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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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hieß: »Für mich würde nichts erwünschter sein, als die Möglichkeit, mich recht oft Ihres angenehmen und lehrreichen Umgangs erfreuen zu können, aber noch weit größer würde meine Zufriedenheit sein, wenn ich Sie dem preußischen Staate erwerben könnte... Eröffnen Sie mir freimüthig Ihre Wünsche und die Bedingungen, die Sie verlangen würden.« Thaer reiste gleich nach Eingang dieses Briefes nach Berlin, »um das Eisen zu schmieden, so lang' es noch heiß sei«, und bereits am 19. März erhielt er folgendes Königliche Schreiben:
    Mein Herr Leibmedicus! Ich habe mit Vergnügen vernommen, daß Sie entschlossen sind, sich in Meinen Staaten niederzulassen und Ihr landwirthschaftliches Lehrinstitut hierher zu verlegen, wenn Sie für die mit dieser Veränderung verbundenen Schäden und Kosten entschädigt und in den Stand gesetzt würden, Ihre gemeinnützlichen Arbeiten für die Verbesserung der Landwirthschaft, welche künftig vorzüglich die Landescultur in den preußischen Staaten bezwecken werden, fortzusetzen. Da Ich mir nun von Ihrem rühmlichst bekannten Eifer, Fleiße und Kenntnissen den größten Nutzen für die Landescultur verspreche, so habe Ich Ihnen sehr gern die gemachten Bedingungen, wie Sie aus der abschriftlich anliegenden erlassenen Ordre ersehen werden, bewilligt und wünsche, daß Sie recht bald im Stande sein mögen, Ihre Niederlassung in Meinen Staaten auszuführen. Bis dahin verbleibe Ich Ihr gnädiger
    Friedrich Wilhelm
     
    Die beigelegte Order enthielt, außer der Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften und dem Charakter als Geheimer Kriegsrat, folgende Zugeständnisse: 1. drei bis vierhundert Morgen Acker des Amts Wollup in Erbpacht; 2. die Erlaubnis, diese Erbpacht zu veräußern und ein Rittergut dafür zu kaufen; 3. Schutz und Begünstigung des landwirtschaftlichen Instituts.
    Thaer nahm an; verkaufte den ihm in Erbpacht gegebenen Teil des später durch Koppe so berühmt gewordenen Amtes Wollup, erstand dafür das Rittergut Möglin nebst dem Vorwerk Königshof, schloß im Herbst (1804) sein bis dahin in Celle fortgeführtes Lehrinstitut, »dem der Ruhm verbleiben wird, die erste landwirtschaftliche Lehranstalt in Deutschland gewesen zu sein« und wanderte, einige Wochen später, mit dreiundzwanzig Personen in sein neues Vaterland ein.
     
    Thaer hatte in Celle zunächst eine Experimentalwirtschaft, dann – nachdem seine Versuche fast durchgängig von Erfolg gekrönt worden waren – eine Modellwirtschaft geführt; in Möglin wurde die Modellwirtschaft zu einer Musterwirtschaft. Hierin liegt der alleinige Unterschied zwischen der Celler und der Mögliner Wirtschaftsführung ausgesprochen. Die Modellwirtschaft in Celle legte denen, die sie kennengelernt hatten, die Mühewaltung, oft auch geradezu die Schwierigkeit des Transponierens aus kleinen in große Verhältnisse auf, die Mögliner Wirtschaft hingegen war für die Mehrzahl der Fälle ohne weiteres ein Muster. Natürlich innerhalb der Grenzen, wie sie sich auf einem Gebiet, das einem lebendigen Organismus gleicht, von selbst verstehn.
    Möglin war Muster, Celle war Modell, aber den räumlichen Unterschied beiseite gelassen, liefen im übrigen, um es zu wiederholen, beide Wirtschaften in ihren Prinzipien und Qualitäten auf dasselbe hinaus. Deshalb werden wir hier, in Erwägung, daß wir die Celler Wirtschaft ausführlich besprochen haben, bei der Mögliner nur kurz verweilen und nur dasjenige betonen, wodurch sich dieselbe sachlich und qualitativ von der Celler Wirtschaft unterschied.
    Es war dies vorzüglich die Einführung einer veredelten Schafzucht, die Herstellung einer ausgezeichneten Wolle, der besten, die bis dahin in Deutschland produziert worden war. Die Kunst, die Thaer zwanzig oder dreißig Jahre früher, halb spielend geübt hatte, als es sich in seinem Celler Garten um Gewinnung immer neuer und immer schönerer Nelken- und Aurikelarten gehandelt hatte, – diese Kunst der Kreuzung kam ihm jetzt trefflich zustatten. Was ihm innerhalb der vegetabilischen Welt überraschend geglückt war, glückte ihm innerhalb der animalischen doppelt und dreifach. Er erschien wie auserwählt für diesen wichtigen Zweig landwirtschaftlicher Tätigkeit: physiologisches Wissen, angeborene feine Instinkte und eine glückliche Hand, – alles vereinigte sich bei ihm, um zu den überraschendsten Resultaten zu führen.
    Nicht gleich in den ersten Jahren seines Mögliner Aufenthalts, vielmehr erst 1811–1813, nachdem Koppe als

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