Kleinseitner Brückenturm. Dass keiner seiner Jennifer Schreiner Honigblut Verfolger flog oder seine Fähigkeiten gegen ihn richtete, sagte ihm mehr, als seinen Verfolgern bewusst war.
     
Gemächlich steuerte er die Brücke an und versuchte sich wieder an geschichtliche Details zu erinnern. Ein Hobby, welches er stets gepflegt hatte, um sich das Verstreichen der Zeit vor Augen zu führen und seine Erinnerungen wach zu halten.
     
Anfang des 15. Jahrhunderts fertig gestellt, dachte er, ca. 520 Meter lang.
     
Er begann zu lächeln, als er die Breite der Karlsbrücke in seine Überlegungen mit einbezog und zu dem Schluss kam, dass die Brücke für sein Vorhaben mehr als geeignet war. Einmal mehr. Sein Lächeln wurde düster. Schon vor Jahrhunderten waren hier Todesurteile durch Ertränken vollstreckt worden.
     
Er konnte spüren, wie die Verfolger näher kamen und den Kreis schlossen. Offensichtlich waren auch sie zu dem Schluss gekommen, dass die Brücke ein idealer Ort für ihre Umzinglung war.
     
Wie lächerlich naiv!
     
Er beschleunigte sein Tempo, schritt mit weit ausgreifenden Schritten die Mostecka Ulice, die Brückenstraße, entlang, so wie es ein anderer misstrauischer Vampir an seiner Stelle getan hätte. Doch nur so schnell, um keinen Argwohn zu erwecken und seine Verfolger nicht zu

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