Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Ihro Majestät, Essen und Trinken schmeckt immer noch; nur die Füße wollen nicht fort.
König
. Ja, das geht mir auch so. Ist Er verheirathet?
Hauptmann
. Ja, Ihro Majestät!
König
. Ist seine Frau mit unter den Damen dort?
Hauptmann
. Ja, Ihro Majestät!
König
. Laß Er sie doch herkommen! (Sogleich den Hut ab.) Ich find' an Ihrem Herrn Gemahl einen guten alten Freund.
Frau von Rathenow.
Sehr viel Gnade für meinen Mann.
König
. Was sind Sie für eine geborene?
Frau von Rathenow
. Ein Fräulein von Kröcher!
König
. Haha! eine Tochter vom General von Kröcher!
Frau von Rathenow
. Ja, Ihro Majestät.
König
. Oh, den hab' ich recht gut gekannt. – Hat Er auch Kinder, Rathenow?
Hauptmann
. Ja, Ihro Majestät! Meine Söhne sind in Diensten, und dies sind meine Töchter!
König
. Na! das freut mich. Leb' Er wohl, mein lieber Rathenow! Leb Er wohl! –
Nun ging der Weg nach Fehrbellin, und Förster Brand ritt als Forstbedienter mit. Als wir an einen Fleck von Sandschollen kamen, die vor Fehrbellin liegen, sagten Ihro Majestät: Förster, warum sind die Sandschollen nicht besäet?
Förster
. Ihro Majestät, sie gehören nicht zur königlichen Forst; sie gehören mit zum Acker. Zum Theil besäen die Leute sie mit allerlei Getreide. Hier, rechter Hand, haben sie Kienäpfel gesäet!
König
. Wer hat die gesäet?
Förster
. Hier der Oberamtmann!
König
(zu mir). Na! sagt es meinem geheimden Rath Michaelis, daß die Sandschollen besäet werden sollen. – (Zum Förster.) Wißt Ihr aber auch, wie Kienäpfel gesäet werden müssen?
Förster
. O ja, Ihro Majestät!
König
. Na! wie werden sie gesäet? von Morgen gegen Abend, oder von Abend gegen Morgen?
Förster
. Von Abend gegen Morgen.
König
. Das ist recht; aber warum?
Förster
. Weil aus dem Abend die meisten Winde kommen.
König
. Das ist recht! –
Nun kamen Ihro Majestät zu Fehrbellin an, sprachen daselbst mit dem Lieutenant Probst vom Zieten'schen Husaren-Regiment (Schon sein Vater stand als Rittmeister bei den Zieten'schen.) und mit dem Fehrbellinischen Postmeister Hauptmann von Mosch. Als angespannt war, wurde die Reise fortgesetzt, und da Ihro Majestät gleich danach an meinen Gräben, die im Fehrbellinischen Luch auf königliche Kosten gemacht sind, vorbei fuhren, so ritt ich an den Wagen und sagte: Ihro Majestät, das sind schon zwei neue Gräben, die wir durch Ihro Majestät Gnade hier erhalten haben, und die das Luch uns trocken erhalten.
König
. So so; das ist mir lieb! Wer seid Ihr.
Fromme
. Ihro Majestät, ich bin der Beamte hier von Fehrbellin.
König
. Wie heißt Ihr?
Fromme
. Fromme.
König
. Ha ha! Ihr seid ein Sohn von dem Landrath Fromme.
Fromme
. Ihro Majestät halten zu Gnaden, mein Vater ist Amtsrath im Amte Lähme gewesen.
König
. Amtsrath! Amtsrath! Das ist nicht wahr! Euer Vater ist Landrath gewesen. Ich habe ihn recht gut gekannt. Sagt mir einmal, hat Euch die Abgrabung des Luchs hier viel geholfen?
Fromme
. O ja, Ihro Majestät!
König
. Haltet Ihr mehr Vieh als Euer Vorfahr?
Fromme
, Ja, Ihro Majestät! Auf diesem Vorwerk halt' ich vierzig, auf allen Vorwerken siebenzig Kühe mehr!
König
. Das ist gut. Die Viehseuche ist doch nicht hier in der Gegend?
Fromme
. Nein, Ihro Majestät.
König
. Habt ihr die Viehseuche hier gehabt?
Fromme
. Ja!
König
. Braucht nur fein fleißig Steinsalz, dann werdet Ihr die Viehseuche nicht wieder bekommen.
Fromme
. Ja, Ihro Majestät, das brauch' ich auch; aber Küchensalz thut beinah eben die Dienste.
König
. Nein, das glaubt nicht! Ihr müßt das Steinsalz nicht klein stoßen, sondern es dem Vieh so hinhangen, daß es dran lecken kann.
Fromme
. Ja, es soll geschehen.
König
. Sind sonst hier noch Verbesserungen zu machen?
Fromme
. O ja, Ihro Majestät. Hier liegt die Kremmensee. Wenn selbige abgegraben würde, so bekämen Ihro Majestät an achtzehnhundert Morgen Wiesenwachs, wo Kolonisten könnten angesetzt werden, und würde dadurch die ganze Gegend hier schiffbar, welches dem Städtchen Fehrbellin und der Stadt Ruppin ungemein aushelfen würde; auch könnte vieles aus Mecklenburg zu Wasser nach Berlin kommen.
König
. Das glaub' ich! Euch wird aber wohl bei der Sache sehr geholfen, viele dabei ruiniert, wenigstens die Gutsherren des Terrains; nicht wahr?
Fromme
. Ihro Majestät halten zu Gnaden; das Terrain gehört zum königlichen Forst und stehen nur Birken darauf.
König
. O, wenn weiter nichts ist, wie Birkenholz, so kann's geschehen! Allein Ihr
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