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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Kurfürst – mit in den Krieg verwickelt, der damals zwischen König Karl Gustav X. von Schweden und dem Könige Johann Kasimir von Polen geführt wurde – fand es seinen politischen Zwecken entsprechend, auf die Seite Schwedens zu treten, und schlug mit ihm gemeinschaftlich die dreitägige, siegreiche Schlacht bei Warschau. Über den Anteil Derfflingers an diesem Siege liegen keine direkten Mitteilungen vor, doch wird über kleine Aktionen: Erstürmung des Klosters Prement und des Städtchens Bomst berichtet, die wahrscheinlich unter seiner speziellen Leitung ausgeführt wurden. Der Kurfürst erhob ihn zum Generalleutnant und wirklichen Geheimen Kriegsrat, zugleich unter der Zusicherung, »daß ihm im Kommando nur der Feldmarschall Sparr und der General Graf Waldeck vorangehen, sonst aber keiner ihm vorgezogen werden solle.«
    Dies war 1656.
    Die politische Lage verschob sich indessen rasch, und schon das Jahr darauf war aus dem Bündnisse mit Schweden gegen Polen ein Bündnis mit Polen gegen Schweden geworden. Die macchiavellistische Politik jener Zeit gestattete solche Sprünge, die wir heute verwerfen oder mindestens mehr verkleiden würden. Der Krieg wurde wechselweis in Pommern und Dänemark geführt, Derfflinger war mit vor Alsen und Tönningen, auch wohl vor Fünen, und schickte sich eben zu weiteren Operationen an, als der Friede zu Oliva 1660 den Feindseligkeiten ein Ende machte.
    Es folgen nun vierzehn Friedensjahre, 29 bis 1674 das mit immer neuen Ansprüchen an Kaiser und Reich hervortretende Frankreich den Kurfürsten abermals zu Felde rief. Er brach mit 16000 Mann an den Oberrhein auf und vereinigte sich bei Straßburg mit dem kaiserlichen Oberfeldherrn Herzog von Bournonville. Mit ihm war Derfflinger. Beider Truppen bezogen ein Lager bei Bläsheim. Am 8. Oktober ging man über den Breuschfluß und nahm hier, angesichts des gelagerten Feindes, eine Stellung. Bournonville befehligte den rechten, der Kurfürst den linken Flügel. Der Feind war nicht stark und diesseitig erwartete man den Befehl zum Angriff. Ja mehr, man drang darauf. Aber Bournonville suchte Ausflüchte und hob insonderheit hervor, daß ein breiter und tiefer Graben vor der Front des Feindes läge. Der Kurfürst ließ nun Brücken über den Graben schlagen und leitete seinerseits das Gefecht durch ein paar Stückkugeln ein, ohne jedoch den Oberfeldherrn durch ein solches Vorgehen umstimmen zu können. Es wurde vielmehr ein Kriegsrat einberufen, der erst die Frage: »Angriff oder nicht« entscheiden sollte. Derfflinger war zugegen und nahm das Wort. »Er habe den Feind zweimal rekognosziert und eine bessere Gelegenheit ihn anzugreifen sei nicht denkbar.« Aber Bournonville beharrte bei seiner entgegengesetzten Ansicht. Im Zorn erhob sich jetzt der Alte und erklärte, dem Kriegsrat nicht länger beiwohnen zu wollen. Unter ähnlichen Streitigkeiten vergingen Wochen und Monate, bis endlich, am 4. Januar 1675, der Kurfürst aufbrach, um in Franken die Winterquartiere zu beziehen.
    Hier lag er noch in der Nähe von Schweinfurt, als ihm in der letzten Maiwoche die Nachricht kam, daß die Schweden, als Verbündete Frankreichs, in die Kurmark eingebrochen seien und schlimmer als in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges darin hausten. Sofort brach der Kurfürst auf, um seinem bedrängten Lande zu Hilfe zu eilen. Mit ihm Derfflinger, der am 14. Juni vor Rathenow erschien und am 15. die vom Obersten Wangelin verteidigte Stadt im Sturme nahm. Unverzüglich ging es weiter, quer durch das Luch auf Cremmen und Linum und zuletzt auf Fehrbellin zu. Die sich nun entspinnende Schlacht, in der sich namentlich auch Derfflinger durch Scharfblick und Selbständigkeit des Urteils auszeichnete, geb' ich nach den Aufzeichnungen, die der kurfürstliche Kammerjunker Dietrich Sigismund von Buch in seinem Tagebuche darüber gemacht hat.
    »... Se. kurfürstl. Durchlaucht sagten mir am 17., ich solle ihn in der Schlacht nicht verlassen, sondern immer bei seiner Person bleiben, und ich füge hinzu, daß dies Vertrauen, welches er mir zeigte, mich mehr verpflichtete, als hätte er mir tausend Thaler geschenkt. Er sagte auch, ich sollte aufmerksam sein, wenn jemand in der Hitze des Kampfes sich an ihn schliche, so daß sich niemand nähern könne, ohne daß ich Acht darauf hätte. Ich antwortete ihm, daß ich alles thun würde, was ein anständiger Mann thun könne. Da sagte Se. K. Durchlaucht: ›Ja, ich weiß es, daß ihr es thut und ihr habt es bis jetzt immer

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