Wanderungen durch die Mark Brandenburg
durch das lichte Holz zu führen und die Geschütze dadurch besser zu decken.‹ Als ich drei Escadrons zur Hand hatte, begegnete ich dem Prinzen von Homburg. Er fragte mich ›wohin ich wolle‹, und als ich ihm die erhaltenen Befehle mittheilte, antwortete er mir ›er wolle mitgehen.‹ Und so nahm er das Commando. Es war die höchste Zeit. Denn die vier Escadrons von den Trabanten und dem Regiment Anhalt flohen bereits und schrien die Derfflinger-Dragoner um Hülfe an. Diese aber, die gewillt waren, sich bei den Geschützen niederhauen zu lassen, konnten ihnen keine Hülfe gewähren. In diesem Augenblicke war der Prinz von Homburg heran und attackirte das schwedische Fußvolk. Es war das Infanterie-Regiment Dalwig, früher Königsmark, und nachdem der Kampf eine Weile hin und her geschwankt hatte, wurde der Feind in Stücke gehauen. Nicht zwanzig Mann entkamen; sechzig oder siebzig wurden gefangen genommen, der Rest war getödtet. Unter ihnen der Commandeur, Oberstlieutenant v. Maltzahn. Er fiel an der Tête des Regiments. Dies war ein sehr tapferer Mann, der in großer Achtung bei den Schweden stand. Er starb ja auch gut.«
Ich breche hier die Mitteilungen aus »von Buchs Tagebuch« ab, da mir nur daran lag, aus jenen Mitteilungen das herauszugreifen, was in nähere Beziehung zu Derfflinger tritt.
Fehrbellin war geschlagen, aber der Krieg nicht beendet. Zur Strafe für den tückischen Angriff sollten die Schweden jetzt in ihren eigenen pommerschen Besitzungen angegriffen werden. Und in der Tat, am 9. November selbigen Jahres ward ihnen Wolgast entrissen, damals der »Schlüssel zu Stettin«. Der schwedische Feldmarschall Mardefeld versuchte zwar eine Wiedereroberung und drang auch, da der Frost alle Gräben mit Eis bedeckt hatte, mit stürmender Hand bis an die Festungswälle vor, als er jedoch zur Wiederholung des Sturmes schritt, erschien Derfflinger und entsetzte die Stadt.
So blieb Wolgast unser.
Freilich Anklam, Demmin und Stettin, dazu Rügen, Stralsund und Greifswald waren nach wie vor in Händen des Feindes, und es bedurfte noch einer beinah dreijährigen Kriegführung, ihnen auch diese Punkte zu entreißen.
Besonders bemerkenswert war die Eroberung von Rügen und Stralsund. Dabei wirkte die holländische Flotte mit. Auf einer Flotte von 210 Schiffen und 140 Booten – so schreibt Pauli – befand sich die kurfürstliche Macht. Den Oberbefehl führte Derfflinger. Der holländische Seeheld Tromp befand sich ebenfalls an Bord. Drüben auf Rügen befehligte Graf Königsmark die feindlichen Streitkräfte. Am 13. September setzten sich die diesseitigen Boote auf die Insel zu in Bewegung. Königsmark ließ sie mit acht Kanonen angreifen, aber sie landeten und ihre Mannschaften erstiegen das Ufer. Zuletzt war auch Reiterei drüben. Derfflinger setzte sich an die Spitze derselben, nahm den Schweden eine Standarte und 200 Gefangene ab und vertrieb den Rest von der Insel. An diese Wegnahme Rügens schloß sich die von Stralsund. Ende September erfolgte die Zernierung und am 10. Oktober eröffnete der berühmte Artillerieoberst Ernst Weiler das Bombardement. Und zwar aus 80 Halbkartaunen, 22 Mörsern und 50 Haubitzen. Schon mit anbrechendem Morgen stand die Stadt in Flammen, und man sah alsbald drei weiße Fahnen auf Mauern und Türmen. Derfflinger ritt mit einem Trompeter heran, um die Meinung der Stadt zu hören, aber man wollte von Kapitulation nichts wissen, und so begann um neun Uhr die Beschießung von neuem. Und nun erschienen Abgesandte der Stadt. Die Verhandlungen wurden eingeleitet, und am 20. hielt der Kurfürst seinen sieghaften Einzug.
Diesem pommerschen Kriege, der von 1675 bis 1678 gedauert hatte, folgte wenige Monate später der so berühmt gewordene Feldzug in Ostpreußen. General Horn war von Livland aus über den Njemen gegangen und bedrohte Königsberg, und wie der Kurfürst im Mai 1675 in fliegender Eile von Schweinfurt aufgebrochen war, um die Schweden aus der Kurmark zu jagen, so brach er jetzt im Januar 1679 von Berlin her auf, um denselben Feind aus Ostpreußen hinaus zu werfen. »Der Schrecken ging vor ihm her und der Sieg war sein Begleiter.« Die Schweden retirierten und Derfflinger, ihnen den Rückzug abzuschneiden, ging in Schlitten über das Kurische Haff. Aber es gelang nur, ihren Nachtrab einzuholen. Daß sie nichtsdestoweniger beinah völlig vernichtet wurden, war den Strapazen und der Kälte zuzuschreiben. Ausführlicher über diesen Feldzug habe ich weiterhin in dem Kapitel
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