Wanderungen durch die Mark Brandenburg
haben mochte. Seine Tätigkeit verdoppelte sich und er begann, von 1853 bis 1858, nach dem Vorbilde Horace Vernets, biblische Motive in treuer Wiedergabe orientalischen Wesens, wozu seine zahlreichen Studien ihn befähigten, zu komponieren. Und neben diesen Bildern biblischen Inhalts gab er Darstellungen aus dem Volksleben. Es entstanden um diese Zeit: 1. Sphinx bei Theben; Hirt mit Ziegen im Vordergrund. 2. Ägyptische Studenten. 3. Christus und Magdalena beim Pharisäer Simon. (Von Frau Hauptmann Steinberg in Ruppin gekauft und für die dortige Klosterkirche gestiftet.) 4. Fülle und Elend; früher bekannt unter dem Titel: »Wohl endet der Tod des Lebens Not, doch schauert Leben vor dem Tod.« 5. Christus bei den Sündern und Zöllnern, von den Pharisäern zurecht gewiesen. (Vom Kommerzienrat Zimmermann für die Kunsthalle in Chemnitz gestiftet.) 6. Ägyptische Bettlerinnen. Alle diese Bilder wurden in Paris ausgestellt, die beiden letztgenannten auch in Berlin, wohin er, aller Parispassion und alles internationalen Zuges unerachtet, im Herbste 1857 dennoch zurückzukehren für gut fand.
Die vier Jahre von 1853 bis 1857, während welcher Zeit er – nunmehr auf eigenen Füßen stehend – frei und selbständig schuf, waren ihm in besonders angenehmer Weise vergangen, wozu sehr wesentlich die freundlichen Beziehungen beitrugen, in denen er ebensowohl zu französischen wie zu deutschen Künstlern stand. Gerôme, Boulanger, Louis Hamon, Aubert, sämtlich, wie er selbst, aus der Gleyreschen Schule hervorgegangen, zählten zu seinem Umgang, während er sich mit Ferdinand Heilbuth (Hamburger, aber in Paris geblieben und dort naturalisiert; vor kurzem verstorben) befreundete. Desgleichen stand er auf freundlichem Fuße mit Feuerbach, Viktor Müller, Rudolf Henneberg, Lindenschmidt, Gustav Spangenberg, alle Schüler von Couture, zu dem er sich, wie schon erzählt, nach Austritt aus dem Gleyreschen Atelier, ebenfalls ein Jahr lang gehalten hatte. Alle diese waren gleichaltrig Mitstrebende; seine guten Beziehungen aber beschränkten sich nicht auf diese, sondern erstreckten sich auch auf solche, die damals in der Pariser Malerwelt als anerkannte Meister den Ton angaben: Paul Delaroche, Horace Vernet, Robert Fleury, Ary Scheffer, Courbet, Winterhalter. Und diesen hier Genannten darf auch Ludwig Knaus zugezählt werden, »der (so schreibt G.) schon als Meister dorthin kam, dort, wie überall, eine Ausnahmestellung einnahm und in Paris alles erreichte, was ein Maler erreichen kann.«
IV
Rückkehr in die Heimat. Ruppin.
Übersiedlung nach Berlin. Verheiratung (1861).
Reisen. Briefe aus Stockholm
(Von 1857 bis 1874)
1857, wie bereits kurz erwähnt, verließ W. Gentz Frankreich, um nun dauernd in die Heimat zurückzukehren. Aber er blieb, wie jeder Künstler das muß, in intimer Fühlung mit Paris, und so mag denn, ehe ich in Nachstehendem über die zweite Hälfte seines Lebens und Schaffens berichte, zunächst das noch eine Stelle hier finden, was er – aus aller Chronologie herausgerissen und anknüpfend an die gelegentlichen Begegnungen einer späteren Zeit – über die französischen Maler überhaupt, insonderheit über ihren naiven Chauvinismus, also mehr über die Menschen als über die Künstler, und schließlich auch noch über die neueste Pariser Kunstrichtung geschrieben hat.
»... Ich war allezeit«, so schreibt er, »sehr gern in Paris und stand, was ich immer wieder und wieder betonen muß, mit den französischen Künstlern auf bestem Fuße, wennschon ihnen ihre ›Superiorität‹ über uns, und zwar nicht bloß für den Moment, sondern für alle Zeiten, unverbrüchlich feststand. Sie waren darin ganz naiv. Der Gedanke, daß sie von anderen überflügelt werden könnten, ist ihnen bis diese Stunde fremd geblieben. Und so ist es denn auch ein charakteristischer Zug jedes Franzosen, ohne weiteres anzunehmen, daß seine Nation von einer anderen nicht besiegt werden könne. Davon ein Beispiel. Als ich Gleyre im Jahre 1868 das letztemal sprach, lud ich ihn ein, mich in Berlin zu besuchen, ich wolle bei der Gelegenheit sein Führer durch die Museen, wie auch durch die Museen in Dresden usw. sein. ›Ich nehme es an‹, sagte er, ›doch zuvor müssen wir mit den Deutschen uns messen.‹ Die Wut gegen uns datierte schon vom österreichischen Kriege her. ›Aber‹, erwiderte ich ihm, ›Sie sind ja gar kein Franzose, Sie sind ja ein Schweizer; was geht Sie diese Rivalität an?‹ ›Schweizer bin ich,
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