Wanderungen durch die Mark Brandenburg
gethan.‹
Nachdem wir noch eine gute Stunde marschirt waren, ließ uns Generalmajor Lüdecke – der an diesem Tage die Avantgarde führte – sagen, daß der Feind zum größten Theil den Paß überschritten habe. Andere hielten noch in der geschlossenen Stadt; er bäte Se. Kurfürstl. Durchlaucht ihm Dragoner zu senden...« (Dies geschah. Generalmajor Lüdecke warf den Feind aus der Stadt hinaus und empfing von dem nachrückenden Kurfürsten Befehl, statt bloßer weiterer Verfolgung eine Tournierung und Überholung zu versuchen, um so die Flüchtigen zwischen zwei Feuer nehmen zu können. Dieses in Erwägung der Terrainbeschaffenheit sehr schwierige Manöver führte Generalmajor Lüdecke auch aus, ohne jedoch den vorgedachten Zweck zu erreichen. Das Tagebuch erwähnt dieses Scheiterns in aller Kürze. Und zwar wie folgt:...)
»Anderen Tages, am 18., brachen wir von dem Städtchen Cremmen her auf. Unterwegs stießen wir auf den uns entgegenkommenden G.-M. Lüdecke, der den sich eilig zurückziehenden Feind nicht mehr zu überflügeln vermocht hatte. Jetzt bat der Prinz von Homburg um die Avantgarde und nachdem er sie erhalten, folgte derselbige dem Feinde in gutem Trabe. Unterdessen berieth sich Se. K. D. mit Herrn Derfflinger, was unter diesen Umständen zu thun sei. Derfflinger war der Meinung, alle Brücken und Dämme zu zerstören, dadurch dem Feinde jeden Succurs, aber zugleich auch jeden Rückzug abzuschneiden und ihn auf diese Weise zu zwingen, in spätestens zwei Tagen um sein Leben zu bitten.
Das war ein guter Plan; aber Se. K. D. meinte, da man so nah am Feinde sei, müsse derselbe Fell oder Federn lassen, worauf der Feldmarschall Derfflinger antwortete: ›Wohlan Monseigneur, ich glaubte als General verbunden zu sein, meine Meinung zu sagen, welcher Art ich es für am vortheilhaftesten und sichersten hielte; aber wenn es Eure Hoheit gefällt die andre Meinung zu wählen, so hält mich dies nicht ab dem Feinde allen Schaden zu thun, wenn dies auch mit mehr Gefahr und größerem Wagniß verbunden ist.‹
Der Feind hatte mittlerweile, durch den Prinzen von Homburg gedrängt, seinen Rückzug immer weiter fortgesetzt, und stand jetzt bei dem Dorfe Hakenberg, zwischen Linum und Fehrbellin. Er sperrte den über das Plateau führenden Weg und hatte das Luch zur linken, ein Gehölz zur rechten Hand. In Nähe dieses Gehölzes befand sich ein kleiner Sumpf, daneben ein paar Sandhügel, auf deren Höhe Strauchwerk wuchs. An dieser Stelle drangen wir vor, postirten auf die Höhe der Sandhügel unsre Geschütze und gaben ihnen, da wir keine Infanterie zur Hand hatten, das Regiment Derfflinger-Dragoner zur Bedeckung, das an diesem Tage, da sein Oberstlieutenant bei Rathenow getödtet worden war, vom Capitain von Kottwitz geführt wurde. Bei jedem Geschütze standen 50 bis 100 Mann, einigermaßen durch die Büsche geschützt. Gleichzeitig stellten wir noch vier Schwadronen auf: eine von den Trabanten und drei vom Regiment Anhalt. Sie waren nicht gut placirt; aber wir mußten es, da das Fußvolk fehlte und wir die Geschütze nicht ohne Deckung lassen durften.
Der Prinz von Hessen-Homburg stand dem feindlichen linken Flügel gegenüber, also dem Luche zu.
Nun begannen wir unsere Geschütze spielen zu lassen. Der Feind indessen, als er wahrnahm, daß wir kein Fußvolk hatten, avancirte mit einem Infanterie-Regiment gegen unsere Hügelposition. Dies wurde von G. E. 30 bemerkt. Er eilte sofort zum Generalfeldmarschall Derfflinger und sagte ihm: ›wenn er nicht schnell die vier Escadrons von den Trabanten und dem Regiment Anhalt unterstütze, würden die Geschütze verloren gehen.‹ Da er sich dabei ein gewisses Ansehen gab, welches dem Generalfeldmarschall Derfflinger nicht gefiel, so sagte dieser: ›er solle sich keine Sorgen machen, sondern nur thuen, was seine Schuldigseit sei.‹ Da ich mittlerweile sah, daß die Noth wirklich drängte, so sagte ich dem Feldmarschall, während ich zugleich um der Freiheit willen, die ich mir nahm, um Entschuldigung bat, daß die Feinde schon mit gefällten Piken vorrückten und daß es sich vielleicht empfehlen würde, zwei oder drei weitere Escadrons durch das kleine, ganz unbesetzte Holz vorrücken zu lassen, um die vier gefährdeten Escadrons, so wie die seines eigenen Regiments zu souteniren. Dies fand er gut. Er sagte mir also: ›Mein Herr, da Sie heute die Gegend recognoscirt haben, kennen Sie die Situation; und so bitte ich Sie, drei Escadrons, die Sie zuerst finden,
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