Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
1
Was da durch die Tür kam, verhieß nichts Gutes. Sie nahmen direkt Kurs auf ihn, zu fünft – drei Kerle, zwei Mädchen –, und alle sahen einige Jahre älter aus als er, gingen aber wahrscheinlich noch auf die Highschool. Die Jungs waren trainiert, nahmen jedoch eher keine Steroide, was bedeutete, dass er es einzeln mit ihnen aufnehmen konnte. Im Dreierpack hatte er gegen sie null Chancen. Außerdem suchte Gabe keinen Streit. Bei seinem letzten Kampf war seine Hand schwer verletzt worden, zumindest vorübergehend. Er hatte Glück gehabt. Vielleicht hätte er heute noch mal Glück. Wenn nicht, musste er sich klug verhalten.
Er schob seine Brille zurecht und verschanzte sich hinter seinem Buch, bis die Gruppe ihn aufs Korn nahm. Selbst dann blickte er noch nicht zu ihnen auf. Ihm würde nichts passieren, mitten in einem Starbucks … seine Gedanken rasten hin und her, während er die aufgeschlagene Seite vor ihm anstarrte.
»Du hockst auf meinem Platz«, sagte einer der Jungs.
Sein Dad hatte ihm eingebläut, sich im Falle eines Angriffs immer an den Anführer zu halten. Denn war der Anführer erst mal erledigt, fielen die anderen um wie Dominosteine. Gabe zählte bis fünf, bevor er aufblickte. Der Kerl, der ihn angesprochen hatte, war der größte von den Typen.
»Entschuldigung?«, sagte Gabe.
»Ich sagte, du hockst auf meinem Platz.« Und als wolle er seine Meinung noch etwas deutlicher machen, öffnete er seine Jacke und gönnte Gabe fünf Sekunden lang freien Blick auf die im Hosenbund steckende Waffe – absolut der ungünstigste Aufbewahrungsort für eine ungesicherte Pistole. Es gab auf der ganzen weiten Welt nur zwei Menschen, von denen sich Gabe verscheißern ließ, und keiner der beiden stand vor ihm. Hier nachzugeben wäre ein grober Fehler. Glücklicherweise hatte der Blödmann ihm eine Brücke gebaut.
Gabe hielt einen Zeigefinger in die Höhe: »Was dagegen?« Langsam und vorsichtig schob er mit seinem Finger die Jacke des Jungen zur Seite und ließ seinen Blick auf der Waffe ruhen. »Eine Beretta 92FS mit extra angefertigtem Griff.« Eine Pause. »Süß.« Er ließ die Jacke los. »Du weißt ja vermutlich, dass die Firma gerade ein weiterentwickeltes Modell rausgebracht hat – 96A oder so ähnlich. Beruht auf der 92er-Serie, hat aber ein längeres Magazin.«
Gabe stand auf. Im direkten Vergleich war er ein paar Zentimeter größer als der Schaumschläger mit Waffe, aber er wollte auf dem Größenunterschied lieber nicht herumreiten. Also trat er einen Schritt zurück und verschaffte ihnen beiden ein bisschen Freiraum.
»Ich mag die für Zielscheiben … die 87 Cheetah .22LR. Erstens ist die super zuverlässig und zweitens für Rechts- und Linkshänder geeignet. Ich bin Rechtshänder, habe aber eine echt gute Linke. Man weiß ja nie, welche Hand gerade gebraucht wird.«
Sie waren gefangen in einem Anstarr-Wettbewerb, wobei Gabe sich auf den Kerl mit der Waffe konzentrierte. Was ihn betraf, existierten die vier anderen gar nicht. Dann machte Gabe unerwartet und leichtfüßig einen Schritt zur Seite und präsentierte mit einer großmütigen Handbewegung seinen Platz. »Fühl dich wie zu Hause.«
Ein paar Sekunden vergingen, in denen jeder auf ein Zwinkern seines Gegenübers wartete.
Schließlich sagte der Typ zu Gabe: »Setz dich.«
»Nach dir.«
Die beiden beäugten sich und setzten sich dann gleichzeitig hin, der Typ auf den Lederstuhl, der vorher Gabes Platz gewesen war. Gabe hatte den Typ immer noch im Visier und sah nicht einen Moment lang weg. Er war knapp eins achtzig groß, achtzig Kilo schwer, breitschultrig und hatte kräftige Arme. Die Haare waren braun und reichten bis über die Ohren, er hatte blaue Augen und ein kräftiges Kinn. Unter seiner Lederjacke trug er ein graues T-Shirt, dazu schwarze, eng sitzende Jeans. Er sah gut aus und hatte wahrscheinlich ein ganzes Aufgebot an Bewunderern.
»Woher kennst du dich mit Waffen aus?«, wollte der Typ wissen.
Gabe zuckte mit den Achseln. »Mein Dad.«
»Was macht der?«
»Mein Vater?« Gabe verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Äh … also eigentlich ist er Zuhälter.« Die erwartete Pause. »Ihm gehören Bordelle in Nevada.«
Der Typ starrte ihn mit neugewonnenem Respekt an. »Cool.«
»Klingt viel cooler, als es ist«, sagte Gabe. »Mein Dad ist ein fieser Hund – ein richtig mieses Arschloch. Dazu gehören ihm noch jede Menge Waffen, und er weiß ganz genau, wie man jede einzelne bedienen muss. Wir vertragen uns, weil
Weitere Kostenlose Bücher