Wanderungen durch die Mark Brandenburg
gehört's?
Fromme
. Ihnen, Ihro Majestät, unter dem Amt Alten-Ruppin.
König
. Hört einmal, wie seid Ihr mit der Ernte zufrieden?
Fromme
. Sehr gut, Ihro Majestät!
König
. Sehr gut? und mir haben sie gesagt, sehr schlecht!
Fromme
. Ihro Majestät, das Wintergetreide ist etwas erfroren; aber das Sommergetreide steht dafür so schön, daß es den Schaden beim Wintergetreide reichlich ersetzt.
(Nun sahen Ihro Majestät auf den Feldern Mandel an Mandel.)
König
. Es ist eine gute Ernte, Ihr habt Recht; es steht ja Mandel bei Mandel hier!
Fromme
. Ja, Ihro Majestät; und hier setzen die Leute noch dazu Stiege.
König
. Was ist das, Stiege?
Fromme
. Das sind zwanzig Garben zusammen gesetzt!
König
. Oh, es ist unstreitig eine gute Ernte. – Aber sagt mir doch, warum hat der Kleist aus Protzen seinen Abschied genommen?
Fromme
. Ihro Majestät, ich weiß es nicht! Mir deucht, er hat vom Vater müssen die Güter annehmen. Ein andre Ursach weiß ich nicht.
König
. Wie heißt das Dorf hier vor uns?
Fromme
. Garz.
König
. Wem gehört's?
Fromme
. Dem Kriegsrath von Quast.
König
. Wem gehört's?
Fromme
. Dem Kriegsrath von Quast.
König
. Ei was! Ich will von keinem Kriegsrath was wissen! Wem gehört das Gut?
Fromme
. Dem Herrn von Quast.
König
. Na! das ist recht geantwortet. –
Nun kamen Ihro Majestät in Garz an! Die Umspannung besorgte Herr von Lüderitz aus Nakel, als erster Deputirter des Ruppin'schen Kreises. Dieser hatte einen Hut auf mit einer weißen Feder! Als nun die Anspannung geschehen war, ging die Reise gleich fort.
König
. Wem gehört das Gut hier links?
Fromme
. Dem Herrn von Lüderitz; es heißt Nakel.
König
. Was ist das für ein Lüderitz?
Fromme
. Ihro Majestät, der in Garz beim Vorspann war.
König
. Haha! der Herr mit der weißen Feder. – Säet Ihr auch Weizen?
Fromme
. Ja, Ihro Majestät.
König
. Wie viel habt Ihr ausgesäet?
Fromme
. Drei Wispel, zwölf Scheffel.
König
. Wie viel hat Euer Vorfahr ausgesäet?
Fromme
. Vier Scheffel.
König
. Wie geht das zu, daß Ihr so viel mehr säet, als Euer Vorfahr?
Fromme
. Wie ich schon die Gnade gehabt, Ihro Majestät zu sagen, daß ich siebenzig Stück Kühe mehr halte, als mein Vorfahr, mithin meinen Acker besser in Stand setzen und Weizen säen kann!
König
. Aber warum bauet Ihr keinen Hanf?
Fromme
. Er geräth hier nicht. In kaltem Klima geräth er besser. Unsere Seiler können den russischen Hanf in Lübeck wohfeiler kaufen, und besser, als ich ihn bauen kann.
König
. Was säet Ihr denn dahin, wo Ihr sonst Hanf hinsäet?
Fromme
. Weizen!
König
. Warum bauet Ihr aber kein Färbekraut, keinen Krapp?
Fromme
. Er will nicht fort, der Boden ist nicht gut genug.
König
. Das sagt Ihr nur so: Ihr hättet sollen die Probe machen.
Fromme
. Das hab' ich gethan; allein sie ist mir fehlgeschlagen, und als Beamter kann ich viel Proben nicht machen; denn wenn sie fehlschlagen, muß doch die Pacht bezahlt sein.
König
. Was säet Ihr denn dahin, wo Ihr würdet Färbekraut hinbringen?
Fromme
. Weizen!
König
. Na! so bleibt beim Weizen! Eure Unterthanen müssen recht gut im Stande sein?
Fromme
. Ja, Ihro Majestät! Ich kann aus dem Hypothekenbuche beweisen, daß sie an fünfzigtausend Thaler-Kapital haben.
König
. Das ist gut!
Fromme
. Vor drei Jahren starb ein Bauer, der hatte eilf tausend Thaler in der Bank.
König
. Wie viel?
Fromme
. Eilf tausend Thaler.
König
. So müßt Ihr sie auch immer erhalten!
Fromme
. Ja! es ist recht gut, Ihro Majestät, daß der Unterthan Geld hat; aber er wird auch übermüthig wie die hiesigen Unterthanen, welche mich schon siebenmal bei Ihro Majestät verklagt haben, um vom Hofedienst frei zu sein.
König
. Sie werden auch wohl Ursach dazu gehabt haben.
Fromme
. Sie werden gnädigst verzeihen: es ist eine Untersuchung gewesen, und ist befunden, daß ich die Unterthanen nicht gedrückt, sondern immer Recht gehabt, und sie nur zu ihrer Schuldigkeit angehalten habe! dennoch bleibt die Sache, wie sie ist: die Bauern werden nicht bestraft; Ihro Majestät geben den Unterthanen immer Recht, und der arme Beamte muß Unrecht haben!
König
. Ja! daß Ihr Recht bekommt, mein Sohn, das glaub' ich wohl: Ihr werdet Euerm Departementsrath brav viel Butter, Kapaunen und Puters schicken.
Fromme
. Nein, Ihro Majestät, das kann man nicht; das Getreide gilt nichts. Wenn man für andre Sachen nicht einen Groschen Geld einnähme, wovon sollte man die Pacht bezahlen?
König
. Wohin
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