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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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in denen nur Freiligrath und der Kaffer ›einsam schweift durch die Karroo‹, empfange diesen Tropfen Kap Konstantia; – die Hänge des Tafelberges grüßen dich und den Brieselang!« Damit goß er den Kapwein ihr zu Füßen. Wir schwenkten die Hüte, stimmten Lieder an von Arndt und Körner und machten uns auf den Rückweg.
    Im Fluge. Denn immer bedrohlicher zog sich's über uns zusammen und kein Wind machte sich mehr auf, das Gewölk zu zerstreuen. So ging es an den alten Stätten vorbei, am Forsthaus, am Remontedepot, an dem Elsbusch, aus dem uns Lampe, der »Jäger«, so bedrohlich entgegengetreten war. Als wir Finkenkrug erreichten, war es die höchste Zeit, wenn uns daran lag, mit den Extrazüglern, die eben in Sektionen formiert aufbrachen, den Rettungshafen der Eisenbahn zu gewinnen. Musik vorauf, so ging es durch die letzte Waldstrecke. Die Pauke tat wieder ihr Äußerstes, als plötzlich einer rief: Pauke still! Und sie schwieg wirklich. Über das weite Himmelsgewölbe hin rollte der erste Donner. In den Wipfeln begann ein unheimliches Wehen, die obersten Spitzen brachen fast. »Rasch, rasch«, hieß es, »Laufschritt«; alles drängte durcheinander, »sauve qui peut« und der Zug, der schon hielt, wurde im Sturm genommen. In demselben Augenblick aber brach es los; die Blitze fuhren nieder, das Gekrach überdröhnte das Gerassel des Zuges; wie ein Wolkenbruch fiel der Regen.
    Als wir eine Stunde später im klapperigen Gefährt über die Alsenbrücke fuhren, auf den Tiergarten zu, stand das Wasser in Lachen und Lanken. Wer um diese Zeit vom Finkenkrug bis zur »Königseiche« gewandert wäre, der hätte wohl den Brieselang gesehen wie vor tausend Jahren!
     

Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses
     
    Die Eibe
    Schlägt an die Scheibe,
    Ein Funkeln
    Im Dunkeln.
    Wie Götzenzeit, wie Heidentraum
    Blickt ins Fenster der Eibenbaum.
     
    Nicht voll so alt wie die Brieselangeiche, von der ich im letzten Kapitel erzählt habe, aber doch auch ein alter, oder sehr alter Baum ist die Eibe, die in dem Parkgarten hinter dem Herrenhause steht. Von ihr will ich, einschaltend, an dieser Stelle erzählen.
     
    Der Stamm dieses Baumes, wie es seiner Art 16 in den Marken keinen zweiten gibt, ist etwa mannsdick, und die Spannung seiner fast den Boden berührenden Zweige wird dreißig Fuß sein. Die Höhe beträgt wenig mehr. Aus der Dicke des Stammes hat man das Alter des Baumes berechnet. Man kennt Taxusbäume, die nachweisbar zweihundert bis dreihundert Jahre alt sind; diese sind wesentlich kleiner und schwächer als der Baum, von dem ich hier spreche. Man kennt ferner
einen
Taxusbaum, (bei Fürstenstein in Schlesien), der nachweisbar tausend Jahr alt ist, und dieser eine ist um ein gut Teil höher und stärker als der unsrige. Dies läßt für diesen auf ein Alter von fünfhundert bis siebenhundert Jahren schließen, und das wird wohl richtig sein.
     
    Dieser unser Taxusbaum war vor einhundert oder einhundertundzwanzig Jahren eine Zierde unseres Tiergartens, der damals bis an die Mauerstraße ging. Als später die Stadt in den Tiergarten hineinwuchs, ließ man in den Gartenstücken der nach und nach entstehenden Häuser einige der schönsten Bäume stehen, ganz in derselben Weise, wie man auch heute noch verfahren ist, wo man die alten Elsen und Eichen von »Kemperhof« wenigstens teilweise den Villen und Gärten der Viktoriastraße belassen hat.
     
    Unser Taxusbaum, jahrhundertelang ein Tiergartenbaum, wurde, ohne daß er sich vom Fleck gerührt hätte, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Gartenbaum. Und noch etwa zwanzig Jahre später tritt er aus seiner bis dahin dunklen Vergangenheit in die Geschichte ein.
     
    Zu Anfang dieses Jahrhunderts gehörten Haus und Garten dem Generalintendanten von der Recke, der öfters von den Königlichen Kindern, zumal vom Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., Besuch empfing. Der Kronprinz liebte diesen von der Reckeschen Garten ganz ungemein; es wurde ein bevorzugter Spielplatz von ihm, und der alte Taxusbaum mußte herhalten zu seinen ersten Kletterkünsten. Der Prinz vergaß das dem alten Eibenbaume nie. Wer überhaupt dankbar ist, ist es gegen alles, Mensch oder Baum. Vielleicht regte sich in dem phantastischen Gemüte des Knaben auch noch ein anderes; vielleicht sah er in dem schönen, fremdartigen Baume einen Fremdling, der unter märkischen Kiefern Wurzel gefaßt; vielleicht war er mit den Hohenzollern selbst ins Land gekommen, und es

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